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Nov 10 14 tweets 4 min read
Alarm RTW + NEF - Kind 3 Jahre, Fieberkrampf:
Die Halle ist leer, NEF Ankunftszeit nach 5 Minuten, RTW nach 15 Minuten. Besatzung NEF NFS+NA+NA-Praktikant, RTW NFS+RS.

Auf der Anfahrt wird mit Pedihelp das Gewicht abgeschätzt - es liegt bei ca. 15 kg. 1/x
Weiterhin sind sich alle einig, dass bei Ankunft der Krampfanfall bereits sicher beendet sein wird.

Umso größer ist die Überraschung, dass ein generalisiert krampfendes Kind mit Blickdeviation nach kaudal vorgefunden wird. Umgehend werden 5 mg Midazolam buccal verabreicht 2/x
und das Monitoring etabliert, die erste SpO2 liegt bei 80 %, bei allerdings schlechtem Sättigungssignal, die HF bei ca. 140/min, keine Petechien, Recap < 2 sec, BZ 139 mg/dl, KT 38,6 °C auriculär. Fremdanamestisch kein Trauma, keine Vorerkrankungen, keine Dauermedkation 3/x
Ein fieberhafter Infekt bestehe seit dem Vortag. Erstmaliges Krampfereignis. Ein Meningismus besteht nicht, das KG liegt bei 15 kg und ist damit idem zur Schätzung mittels Pedihelp.
Der generalisierte Anfall sistiert leider nicht, so dass weitere 10 mg Midazolam nasal 4/x
verabreicht werden. Auch hierunter kommt es zu keiner Beendigung des Anfallsgeschehens. Die Anlage einer PVK gestaltet sich bei generalisiert krampfendem Kind schwierig, so dass ein io-Zugang an der linken Tibia komplikationslos etabliert wird. Hierüber werden 30 mg Propofol 5/x
gegeben, auch damit kann der Anfall nicht durchbrochen werden. In einem kurzen 10 für 10 wird die Indikation zur Intubation besprochen, die Narkosedosierungen aufgeschrieben und das Airwaymanagement besprochen. Intermittierend erbricht das Kind, der Atemweg 6/x
kann aber in Seitenlage und durch Absaugen frei gehalten werden.
Nach Präoxygenierung (SpO2 mittlerweile 100 %) erfolgt die modifizierte RSI mit 0,1 mg Fentanyl, 50 mg Propofol und 20 mg Rocuronium. Der Atemweg lässt sich komplikations mit 2er cMAC 7/x
primär videolaryngoskopisch darstellen und mit einem 4,0er Tubus mit Cuff sichern. Ein Hinweis auf Aspiration zeigt sich nicht. Als Plan B lag eine 2er Larynxmaske bereit.
Eine Auskultation ergibt eine seitengleiche Ventilation und eine Kapnographie wird etabliert. 8/x
Auf Grund des Totraums wird auf eine Gänsegurgel verzichtet, was allerdings dazu führt, dass der Tubus dauerhaft manuell fixiert werden muss, damit er nicht abknickt. Die Rettung erfolgt mittels Tragetuch in den RTW, parallel wird versucht ein Beatmungsbett zu organisieren. 9/x
Dies gestaltet sich schwierig, so das im RTW die Narkose mittels Propofol-Perfusor fortgeführt wird. Im Verlauf kann das Kind an einen RTH zum Transport in ein entsprechendes Zentrum übergeben werden, auf Grund der primären Nutzung eines Dual-Use-RTH kann die Mutter den 10/x
Transport begleiten. Es erfolgt ein Teamdebriefing und die Aufrüstung aller Fahrzeuge, Gesamteinsatzzeit von Status 3 bis Status 2 ca. 4,5 h.

Herausforderungen:
- hoher Mentalload
- keine Teamroutine in Kindernarkose
- Schwieriger venöser Zugang
11/x
- Switch von “wird schon alles gut” zu “oh shit”
- Organisation des Kinder-Intensivbetts
- Betreuung der Mutter kaum zu gewährleisten in dieser Einsatzsituation

Fragen, die sich mir stellen:
- andere medikamentöse Optionen um Intubation zu vermeiden ?
12/x
- hättet ihr was anders gemacht ?
- hattet ihr schon mal einen Fieberkrampf bei Kind, der nur durch Narkose zu kontrollieren war?

Dank geht raus an das Team, dass sich IMHO super geschlagen hat.

#NEFlive @narkosedoc @arminundgordon @nerdfallmedizin @Janay1983 @Ente1982A 13/x

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May 21
Mich erreichen nun vermehrt Anfragen was denn in einer sinnvollen Patientenverfügung (PV) stehen soll?

Sorry Leute, das kann ich euch nicht beantworten.

Warum nicht? Ich kenne euch nicht! Auch euer Hausarzt oder Anwalt kennt euch nicht! Zumindest nicht so gut! 1/x
Ihr werdet diese Entscheidungen alleine treffen müssen. Vielleicht oder am besten im Konsens mit euren Lieben.

Ich gebe hier nur mal ein paar Hinweise was in meiner Verfügung drin steht,ich möchte diese nicht diskutieren,ich bin mit mir im Reinen und bitte daher um Akzeptanz2/x
1. bei einem Herz-Kreislaufstillstand und einem Zeitpunkt zwischen Alarmierung des ersten Rettungsmittels und Eintreffen, ohne Laienreanimation, von mehr als 7 Minuten, will ich keine Reanimation

2. bei einer nicht heilbaren Krebserkrankung, einer Terminalen Herzinsuffienz 3/x
Read 5 tweets
May 20
Alarm NEF: Atemnot, 92 Jahre. WB 3 AH Waldfrieden.

Vor Ort zeigt sich eine schwer zyanotische Patientin, die Rasselgeräusche hört ihr schon 3 Zimmer vorher.

Es läuft Heim-O2 mit 2 l/min, den habe die Patientin seit dem letzten KH-Aufenthalt vor 4 Wochen. 1/X
Nun sei die Symptomatik seit 3 Tagen wieder sich verschlechternd,man habe auch im KH nur noch den Sauerstoff verordnet,medikamentös sei die schwere Herzinsuffienz austherapiert.Aber so könnte es ja nun auch nicht bleiben.

Der Entlassungsbrief spiegelt das auch genauso wieder2/x
Es ist, wie immer, abends. Der Hausarzt ist nicht zu erreichen, ob ein palliatives Procedere besprochen sei, weiß niemand so recht. Auch der Entlassungsbrief aus dem KH nimmt zu möglicher Intensivmedizin keine Stellung. Aber es gibt eine Patientenverfügung. 3/x
Read 10 tweets
May 18
Folgender Einsatz hat mich vor einiger Zeit ereilt:
„Atemnot Kind, 6 Monate, deutliche Zyanose“.

Auf der Anfahrt mental schon auf Fieberkrampf oder Krupp eingestellt.

Bei Ankunft waches, schreiendes Kind auf Arm der Mutter. Ausgeprägte periphere+zentrale Zyanose 1/x
deutliche thorakale Einziehung - Not Good.
Kind hingelegt, rasche Auskultation - keine Spastik, kein Stridor. Aspiration wird von Mutter verneint. Impfstatus altersentsprechend vollständig. Fieber seit dem Morgen, PCM Zäpfchen durch die Mutter vor ca. 2 h, kein Krampfereignis2/x
Kein Speichelfluss. Fontanelle nicht eindrückbar.

Messwerte: AF 35/min, SpO2 unter RL 85 %, KT 37.3, HF 160/min.

Da mir nichts besseres eingefallen ist (to be honest) polypragmatisches Vorgehen- Inhalation mit Supra (4mg) und 6 l O2/min -darunter Sättigungsanstieg auf 98% 3/x
Read 4 tweets
Mar 31
Warum heute Ärztewarnstreik ist, ein Thread:
Die meisten MedizInnerinen starten sehr motiviert in das Berufsleben, wir wollen Menschen helfen, unsere Ideen von Medizin verwirklichen, wir wollen nach neuestem Kenntnisstand behandeln. Wir wollen aber auch ein eigenes Leben 1/x
Wir wollen auch eine Familie gründen, Freunde treffen und freie Wochenende genießen können. Genau wie alle anderen Menschen auch.

Nach den ersten Tagen im Beruf folgt also die harte Bauchlandung. Es geht um Zahlen, es geht um Liegezeiten, es geht um Profitabilität. 2/x
Man fragt sich ob man in der Uni nicht anwesend war. Von solchen Themen war nur am Rande die Rede...
Wie schafft man mehr Profitabilität? Indem man Liegezeiten verkürzt, indem man die Patientenzahlen pro Arzt/Ärztin erhöht. Es gibt Investitionsstau in den Kliniken 3/x
Read 14 tweets

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