Thread by @GunnarLuderer

Klimaschutz trotz Energiekrise? Unsere neue Szenarienstudie @AriadneProjekt zeigt, wie der Gasverbrauch schon in den nächsten Jahren um 30% gesenkt und gleichtzeitig die Klimaziele eingehalten werden können. Ein langer :thread 🧵 ariadneprojekt.de/pressemitteilu…

Zunächst: Warum macht 30% Minderung Sinn? Dafür gibt es mehrere Gründe. (1) Angebotsknappheit und geopolitische Abhängigkeiten, (2) Mengen- und Preiseffekt sorgen für doppelte Dividende bei Gaskostensenkung, (3) Vermeidung von Lock-Ins bei der Gasversorgung, (4) Klimaschutz.

Auf Basis bestehender Lieferbeziehungen und geplanter Importe schätzen wir, dass ca. 70% des Vorkrisenverbrauchs aus 🇳🇱, 🇳🇴, und LNG gedeckt werden können. Mehr ist nicht unmöglich, birgt aber Risiko neuer geopolitischer Abhängigkeiten, Verknappung für EU-Nachbarn, hoher Preise.

Apropos Preise: Bei ausgeschöpftem Angebotspotential und steifer Nachfrage ergeben schon kleine Verschiebungen bei den Mengen große Änderungen in den Preisen. Grobe Abschätzung: 1% Einsparung führt zu ca. 5% günstigerem Gas.

Wie können die 30% Reduktion erreicht werden? Wir haben einerseits mit detaillierten Modellen Einsparpotenziele für Gebäudewärme, Stromerzeugung und Industrie quantifiziert, anderersteits in Gesamtsystemmodellen die Aufteilung der Gaseinsparungen auf die Sektoren untersucht.

Strom: Wind/Solar-Ausbau ist extrem wichtig, reicht aber nicht, um kurzfristig zusätzlich zur Stilllegung der letzten 6 KKW substantiell Gasverstromung zu verdrängen. Im nächsten Jahr brauchen wir deshalb mehr Kohleverstromung als Ersatz für Gas, trotz miserabler Klimabilanz.

Sensitivitätsanalyse zu Streckbetrieb zeigt: Isar2 und NKW2 können bis April 6 TWh zusätzlichen Strom beitragen. Nicht vernachläsigbar, aber eher wenig im Vergleich zum politischen Kapital, das auf diese Frage aufgewendet wurde.

Bis 2030 erlaubt ein ambitionierter Ausbau von Wind (auf 100-125 GW + 30 GW offshore) und PV (auf ca. 200 GW) eine Begrenzung fossiler Stromerzeugung auf unter 20%. Dafür muss sich die Ausbaugeschwindigkeit vervielfachen, sonst wird das nichts.

Gebäudewärme: Kurzfristig können ~50TWh Gas durch Nutzerverhalten (-1°C 🌡️) und verbesserte Steuerung erreicht werden. Wärmepumpen haben großen Effekt, erhöhen aber Strombedarf. Energetische Sanierung wirkt langfristig einsparend, ist aber durch Kapazitäten im Bausektor begrenzt

Industrie: Der preisinduzierte Rückgang bei der energieintensiven Grundstroffproduktion führt zu 10% Gaseinsparungen. Brennstoffwechsel bei ind. Wärme auf Strom, langfristig auch H2 reduziert Gasverbrauch. Kurzfristig in manchen Anlage Switch zu Öl, trotz höherem CO2.

Gesamsystemmodelle: Alle Sektoren tragen zur Gaseinsparung bei, es gibt aber viel Unsicherheit bzgl. der Aufteilung. Je mehr Gas Haushalte und Stromerzeuger einsparen, desto weniger Aktivitätsreduktion braucht es bei der Industrie.

Übersicht: Um aus der Energiekrise eine Chance für den Klimaschutz zu machen, müssen (und können) Investitionen auf Maßnahmen konzentriert werden, die für die Klimawende sowieso notwendig sind: EE-Ausbau; Wärmewende; Effizienz, Elektrifizierung & neue Prozesse für Industrie.

Kurzfristig kann eine Ausweitung der Kohleverstromung oder der Switch auf Heizöl in der Industrie nötig sein, um Gas zu sparen - eine bittere Pille für den Klimaschutz. Extrem wichtig, den EU-Emissionshandel und Klimaziele zu stärken, um Mehremissionen dadurch zu vermeiden.

An weiteren Details interessiert? Die gibt's im Dokument: ariadneprojekt.de/publikation/de…
Die Aufzeichnung und Folien des Webinars letzte Woche folgen in Kürze.

Ergebnis toller Teamarbeit ua mit @RikeBartels, #AndreaHerbst, #ChristophKost, #FlorianKoller, #Edenhofer, @MatthiasRehfel1, @RobertPietzcker, @f_schreyer, #IER @Uni_Stuttgart, @FraunhoferISE, @fraunhoferISI, @DLR_Verkehr @PIK_Klima im @AriadneProjekt gefördert durch @BMBF_Bund