Thread by @o_kuehni

Twitter ist eine Zeitung - oder: Was @elonmusk tun müsste, um Gold💫zu ernten. Ein🧵.

An der ganzen Saga interessiert mich nicht Elons Psychogramm. Mich interessiert: die Case Study im Medienbusiness.

Also: Was müsste anders laufen & warum (inkl. Studien). Los geht's!

1/n

1. Twitter ist ein Nachrichtenmedium
Jede Plattform wird anders genutzt, und davon hängt das Geschäftsmodell ab. Twitter ist vor allem: das grösste Nachrichtennetzwerk der Welt. (Darum hängen alle Politikerinnen, Journalisten, viele Professorinnen und Fachexperten hier.) 👋

2/n

Leute nutzen Twitter vor allem anderen, weil sie hier Nachrichten und Informationen erwarten: das ist mit 69% das wichtigste Nutzermotiv.

Also eben - Twitter ist ein Nachrichtennetzwerk.

(Siehe: researchgate.net/figure/Summary…)

Was bedeutet das für das Geschäftsmodell?

3/n

Es gibt zwei Hauptwege, wie Mediennetzwerke Geld verdienen:

- Anzeigen (Werbekund:innen) oder
- Abonnemente (Nutzer:innen).

Und ihre Wahl hat Auswirkungen darauf, wie wichtig für sie Kuration und Moderation (aka "Zensuuuur!") sind, und wie sie sie einsetzen.

4/n

Verdient man sein Geld mit Anzeigen, wird man einen Mittelweg wählen: richtiges Dreckzeug muss weg, weil es die Werbekunden vertreibt.

Darüber hinaus gilt breites Waltenlassen - weil man die möglichst grosse Masse auf der Plattform will.

Das ist beim Abomodell anders.

5/n

Setzt man auf Abos, braucht man mehr Härte. Man muss entscheiden, was für eine Marke man sein will.

Man braucht Loyalität und Zahlungsbereitschaft, darum braucht man Verlässlichkeit.

Und das heisst: harte Kuration und Moderation, auf die eigene Zielgruppe ausgerichtet.

6/n

Kurz: Geht man auf Abonnements, wird Moderation sofort zum Wichtigsten. Zum Hochrisikogebiet. Weil es den Kern des Geschäfts trifft.

Dazu gibt es eine spannende Studie: Abomodelle moderieren härter, wenn sie es tun.

papers.ssrn.com/sol3/papers.cf…

7/n

Zurück zu Twitter.

Von aussen schien, dass Twitter immer mehr begriff, dass es eine Nachrichtenplattform ist, mit einem beeindruckenden Netzwerk von Expert:innen, Politiker:innen,Journalist:innen. Das genau darin der Wert liegt.

Man hatte angefangen, mehr zu moderieren.

8/n

Der nächste sinnvolle Schritt wäre nun offensichtlich gewesen:

Abomodell einführen, sobald (!) klar ist, wie man noch besser moderiert und verifiziert. (Bots weg.)

Dann kam Elon Musk.

9/n

Und: sprengte sofort den Raum.

Er führte das Abomodell ein - sprang also sofort in den riskanten Bereich -, und zerstörte noch mit derselben Bewegung das dafür Wichtigste: Verifizierung (blaues Häkchen) und bestehendes Moderationsknowhow.

💣Boom!🔥

10/n

Eleganterweise tat er das so lautstark, dass er dabei gleich auch noch das bisherige Geschäft - Anzeigen - vertrieb. (Inzwischen ruderte er mit dem Abo zurück, shoot first, ask later.)

Womit, ich will nicht unnötig verlängern, einmal mehr klar wird:

Media is not easy.

11/n

Zum Schluss noch: Es ist ein neuer Konkurrent am Start, der begriffen hat, dass er ein Nachrichtennetzwerk ist. Und das Geschäftsmodell entsprechend baut.

Mehr dazu ein andermal. Es bleibt interessant.

post.news

12/end.
#twitter #Musk #media