Thread by @DemokratieDr

"Eine Bewährungsprobe für linke Moral ist, wie und ob es Einzelnen gelingt, Widersprüche (auch in der eigenen Gruppierung) auszuhalten und zu schlichten: ohne Kapitulation, aber auch ohne Verzicht auf differenziertes Bewusstsein."
Peter Brückner

Eine wichtige Tugend ist die aufmerksame Rücksichtnahme auf die Gefühle Anderer. Da aufmerksame Rücksichtnahme ein Gespür für die Besonderheit des Gegenübers voraussetzt (sensibel?, zerbrechlich?) gehören zur Rücksichtnahme auch Folge- und Nebentugenden:

Vor allem: Einfühlung in andere(s) und in spezifische Situationen, eine Einfühlung, die teilnehmend ist, will sie doch unnötige Last, Leid, Zerbrechen, Schädigung ersparen.

Kinder und Jugendliche, die in ihrer Erziehung die Tugend der aufmerksamen Rücksichtnahme ausgebildet haben werden durch diese soziale Erfahrung auf dem Spielplatz, dem Kindergarten und in der Schule zur Parteilichkeit genötigt:

für die Gemobbten und Leidenden und gegen die Gewalt, die ihnen rücksichtslos angetan wird. Wahrscheinlich werden sie dabei über kurz oder lang in Konflikt mit der Klassenmehrheit bzw. einer Clique (peer group) geraten und finden sich also plötzlich vereinzelt und isoliert wieder

Und wenn sie trotzdem einfühlend bleiben, werden sie irgendwann die böse Erfahrung machen, dass es in ihrer Mitwelt "Infamie" gibt - eine, die ihnen originär, d.h. nicht veränderbar erscheint.

Das macht Angst. Und spätestens diese macht bewusst. Doch schon ihre Parteilichkeit, ihr Mitgefühl, ihr Verständnis für spezifische Situationen bringen in die jungen Menschen ein Element des Unterscheidens, also des Kognitiven, Erkennenden ein,

auch weil die eigene Sicherung vor Schäden voraussetzt, dass sie Situationen und Personen begreifen, verstehen.

Andere verstehen, das macht dann Probleme für die "Parteilichkeit" - Opfer und Täter sind, so lernen die jungen Menschen, manchmal eine Person.

Was tun? Schließlich lernen die jungen Menschen in der Sprache ein Instrument lieben, das schlichten, eingreifen, sogar versöhnen will - auch im inneren Monolog; Sprache, die gelegentlich auch eine eigene Schärfe annehmen kann, ...

eine Konsequenz der Parteilichkeit und des Verstehens, die also andere trifft, erschrickt, ja beschädigt; obwohl der heranwachsende Mensch doch eigentlich - leidfreien - Frieden will.

In dieser kindlichen und jugendlichen Moralität scheint nach Peter Brückner das Paradigma, vielleicht die Vorgeschichte, der linken Moral zu liegen.

Wie soll aus dieser kindlichen und jugendlichen Moralität die Moral der woken "Neuen Linken" werden?
Nicht unmittelbar, und in einem neuen Kontext.

Die woke "Neue Linke" erhält sich im Erwachsenenalter, was nach Trotzkis genauer Beobachtung aus dem Jahre 1912! ein Merkmal gebildeter, d.h. von der Lohnarbeit noch freigestellter Jugend sein kann (heute vorwiegend der wohlstandverwahrlosten Jugend der Großstädte):

Frage des Gewissens erheben sich vor ihr mit großer Kraft (wie aktuell der Klimawandel, allerdings nicht die Frage von Krieg und Frieden!!!). Jedoch woran sich das Gewissen von #FridaysForFuture #LetzteGeneration-Jugendlichen stößt, ist nicht das sittlich Böse,

sondern das historisch Böse, aktuell die CO2-Verursacher (aber nicht die herrschende Klasse und ihre US/NATO-Kriegsmachinerie als Hauptverursacher?!).
Das Bedürfnis nach Klimaschutz wird militant und der Konflikt unversöhnlich.

Das Gewissen der woken Klimaaktivisten bildet sich im Mitgefühl mit den heutigen und vor allem zukünftigen Opfern des Klimawandels (nicht aber aktuell mit den Millionen Opfern der Armut und der Kriege?).

Ein Problem wird das Verhältnis von Wahrheitsanspruch (Erkenntnis, z.B. dass der Klimawandel menschengemacht ist, vor allem durch den CO2-Ausstoß) und Parteilichkeit, dass sich dem heranwachsenden Menschen schon stellt.

Wir sind darüber belehrt worden, dass aus der verabsolutierten, also zum Wahrheitsanspruch befreiten Parteilichkeit zum Beispiel der Sekte, der Partei, der Bewegung - bloß antagonistische Herrschaftsordnung entspringt und niemals eine alternative Ordnung, d.h. eine, ...

die ihren Herrschaftscharakter verliert, weil sich die Differenz von Regierenden und Regierten mindert.
Im Falle der Astrotufings #FridaysForFuture #LetzteGeneration sind die Regierenden gar die Unterstützer und Finanzierer?!

Die Herrschenden und ihre Regierungen nutzen die Tugend der moralisierenden Rücksichtnahme. Die Moral, die verändern will, macht den Einzelnen organisierbar, zumindest kooperationsbereit, eine Konsequenz schon des sozialen Charakters von Mitgefühl, Einfühlung und Rücksicht.

Das Mitgefühl wird durch permanente Propaganda, Manipulation, Zensur und Narrative im Sinne der Herrschenden auf den Klimawandel und weg von der Systemfrage, der Krieg und der Massenarmut gelenkt!

Wenn die eigene Bewegung, die eigene Partei, Peer Group, Sekte ... das Problem des Infamen wegrationalisiert, verharmlost oder selbst infam wird, wie die woken mit ihrer Cancel Culture, Diffamierung, Ausgrenzungen, Rufmorden und Bedrohungen des Andersdenken (mit Berufsverbot)...

dann muss der Einzelne seiner eigenen Bewegung, eigenen Partei, Peer Group, Sekte ... gegenüber die Leistung erbringen, nicht mitzumachen.

Die Tugend, gegebenenfalls nicht mitzumachen (mit den herrschenden woken Narrativen), dass wäre heute rebellisch, individuell und links im ursprünglichen Sinne Autonomie.

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"Denn wer sich moralisch auf der richtigen Seite wähnt, der nimmt für sich in Anspruch, seinen Standpunkt buchstäblich mit allen Mitteln durchzusetzen, denn das tut es ja für die gute Sache."
Gabriele Krone-Schmalz