Donnerstag, 13.10.22, 17:20 Uhr wird im Bundestag die Änderung des IfsG diskutiert. Es geht um #Triage: Der Bundesrat hat in einer Stellungnahme gefordert, die Möglichkeit der #ExPostTriage zu prüfen, damit schon begonnene Behandlungen rechtssicher abgebrochen werden können.
🧵
... und fordert, bei #Triage-Entscheidungen die knappe Ressource „Arzt“ eher der Patientenversorgung zur Verfügung zu stellen, als dem Mehraugenprinzip.
Stellungnahme des Marburger Bunds hier:
4 marburger-bund.de/sites/default/…
Es könnte nämlich sein, dass - wie @robilad es nannte - "über Bande gespielt" wird: Man bezeichnet es #ExPostTriage im Sommer als unethisch, doch lässt sich nun von den Experten/Bundesrat vom höheren Gut der Rechtssicherheit überzeugen.
6
Ich schließe mich @Sebastian_hurra an, der darauf hinweist, dass eine Pandemie kein unplanbares Ereignis darstellt. Wir wissen seit Monaten, dass es zu #Triage kommen wird (und schon kommt), wenn nicht endlich eindämmende Maßnahmen ergriffen werden.
7
#Triage / #ExPostTriage ist für gesunde Menschen ein möglicherweise beruhigender Gedanke: Sie können sich vormachen, dass für sie schon ein Intensivbett frei(gemacht) ist, vor allem mit der richtigen Versicherung & Reputation.
8
Politiker der Todeszone wird man nicht unbehandelt sterben lassen oder deren Behandlung einstellen zugunsten von anderen Patient:innen.
9
Anders für Vorerkrankte: Der Gesetzentwurf sieht zwar vor, dass nur die aktuelle & kurzfristige Überlebenswahrscheinlichkeit über die Zuteilung entscheidet. Da aber Komorbiditäten eine entscheidende Rolle spielen können, ist gegebenenfalls im Nachteil, wer vorerkrankt ist.
10
Wenn von einem „wirksamen Schutz vor einer Benachteiligung wegen der Behinderung“ gesprochen wird, der das Ziel der Gesetzesänderung sein soll, so muss man wissen, dass Behinderung dennoch aufgrund der Komorbidität das Todesurteil sein kann.
11
Es bleibt mir unverständlich, wie wir uns sehenden Auges in diese Situation bringen konnten, nach all den immer drastischer werdenden Berichten von Mediziner:innen aus ihrem Alltag, nach #MedizinBrennt und #MedizinInAsche und nun #ExPostTriage die Antwort sein soll.
12
Vorerkrankte & behinderte Menschen werden die Leidtragenden sein. Diejenigen, die um Schutz betteln, deren Bedarfe negiert werden, die für nachrangig erklärt werden gegenüber „Normalität“ und wirtschaftlichen Interessen … sind diejenigen, die im Zweifel nicht versorgt werden.
13
AM ENDE DES TAGES ist das Thema vom Tisch. Wenn jetzt auch noch Eindämmungsmaßnahmen auf den Weg gebracht werden würden, damit #Triage und #ExPostTriage obsolet werden würde, dann wäre der Tag perfekt. Es ist aber auch so ein guter Tag, denn er hat mir gezeigt, …
…dass wir hier viele sind, die sich nicht damit abfinden wollen, dass man eine Pandemie durchlaufen lässt und dann denjenigen, denen man zuvor den Schutz versagt hat, den Todesstoß verpasst. Ich hoffe, es konnten ein Zeichen gesetztet werden, dass der politische Preis hoch wäre.
Politische Gesetze werden normalerweise von einer öffentl. Debatte flankiert. Doch wenn heute das IfSG im Bundestag diskutiert werden wird, dann wird auch #ExPostTriage debattiert werden, ohne dass es dafür in den letzten Wochen/Monaten gesellschaftliche Aufmerksamkeit gab…
1
🧵
… weil es im Mai die Verlautbarung gab, dass es keine #ExPostTriage-Regelung im überarbeiten IfSG geben wird. Diese Debatte kommt quasi durch die Hintertür. Es bleibt zu befürchten, dass ohne gesellschaftliche Diskussion ein Gesetzesänderung verabschiedet werden könnte, …
2
… die ein großes ethisches Dilemma beinhaltet.
Was war geschehen? Vor 6 Tagen (7.10.) wurde die Stellungnahme des Bundestags verfasst, in der das Parlament aufgefordert wird, die #ExPostTriage nun doch in die Gesetzesregelung aufzunehmen.
3
1-Wenn ich die Frage richtig verstehe, so geht es darum, ob KuJ kommunizieren, wenn sie kognitive Einbußen bemerken - vor dem Hintergrund der vorherrschenden Ansage, dass Covid für KuJ harmlos sei. Eine gute Frage für einen Freitag Nachmittag. Ich bemühe mich um eine Antwort😉
🧵
2-Zu kommunizieren, dass man seit der Infektion kognitiv nicht mehr im gleichen Maße leistungsfähig ist, setzt voraus, dass die kognitiven Veränderungen als solche wahrgenommen und zugeordnet wurden. Das scheint ja schon den Erwachsenen schwer zu fallen.
3-Kognitive Veränderungen nach Infektion sind ja zunächst unspezifisch & lassen sich durch vielerlei erklären. Der Mensch ist so gestrickt, dass er nach Kausalzusammenhängen sucht. Ob postulierte Zuordungen einer objektiven Überprüfung standhalten, steht auf einem anderen Blatt.
Dass Menschen mit schwerer geistiger Behinderung möglichst unsichtbar zu sein haben, ist nicht neu. Dass manche Politiker - wie jüngst von der FDP - versuchen, diese unrühmliche Geschichte fortzuschreiben, verwundert nicht.
Ein kleiner Exkurs 🧵
1/17
Menschen mit schwerer geistiger Behinderung sind systematisch aus unserem Alltag entfernt worden. Die Heime, die für lange Zeit ab früher Kindheit vorgesehen waren, befinden sich meist im sehr, sehr ländlichen Raum.
2/17
Familien die sich in den 50er & 60er Jahren gegen die Abgabe ihrer Kinder entschieden, erlebten Diskriminierung. Unterstützung für häusliche Pflege war ohnehin lange nicht vorgesehen, so dass diese oft auch nicht zu leisten war.
3/17
Heute hat mir jemand geantwortet mit den Worten: „Wir Eltern müssen endlich alle gemeinsam laut werden.“ Ich sehe, wie viele von Euch hier schon so lange laut seid 👍. Ich reihe mich gerne ein.
1/
Ich bin immer wieder entsetzt darüber, wie Schüler aus Risikohaushalten in maskenlose Situationen gezwungen werden. Es ist eine Farce zu sagen, wer sich schützen will, könne sich schützen. Für Schüler gilt das nicht.
2/
Es gibt aus meiner Sicht zwei Gruppen von Familien, die sich in der Pandemie auf der vorsichtigen Seite befinden. Da sind 1) die Risikofamilien. Das sind die Familien, in denen ein Familienmitglied ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf einer Infektion hat trotz Impfung.
3/
Dass sich 3 FDP-Politiker der Gemeinde Tann (Rhön) - Dänner, Fischer & Willing - unrühmlich hervorgetan haben, das hat hier auf Twitter ja die Runde gemacht.
🧵
1/11
👇 hessenschau.de/politik/fdp-ko…
Die Stadträte Dänner (FDP) & Fischer (FDP) sowie die Fraktionsvorsitzende der FDP Willing der Gemeinde Tann (Röhn) verfassen ein Flugblatt. Sie schrieben Tann würde "zunehmend zu einer 'Sonderwelt', da die Präsenz des Tanner Diakoniezentrums allgegenwärtig ist".
2/11
Des weiteren schrieben die FDP-Politiker aus Tann: „Das mit dem Krankheitsbild der Menschen mit geistigen und seelischen Beeinträchtigungen einhergehende Verhalten, wie z. B. mangelnde Distanz, können und möchten viele Touristen nicht aushalten.“
3/11
Gedanken zu den öffentlichkeitswirksamen Kindertränen von Töchtern FDP-naher Unternehmer:
Wir haben eine Pandemie. Diese bedeutet Einschränkung. Die Last dieser Einschränkung sind gesellschaftlich unterschiedlich verteilt.
1/7
Viel dieser Last tragen gegenwärtig Kinder aus Risikofamilien: je mehr „Normalität“ gelebt wird, desto enger wird es für sie.
2/7
Wenn ein FDP-naher Unternehmer die Tränen seiner Tochter öffentlich macht, (darüber dass sie, positiv getestet, nicht an der Klassenfahrt teilnehmen darf,) stellt sich die Frage nach der Agenda, die hier verfolgt wird.
👇