Die #STIKO empfiehlt den Omikron-Booster lediglich für Personen ab 60 Jahren. Ist die Altersbeschränkung gut begründet? Ich habe einen Blick in die wissenschaftliche Begründung geworfen: rki.de/DE/Content/Inf…
(Spoiler: Ist sie nicht.) 🧵 1/
Die Altersbeschränkung wird durch einen Verweis auf eine wissenschaftliche Begründung vom August gerechtfertigt. Damals hat die Stiko die vierte Impfung nicht nur, wie zuvor, für Personen ab 70 Jahren, sondern für alle ab 60 empfohlen: rki.de/DE/Content/Inf… 2/
In diesem Artikel sagt die Stiko, es gebe keine Daten für Personen unter 60 Jahren und verweist zudem auf eine Stellungnahme der WHO: who.int/news/item/17-0… 3/
In dieser kurzeh Stellungnahme schreibt die WHO, es gebe kaum Daten zu Personen ab 60 Jahren und vorläufige Studien legten nahe, dass der Nutzen minimal sei. 4/
Mir ist nicht klar, was mit diesen Daten gemeint ist - vielleicht die zwei Studien zu Personen im Gesundheitswesen, die in dem Statement der WHO kurz besprochen werden. Jedenfalls wird nicht auf Literatur verwiesen. 5/
Wenn die WHO sagt, der Nutzen der zweiten Impfung sei vermutlich minimal, worin sähe die WHO einen Nutzen? Im gesamten Statement ist kein einziges Mal von Long Covid die Rede. Offenbar zieht die WHO die Verhinderung von Long Covid nicht als Grund für eine Impfung in Betracht. 6/
Noch deutlicher ist das bei der Stiko. In der aktuellen Impfempf. bezeichnet die Stiko die Verhinderung schwerer Verläufe als "primäres Ziel" der Impfung. Und in einer an den zweiten Screenshot folgenden Aufzählung von 6 Impfzielen wird die Verhinderung von LC nicht genannt. 7/
Des Weiteren beruft sich die Stiko in dem Artikel vom August für die Begründung des geringen Nutzens einer Impfung für Personen unter 60 Jahren ausschließlich auf (fehlende) Daten zum Schutz vor schweren Verläufen. 8/
Obwohl die Stiko das Thema Long Covid nicht ignoriert, sehe ich es daher als wahrscheinlich an, dass sie den Schutz vor Long Covid nicht ernsthaft als Grund einer Omikron-Impfung in Erwägung gezogen hat. 9/
Zudem weist die Nichtempfehlung der vierten Impfung für Personen unter 60 Jahren einige Unstimmigkeiten auf. So empfiehlt die Stiko bei Personen, die in Gesundheit oder Pflege tätig sind, die Impfung unabhängig vom Alter, da diese stärker exponiert seien. 10/
Ist das denn so? Haben nicht z.B. Lehrer:innen oder Verkäufer:innen ebenso viel Kontakt mit dem Virus? Glaubt die Stiko ernsthaft, die Unterschiede in der Exposition seien so groß, dass sie für eine Impfempfehlung ausschlaggebend sein können? 11/
Vielleicht ist die eigentliche Meinung der Stiko, dass diese Berufsgruppen sich impfen lassen sollten, damit die von ihnen versorgten Personen besser geschützt sind. Die Unterbindung der Transmission ist auch ein ausdrückliches Ziel der Impfung. 12/
Doch wir wissen, dass der Schutz von vulnerablen Personen kaum gelingen kann, wenn nicht die Transmission in der Bevölkerung limitiert wird. Warum also sollte man Personen unter 60 Jahren nicht gegen Omikron impfen? 13/
Womöglich spielen hierbei fehlende Daten zu dieser Altersgruppe eine Rolle für die Stiko. Oder dass sie Infektionen und Impfungen (auf Basis einer Grundimmunisierung durch Impfungen) als immunologisch gleichwertig ansieht. Ich lasse die Qualität dieser Argumente dahingestellt.14/
Doch warum übernimmt die Stiko einfach die Altersbeschränkung der Impfstoffe gegen den Wildtyp? Müsste sie nicht wegen des größeren Nutzens von Omikron-spezifischen Impfstoffen die Altersbschränkung erneut diskutieren? 15/
Hier kommt wohl ins Spiel, dass die Stiko wegen der von ihr als unzureichend gesehenen Evidenz kein großes Vertrauen in die Omikron-spezifischen Impfstoffe hat, weswegen sie vorzugsweise die bivalenten Impfstoffe empfiehlt. 16/
Ob die Zögerlichkeit der Stiko aufgrund der Datenlage gerechtfertigt ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Es sollte jedoch außer Zweifel stehen, dass die Stiko in der Vergangenheit mehrmals zu zögerlich war - man denke nur an die späte Impfempfehlung für Schwangere. 17/
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die Stiko bei der Nichtempfehlung für Personen unter 60 Jahren vor allem vom Schutz der Impfung gegen schwere Verläufe und der Verfügbarkeit von Daten leiten lässt. Long Covid und die Eindämmung von Infektionen bleiben außen vor. 18/
Dennoch ist die #STIKO-Nichtempfehlung der Grund dafür, dass Impfwillige von der Impfung ausgeschlossen werden. Ich appelliere an alle Ärzt:innen, jeden Impfwilligen nicht bloß wegen der Stiko nicht zu impfen. Die Stiko hat keine gute Begründung für ihre Empfehlung erbracht. 19/
Nachtrag: Ich bin darauf hingewiesen worden, dass - zumindest bei großzügiger Auslegung - viele Menschen unter 60 sehr wohl unter die Stiko-Empfehlung fallen:
- Frauen im gebärfähigen Alter (C)
- enge Kontaktpersonen von Schwangeren oder Vulnerablen (E)
-->
- Berufstätige, die berufsbedingt entweder besonders exponiert sind, Kontakt zu Vulnerablen haben, oder "Schlüsselpositionen" innehaben. Zu diesen gehören ausdrücklich auch Lehrer:innen, Verkäufer:innen, oder Polizist:innen.
Bedarf es noch eines Beweises, dass der #STIKO Long Covid und die Verhinderung von Infektionen egal sind? Stiko-Chef #Mertens sagt, dass wir keine regelmäßigen Auffrischimpfungen wie bei Grippe machen könnten. Warum das denn? Völlig schleierhaft. 1/
Glaubt Mertens etwa, dass regelmäßige Impfungen teurer wären als regelmäßige Infektionen? Mir scheint, die Stiko ist nicht qualifiziert, die volkswirtschaftlichen Folgen der Infektionswellen zu beurteilen. 2/
Mertens ist es egal, wenn wir uns regelmäßig infizieren und krank werden. Ihm ist es egal, wenn viele von uns Long Covid kriegen und überall Personal fehlt. Ihm geht es nur um die Verhinderung von Todesfällen und schweren Verläufen. Warum? 3/
Sind Herztode Monate nach einer Infektion etwa keine Todesfälle? Ist ME/CFS etwa kein schwerer Verlauf? Ärzte, impft nicht nach Stiko! 4/
In Bälde werden die Stiko-Mitglieder turnusgemäß neu berufen. Ich hoffe auf Mitglieder, die sich in Forschung und Praxis bewährt haben, und nicht solche, die schwurbeln oder sich durch politisch wohlgefällige Aussagen hervorgetan haben. bundestag.de/presse/hib/kur…
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Zum Beispiel soll der Abriss und Neubau des Jahnstadions 200 Millionen Euro kosten - also so viel wie die Kürzungen in Wissenschaft und Kultur zusammen. Ein neues Stadion für den Amateurfußball soll wichtiger sein als die Sanierung der Komischen Oper? 2/ tagesspiegel.de/berlin/bezirke…
Oder nehmt die A 100 und die TVO - Straßenprojekte, die mehr schaden als nutzen. Jetzt will der Senat weniger U-Bahn-Wagen als vereinbart kaufen, obwohl jeder U-Bahn-Benutzerin vor Augen steht, wie dringend neue Fahrzeuge benötigt werden. 3/ tagesspiegel.de/berlin/das-sin…
Der Titel ist ein bisschen Clickbait, daher fasse ich die wesentlichen Inhalte des Interviews mit Carmen Scheibenbogen hier zusammen.
1. Bei einer normalen Blutspende sind Autoantikörper nur in so geringen Mengen vorhanden, dass eine Übertragung --> tagesspiegel.de/gesundheit/im-…
von Long Covid unwahrscheinlich ist.
2. Plasmaspenden könnten in einem speziellen Anwendungsfall zur Übertragung von Long Covid führen, wenn aus dem gespendeten Plasma Blutplasma hergestellt wird. -->
3. Doch ist unwahrscheinlich, dass Long-Covid-Erkrankte überhaupt Blut spenden, weil sie dazu gesundheitlich nicht in der Lage wären und symptomatisch Erkrankte generell von der Spende ausgeschlossen werden. -->
Das wird der Ethik von Public Health als Paradebeispiel dienen: Ist es zulässig, einen Public Health-Plan mit EXTREM hohen Risiken zu verfolgen, dessen Erfolgschancen aber völlig ungewiss und mit enormen Kollateralschäden verbunden sind? 1/
Drostens Plan ist, dass wir uns immer weiter infizieren, damit das Virus irgendwann harmlos wird. Ich sehe die Evidenz dafür nicht, dass das so eintreten wird, und die Theorien dafür sind sehr vage. Auch gibt es keinen Expertenkonsens diesbezüglich. 2/
Drosten sprach ursprünglich davon, dass zwei oder drei Infektionen dafür sorgen würden, dass wir uns jahrelang nicht wieder infizieren würden. 3/
Es ist wieder Zeit für #BedingtBehandlungsbereit: Die Situation in den Kliniken beginnt sich zuzuspitzen. Ich sammle unter diesem Hashtag Berichte zur Versorgungslage. Über Hinweise freue ich mich jederzeit. 1/
Triage findet nicht erst statt, wenn Ärzte in einem geregelten Verfahren darüber beraten, welche Patienten noch versorgt werden können. Es gibt sie bereits in der Notfallversorgung auf ungeregeltem Weg. #StilleTriage #BedingtBehandlungsbereit 2/
Acht Stunden liegen im Krankenhausflur, weil die Zimmer voll mit Covid-Patienten sind. Das war schon vor mehr als einer Woche so. Ich bin etwas spät dran mit diesem Thread. #BedingtBehandlungsbereit 3/
Ich habe eine Denkschrift zur Ethik des weiteren Umgang mit Covid geschrieben. Das hat mich die letzten Monate auf Trab gehalten. Über zahlreiche Retweets würde ich mich freuen. 1/ open.substack.com/pub/michaelobe…
Die vielfältigen Schäden, die Covid anrichtet, erfordern auch in der beginnenden Endemie (oder dem Übergang dorthin) eine Niedriginzidenzstrategie. Infektionsschutz ist nicht Privatsache - jeder hat ein Recht geschützt zu werden, insbesondere aber die Hochvulnerablen. 2/
Das bedeutet jedoch nicht, dass Infektionsschutz absolute Priorität über alles andere hätte. Es gibt im Rahmen der persönlichen Autonomie einen gewissen Spielraum, andere Sachen zu priorisieren. 3/
Es gibt kein Covid Anxiety Syndrome. Was es aber gibt, ist das Covid Is Over Syndrome (COIS). COIS zeichnet sich durch folgende Charakteristika aus: verywellmind.com/what-is-covid-…
🤔 Unfähigkeit, Evidenz anzuerkennen und sich danach zu richten,
🤔 mangelndes Vermögen, eine hochwertige Maske korrekt zu tragen,
🤔 der illusionäre Glaube unverwundbar zu sein,
🤔 zwanghaftes Verweisen auf das Nichtbestehen einer Maskenpflicht,
🤔 fehlende Resilienz gegenüber Gruppendruck,
🤔 Neigung zu Logikfehlern (z.B., sich mit Infektionen vor Infektionen schützen wollen, goldene Mitte),
🤔 Mangel an Empathie gegenüber Kranken oder von Krankheit Gefährdeten,