Thread by @_Jack_Daw

Am 08.10. wurde #Surovikin zum Kommandeur der Spezialoperation #Russland|s in der #Ukraine ernannt. Mittlerweile lässt sich seine Handschrift erkennen. Ich wage daher eine Annäherung, wie die russische Kriegsführung im #Ukrainekrieg in den nächsten Monate aussehen könnte - Ein 🧵

In der Armee ist Surovikin seit seinem Syrien-Engagement als "General Armageddon" bekannt. Der Spitzname ist Programm, wie der Raketenterror gegen die kritische Infrastruktur als gewähltes Mittel der Wahl belegt. So soll der Kampfeswillen der UkrainerInnen gebrochen werden. 1⃣

Zudem hofft man wohl auf Synergieeffekte durch Erschwerung der ukrainischen Logistik. Entsprechend ist man auf russischer Seite bemüht, die erschöpften Ressourcen mittels iranischer Kampfdrohen und Raketen aufzufüllen.

https://twitter.com/ChuckPfarrer/status/1587450989774356482

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Surovikin ist der erste russische Oberbefehlshaber, der konzeptionell defensive Strategien erkennen lässt. (1) Im Raum #Kherson, (2) im Raum #Luhansk, Stichwort sog. #Wagnerlinie. 3⃣

In Kherson werden derzeit östlich des Dnipro Verteidigungslinien errichtet. Eine zusätzliche Sprengung des Kachowka-Staudamms wird befürchtet. Diese würde die natürliche Barriere des Dnipro verbreitern + 4⃣Brückenübergänge endgültig schließen.

https://twitter.com/Tendar/status/1587726245160271873

Offenbar ist geplant, den versorgungsintensiven westlichen Brückenkopf aufzugeben. Das geschieht wohl unter der Prämisse, wertvolles Gerät + die wichtigsten Truppen erfolgreich auf das Ostufer zurückzuziehen. understandingwar.org/backgrounder/r… 5⃣

Innenpolitisch ist ein Rückzug nach einer Serie von Rückschlägen heikel, weshalb der 🇷🇺 Informationsraum ‚vorbereitet‘ wird. Dazu gehört auch, dass die 🇺🇦 Seite beschuldigt wird, die Sprengung des Staudamms vorzubereiten (weshalb man später die eigenen Truppen evakuieren müsse)6⃣

Da dieses auch eine Gefahr für das Kühlsystem und damit des AKW Zaporizhzhia bedeutet, wird die Angst vor einer Sprengung auch im Ausland nur allzu gerne durch lancierte Propaganda geschürt – das Grunzen der Atomsau wird halt stets gehört

https://twitter.com/fred_kosgalwies/status/1583776105764311040

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Das ist natürlich durchsichtig: die Ukraine hat kein Motiv zur Zerstörung des Damms, denn dadurch würden große Gebiete, um deren Befreiung man derzeit verbissen ringt, zerstört werden. Von einer zusätzlichen Havarie des AKW wäre in erster Linie die Ukraine selbst betroffen. 8⃣

Kampflos soll die 🇷🇺 Aufgabe Khersons indes nicht erfolgen. Dies belegen die initiierten Maßnahmen zur weiteren Befestigung von Kherson-Stadt – offenbar sollen die reinrotierten Truppen minderer Qualität dazu dienen, den 🇺🇦 Kräften maximal viele Verluste zuzufügen 9⃣

Im günstigsten Fall könne man Gelände westlich des Dnipro sogar dauerhaft halten, so die mögliche 🇷🇺 Kalkulation, insbesondere wenn dem Gegner indirekt mit Sprengung des Staudamms gedroht wird und er noch vorsichtiger vorgehen muss. 1⃣0⃣

Dies ist gewissermaßen eine Aneignung des bisherigen ukrainischen Prinzips, den Gegner ‚aufzureiben‘ und so seiner Offensivkapazitäten zu berauben (Stichwort #Mariupol, #Sieverodonezk) 1⃣1⃣

Diesem Zweck soll wohl auch die Wagnerlinie dienen, die zurzeit von 🇷🇺 errichtet wird. Sieverodonezk ist dabei besonders bemerkenswert, liegt es doch außerhalb der Befestigungen, die von Svitlodarsk nach Lysychansk und von dort entlang des Siverski Donezk nach Osten verlaufen1⃣2⃣

Man könnte also den Eindruck gewinnen, 🇷🇺 habe den Nordteil der Oblast #Luhansk bereits abgeschrieben. Zurzeit leistet man heftigen Widerstand und verzögert den 🇺🇦 Vormarsch entlang der Linie #Kreminna – #Svatove

https://twitter.com/AndrewPerpetua/status/1587609497601822725

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Es gibt Hinweise, dass in diesem Bereich besonders viel mobilisiertes ‚Kanonenfutter‘ eingesetzt wird. Dass dieses den Ukrainern auch tatsächlich massiv entgegengeworfen wird, legen tagesaktuelle Analysen von @Strien9 nahe. 1⃣4⃣

Analog zu den Verhältnissen in Kherson wird hier wohl darauf gesetzt, den 🇺🇦 Vormarsch maximal beschwerlich und verlustreich zu gestalten. Die waldige, hügelige Geländemorphologie bietet dazu viele Möglichkeiten, zusätzlich werden Brücken gesprengt

https://twitter.com/NOELreports/status/1586741194775740417

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Erneut wird auch der innenpolitische Informationsraum bedient und eine Verteidigungslinie zur Oblast Belgorod inszeniert.

https://twitter.com/news_globally/status/1583847791784529922

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Eine Invasion 🇷🇺 durch die 🇺🇦 ist natürlich Fiktion. Das Narrativ dürfte dazu dienen, die Angst in der eigenen Bevölkerung vor der Welt außerhalb 🇷🇺s über die Angst vor dem eigenen Regime zu steigern. Dieses 'Management der Bevölkerungsangst' dient einzig dem Machterhalt. 1⃣7⃣

Sehen wir also an zwei Frontabschnitten klar erkennbare Defensivoperationen, überrascht in den letzten Tagen eine starke Offensive der 🇷🇺 um Vuhledar sowie wiederaufgenommene Offensivbemühungen etwas weiter NE im Bereich W Donezk-Stadt (s. einschlägige Milblogger) 1⃣8⃣

Dieses mag überraschen, zumal die 🇷🇺 erkennbar Probleme mit der Logistik haben, verstärkt seit dem weitgehenden Ausfall der Krimbrücke. Man sieht sich sogar dazu veranlasst, massiv in den Straßenbau zu investieren twitter.com/search?q=stra%… 1⃣9⃣

Ich wage die These: Es ist keine Offensive die primär darauf ausgelegt ist, militärisch definierte Ziele zu erlangen. Stattdessen handelt es sich primär um Ausdruck kremlinterner Machtkämpfe. Schlüsselwort ist #Bakhmut. Hier rennt #Wagner unter #Prigozhin seit Monaten an2⃣0⃣

Anfängliche Erfolge führten dazu, dass Prigozhin sehr offensiv + öffentlich unter Rückendeckung der Silowiki das Militär kritisierte. Jetzt stocken die Erfolge Wagners, eine Gelände-gewinnende Offensive durch das Militär könnte also die Position Shoigus (+auch Putins) stärken2⃣1⃣

Für Vuhledar als Ort der Offensive gibt es Gründe: Geländegewinne in Richtung N würden die weiter S liegenden Logistikrouten zunehmend aus dem Bereich der 🇺🇦 Arti herausbringen. Zusätzlich dürften die 🇷🇺 hier durch die Nähe zu Taganrog noch eine halbwegs gute Logistik haben 2⃣2⃣

Sollten sich also Wagner in Bakhmut und 🇷🇺 Armee/DNR um Vuhledar/Donezk einen internen Konkurrenzkampf (dafür spricht sehr viel, s. dazu die täglichen Berichte des ISW) liefern, dürfte dies der 🇺🇦 Spielräume zum taktischen Handeln eröffnen.2⃣3⃣

Die 🇺🇦 könnte ihr bislang erfolgreiches Konzept der Verlustmax. beim Gegner durch intelligenten Widerstand im Raum Vuhledar/Dzk weiter anwenden und die 🇷🇺 erschöpfen. Um diesen Vorteil voll auszuspielen, bedarf es aber eines weiterhin behutsamen Vorgehens in Khers. und Luh. 2⃣4⃣

Meine Einschätzung lautet daher: Erst sobald die Witterung geeignet ist (frostige Böden) besteht wieder die Aussicht auf schnelle Vorstöße der 🇺🇦. Und solche schnellen Vorstöße werden wir wahrscheinlich nicht in Kherson oder Nord-Luhansk sehen 2⃣5⃣

Eher im lange vermuteten Raum weiterer 🇺🇦 Offensiven um Polohy oder eben Vuhledar, wo sich die 🇷🇺 Kräfte möglicherweise bei ihrer derzeitigen Offensive verausgaben. Dasselbe gilt für den Raum Bakhmut, mein persönlicher Favorit für eine nächste 🇺🇦 Offensive 2⃣6⃣

Sobald dieser Fall eintreten wird – potenziell flankiert vom endgültigen Verlust Khersons und/oder dem weiteren Vorrücken der 🇺🇦 im Norden – Luhansk, wird zu beobachten sein, wie sich die Spannungen im Kreml (und 🇷🇺 allgemein) entwickeln.