Eigentlich ist das Ziel der #Strompreisbremse klar: Entlasten soll sie im Vergleich zu den aktuellen, hohen Strompreisen.
Doch viele Unternehmen werden im nächsten Jahr für ihren Strom nicht nur weniger zahlen als aktuell, sondern weniger als 2021.
Berechnung im Thread: (1/13)
Der Gesetzentwurf begrenzt den Strompreis für Unternehmen für 70 % des Vorjahresverbrauchs auf 13 Ct/kWh. Anders als bei Haushalten ist das der reine Strompreis; Abgaben und Umlagen kommen noch dazu. (2/13)
Die staatlichen Abgaben machen bei größere Industriebetrieben laut @bdew_ev seit diesem Jahr im Schnitt (ohne Stromsteuer) nur noch 1,18 Cent/kWh aus.
Die Netzentgelte für Industriebetriebe gibt die @bnetza im Jahresbericht 2021 mit durchschnittlich 2,67 Ct/kWh an. (3/13)
In Summe ergibt sich für solche Industriebetriebe damit ein Gesamt-Strompreis von im Schnitt 16,85 Ct/kWh (ohne Stromsteuer). Das sind 15 % weniger als die 19,84 Ct/kWh, die die gleichen Unternehmen laut BDEW im Jahr 2021 bezahlt haben (ebenfalls ohne Stromsteuer). (4/13)
Das gilt natürlich nur für den Strom innerhalb des 70-%-Kontingents. Doch auch wenn man annimmt, dass der Verbrauch gleich bleibt und 30 % zum Marktpreis bezogen werden, mit dem das BMWK in seinen Beispielrechnungen arbeitet, ergibt sich insgesamt nur ein kleiner Anstieg. (5/13)
Schon bei einer Verbrauchsreduzierung um 5 % würde die Stromrechnung für viele Unternehmen im nächsten Jahr niedriger ausfallen als 2021; bei größeren Reduzierungen fällt die Rechnung deutlich geringer aus. (6/13)
Eine ähnliche Rechnung kann man auch für Gewerbekunden machen; dort ergeben sich innerhalb des 70-Prozent-Kontingents ungefähr gleichbleibende Strompreise. (7/13)
Grund für diese sinkenden bzw. stabilen Preise ist der Wegfall der EEG-Umlage in diesem Jahr. Während diese Ermäßigung bei der Strompreisbremse für Haushalte bereits eingerechnet wurde, bekommen Unternehmen sie durch die Orientierung am reinen Strompreis quasi zusätzlich (8/13).
Schlecht sieht es dagegen für jene gut 2000 Unternehmen aus, die bisher schon (zum Großteil) von der EEG-Umlage befreit waren und die darum von ihrer Abschaffung kaum profitieren: Hier können die 13 Cent in vielen Fällen eine Verdreifachung der Kosten bedeuten. (9/13)
Mit diesen energieintensiven Unternehmen begründet das @BMWK auf Anfrage auch den einheitlichen Strompreis von 13 Cent, der für andere Unternehmen stabile oder sinkende Preise bedeutet. (10/13)
Vermeiden ließe sich dieser Effekt durch unterschiedliche Preise für die Industrie, wie es sie in der Vergangenheit durch die EEG-Ausnahmen gab. Eine solche Lösung hätte jedoch eine Genehmigung der EU benötigt. (11/13)
Ob diese Argumentation auch den Bundestag überzeugt, wird sich in der letzten Sitzungswoche dieses Jahres Mitte Dezember zeigen, wenn die Strompreisbremse zusammen mit der Gaspreisbremse beschlossen werden soll. (12/13)

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Nov 22
Was waren denn das gerade für komische Zahlen im @tagesthemen-Kommentar von @AchWendler? Wer knapp 900 Euro brutto im Monat verdient, zahlt in Deutschland meines Wissens überhaupt keine Einkommensteuer.
Read 4 tweets
Nov 22
In einem zentralen Streitpunkt bei der #Gaspreisbremse hat sich Robert #Habeck gegen den @Bundeskanzler durchgesetzt: Unternehmen dürfen Gas, das sie subventioniert beziehen, weiter verkaufen. (1/3)
"Die Entlastung erfolgt unabhängig vom tatsächlichen Verbrauch, damit sich Gaseinsparungen lohnen", heißt es dazu in einem Papier aus Regierungskreisen. Das entspricht der Argumentation Habecks und der Gaspreis-Kommission. (2/3)
Außerdem wurde entschieden, dass die Gas- und Strompreisbremse für Haushalte nun doch schon ab Januar gilt; die Entlastungen für Januar und Februar werden aber erst im März rückwirkend gutgeschrieben. (3/3)
Read 4 tweets
Nov 11
Nachdem das @gcarbonproject heute neue Zahlen zu den weltweiten Emissionen veröffentlicht hat, ist vielerorts vor allem zu lesen, dass diese einen neuen Höchststand erreicht haben. Ein kurzer Thread dazu, warum die Zahlen trotzdem nicht nur Anlass für Pessimismus bieten. [1/7]
Für die Emissionen aus der Verbrennung fossiler Rohstoffe ist die Aussage ohne Frage zutreffend: Diese liegen in diesem Jahr mit 37,5 Gigatonnen CO2 voraussichtlich so hoch wie noch nie. [2/7]
Und natürlich wäre es besser, wenn die Emissionen schon jetzt nicht mehr steigen, sondern sinken würden. Aber: Damit hat eigentlich niemand gerechnet. Der @IPCC_CH etwa hat im jüngsten Bericht lediglich gefordert, dass ihr Höchststand vor 2025 erreicht werden muss: [3/7]
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Nov 4
Eigentlich sollte man annehmen, dass mit dem Einspeichern in Deutschland bald vorbei ist. Schließlich sind die Gasspeicher schon zu 99,3 % gefüllt; wenn, wie im Schnitt der letzten Tage, noch dreimal gut 0,2 % dazu kommen, müsste Schluss sein.
Ist es aber nicht unbedingt. (1/x)
Denn Gasspeicher können zu mehr als 100 % gefüllt werden. Dass das passiert, sieht man schon jetzt in den Daten der europäischen Gasnetzbetreiber (AGSI) agsi.gie.eu (2/x)
Dort ist angegeben, dass die Speicher in Deutschland insgesamt zum 99,3 % gefüllt sind. Bei der angegebenen Größe von 243,52 TWh heißt das, dass nur noch eine Kapazität von 1,7 TWh frei sein dürfte. (3/x)
Read 11 tweets
Oct 17
Ich fasse zusammen: Die @fdp wollte eine Laufzeitverlängerung bis mindestens Frühjahr 2024, also im Vergleich zu Habecks bisherigem Vorschlag je 12 zusätzliche Monate für Isar und Neckarwestheim und 15 zusätzliche Monate für Emsland - insgesamt also 39 zusätzliche Monate. (1/4)
Die Grünen wollten beim bisherigen Vorschlag bleiben (maximal Isar und Neckarwestheim bis April 2023 am Netz), also 0 zusätzliche Laufzeit-Monate. (2/4)
Der @Bundeskanzler hat nun entschieden: Auch Emsland darf bis Mitte April 2023 am Netz bleiben. Es gibt also maximal 3,5 zusätzliche Laufzeit-Monate, die FDP hat demnach nicht mal 10 Prozent ihrer Forderung durchgesetzt. (3/4)
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Oct 11
Natürlich wäre es gerechter, wenn bei der #Gaspreisbremse die Größe und der energetische Zustand der Wohnung, die Zahl der Bewohner und ihr Einkommen berücksichtigt würden.
Aber auch die Kritiker sollten zur Kenntnis nehmen, dass diese Daten bisher nirgends gesammelt vorliegen.
Ebenfalls erstaunlich finde ich übrigens die Kritik, dass bei einem Preisdeckel von 12 Cent für 80 % des Vorjahresverbrauchs kaum ein Sparanreiz besteht. Schließlich bedeutet auch dieser Preis eine Verdopplung gegenüber dem Vorkriegsniveau.
Und noch ein letzter Punkt: Häufig wird behauptet, dass Reiche vom #Gaspreisdeckel stärker profitieren als Arme; begründet wird das oft mit Grafiken wie dieser aus der SZ, die zeigen, dass Menschen mit hohem Einkommen pro Kopf einen höheren Energieverbrauch. Aber...
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