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Oct 15 26 tweets 6 min read
"Hafermilch ist also der Inbegriff all dessen, was in der heutigen „bewussten“ Ernährung schiefläuft."

Ein #Welt + Artikel bezeichnet "Hafermilchtrinker", als Kult, bei dem das Trinken von #Hafermilch einem blutig geschlagenen Rücken, einer Geißelung gleich kommt. Ein Thread 1/X Überschrift:  Die Hafermilch - Buße  Der Artikel zum Nachl
Der Einstieg in diesen Artikel vollzieht der Autor mit vielen verschiedenen Vergleichen. Hier wird deutlich Stimmung gemacht und sich direkt positioniert. Die einleitenden Worte sind nichts weiter als eine Diffamierung aller, die die Hafermilch trinken.
Hier weiß man sofort, dass der Artikel kein Interesse an Begründungen hat, die irgendwo logisch in einer Argumentation greifen. Man könnte hier auch direkt den Artikel stoppen, aber natürlich möchte ich euch für das kostenpflichtige Abo auch alles präsentieren.
Die Stimmungsmache beginnt mit folgenden Vergleichen - 1) Menschen finden Oralsex eklig, trinken aber Hafermilch - 2) Hafermilch ist verdünnter Tapetenkleister mit Kreidepulver 3) Die sagen, man gewöhnt sich daran? In einem Film hat sich auch jemand an das Höllenfeuer gewöhnt.
Hafermilch muss man nicht verteidigen, was mir aber direkt zu Beginn sauer aufstößt, ist nicht die schlecht gewordene Hafermilch (kleiner Gag, haha), sondern das Anreden von "denen", "die da, die Hafermilch" trinken", denn wenn es nach dem Autor geht, dann...
...sind Menschen, die Hafermilch trinken auch gar nicht in der Lage, Tapetenkleister und Kreidepulver von Hafermilch zu unterscheiden.
Bis hierhin könnte man noch ein bisschen Mitleid mit dem Autor haben, der offenbar seine ganze Wut über die Ernährungswende, hier verarbeitet,
aber dann wird es sehr komisch. Die Popularität von Hafermilch erklärt er über den schlechten Geschmack, denn dadurch, dass man etwas trinkt, was schlecht schmeckt, würde man ein Opfer bringen und ein Opfer zu bringen, wäre das Hauptziel aller, die Hafermilch konsumieren.
Zitat: "Denn wenn es ein Genuss wäre, sie zu trinken, würde man ja kein Opfer bringen. [...] ein Opfer – fürs Klima, für Tierwohl und für die eigene Gesundheit." "Hafermilchtrinker" haben damit für ihn die gleichen Hierarchien wie Religionen.
Den Vergleich führt er aus und sagt sinngemäß, dass es eben auch mehr bringe "Märtyrer" zu ein, als sich an die religiösen Regeln zu halten und verweist auf einen eigenen Artikel zum Thema "Religiöse Massenmörder". Unglaublicher, aber nicht überraschender Vergleich des Autors.
Zur "Wahrheit" des Autors gehört auch der "quasi-Medizin - Glaube", denn er geht davon aus, dass auch bei der Hafermilch der alte deutsche Volksglaube Wirkung zeigt: "Je bitterer und schleimiger die Arznei, desto wirksamer ist sie." Alles klar!
Hier würde ich gerne aufhören, denn was nun folgt, wird das Bild einer geschundenen alten Seele zeigen, die den gesellschaftlichen Umbruch einfach um jeden Preis aufhalten möchte, nur noch dramatischer festigen, aber wir gehen weiter rein.
Die Gehirnwäsche meine Freunde! Alle Hafermilchtrinker sind Opfer einer kommerziellen Gehirnwäsche, Opfer einer "Abrichtung" hin zu Modegetränken, die uns eigentlich gar nicht schmecken. Der Autor spricht von Konditionierung und dem Wegfall des natürlichen Geschmackempfindens.
Hatte gehofft, dass uns wenigstens diese Sichtweise erspart bleibt, aber nein, auch die Umerziehung und das Absprechen des eigenen freien Willens, der bewussten Entscheidung etwas Anderes zu konsumieren, sind Narrative, die Matthias Heine zu gerne bedient.
Im nächsten Teil des Artikels spricht er in 2! Sätzen davon, dass es ja auch nicht-religiöse Gründe gäbe, sich der Hafermilch zuzuwenden, denn alle wissen, dass Massentierhaltung schlecht ist. Klasse, aber natürlich wird diese Seite der Argumentation nicht weiter ausgeführt.
Dafür nutzt er diesen Teil, um etwas zu machen, was unglaublich ist. Nicht nur, dass er der logische Gründe für den "Milchwechsel" keine Zeit einräumt, er umspielt das Thema mit folgenden völlig unnötigen Zusätzen, um weitere Narrative des Zielpublikums zu bedienen:
1)"Unbestritten ist, dass bei deren Produktion Rinder, die sich als Kühe definieren oder als Kühe definiert werden, übelst speziesistisch ausgebeutet werden."

Die sich als Kühe definieren? Was soll dieser Nebensatz in einem Artikel über Hafermilch? Aber es wird noch besser.
2) "Gewiss existieren Laktoseintolerante, genauso wie Hochbegabte, Menschen mit ADHS und Transpersonen existieren."

Was möchte er uns damit sagen? Oh wartet einen Moment. Im nächsten Satz, geht er davon aus, dass die Zahl der Laktoseintoleranten nicht so hoch sein kann, wie...
...suggeriert wird, denn dann müsste sich "der europäische Menschentypus nach Jahrtausenden des Kuhmilchmissbrauchs längst zu Tode gefurzt haben."

Es ist deutlich, was der Autor vor hat, wenn er Hochbegabte, Menschen mit ADHS und "Transpersonen" im selben Zusammenhang nennt.
Auch hier unterstellt er damit suggerierte Zahlen, vermutlich sogar "Modeerscheinungen", denen Menschen folgen, um sich besonders zu fühlen. Ein unterstelltes Narrativ, aber es gibt keinen anderen Grund, diese Menschengruppen hier mit anzubringen. Leserorientiert, jaja.
Die zwei Folgenden Absätze beschreiben dann den "künstlichen Prozess" der Hafermilchherstellung, der im starken Kontrast zur natürlichen Herkunft von "richtiger Milch" und Fleisch stünde. Witzig ist, wie viel Zeit aufgewendet wird, um die Herstellung von Hafermilch zu erläutern.
Dazu im Vergleich alle Sätze zu Milchprodukten:

"Richtige Milch kommt fertig trinkbar aus dem Euter der Kuh, der Ziege oder des Schafs. Butter und Sahne entstehen, indem man Milch schüttelt. Käse bekommt man, wenn man Milch länger herumstehen lässt. "

Das ist alles.
Mehr hat er nicht zur Herkunft von Milchprodukten zu sagen und lässt damit natürlich den Eindruck entstehen, dass der Aufwand zur Hafermilchherstellung nicht vertretbar ist, wenn normale Milch doch viel leichter "produziert" werden kann. Die harten Fakten fehlen auch hier,
denn jeder Mensch weiß, dass Milchkühe nicht einfach "geerntet" werden, aber das ist ein anderes Thema, welches auch im vorliegenden Artikel überhaupt nicht ausgeführt und mit Quellen belegt wird.
Der Artikel schließt noch mit dem Hinweis, dass es ja auch Experimente mit Insekten als Nahrungsmittel gibt:

"Her mit den crunchy gerösteten Heuschrecken! So brechreizend wie Hafermilch können die gar nicht sein."

Ich finde Hafermilch und die Menschen, die es trinken, scheiße.
Das bleibt ein passender Schlusssatz, der perfekt die Kommentare einleitet, die ich euch einfach unkommentiert präsentiere, denn sie sprechen bereits Bände.

Danke fürs Gehör und direkt rein in die Abo-Kündigung. Möge die große Göttin Avena uns alle erretten, meine Mitgläubigen! Kommentar: Nach der Evolutionsforschung, und die will weder Kommentar: Wer Hafermilch trinkt, wählt auch eine kompetenzKommentar 1:  Einschöner Spiegel für die ganzen ErnährungKommentar 1:  Lieber Autor, Sie sprechen mir aus Herz und Se
Hier auch nochmal der Link zum Artikel:

welt.de/kultur/plus241…

Wenn ich den reinen Text rauskopieren und irgendwo zur Verfügung stellen darf, sagt mir das gerne, habe nur dieses Mal auf Screenshots verzichtet, weil ich das sicher nicht einfach veröffentlichen darf <3

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