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Dec 10 12 tweets 3 min read
Wer glaubt, dass der #Pflegenotstand nur bedeutet, dass ein paar Pflegepersonen ausgebrannt werden, liegt ziemlich falsch.

Neben der medizinischen Versorgung, die nach und nach nur noch privilegierten Personen ermöglicht werden wird, wird auch die #Pflege im Heim runtergefahren.
Heißt am Ende für einen jeden: Mama, Papa, Oma oder Opa kommen wieder nach Hause und müssen dann von euch versorgt werden. Keine ambulante Hilfe mehr, außer du kannst es dir privat leisten, schlappe 3-4K€ pro Monat zu blechen.

Pflege wird es immer geben. Aber nicht für jeden.
Mich wundert es ohnehin, dass von der allgemeinen Bevölkerung da kein Aufschrei kommt, die Pflege streikt allein.

Dabei können wir gerne in die Glaskugel gucken und schauen, was an der „Pflegeheimfront“ genau passieren wird:
Erstmal sinkt die Qualität, weil das immer weniger werdende Personal die Lücken zu stopfen versuchen wird. An diesem Punkt befinden wir uns gerade. Überall funktioniert die Versorgung größtenteils noch, aber eingeschränkt.

Heißt für dich: Dein Angehöriger erhält nur noch das
absolute Minimum an Versorgung. Essen, Trinken, Lagern, bisschen Katzenwäsche wenn’s gut läuft. Das war’s.

Als nächstes folgt der Engpass: Häuser müssen Zimmer oder Stationen schließen, weil das Personal fehlt, um diese zu betreiben. Daraus folgt, dank Marktwirtschaft, weniger
Einnahmen und folgerichtig die Schließung der Einrichtung. Des einen Leid ist des anderen Freud - das bisschen Personal verteilt sich auf umliegende Häuser. Die Heimplätze kommen aber nicht mehr zurück.

Also schwindet jedes Mal das Angebot an Heimplätzen. Bei Sozialstationen
sieht es ziemlich ähnlich aus, nur dass da keine Zimmer gesperrt werden, sondern die Touren werden reduziert. Bis irgendwann ein Punkt erreicht ist, an dem die Unterhaltskosten von Autos, Versicherungen und Miete die Einnahmen nicht mehr decken. Und San Frantschüssco Sozi.
Das heißt für dich: Ein geringeres Angebot an ambulanter Hilfe zu Hause. Es wird noch Sozialstationen geben, die werden nur niemanden mehr aufnehmen.

An diesem Punkt also wird dann die Politik auch irgendwann merken, dass was getan werden muss, also beschließen sie, den Beruf
tatsächlich attraktiver zu machen, in dem sie ein Mindestgehalt festschreiben. Das lockt natürlich Personal an, richtig? Naja, aber irgendwer muss es ja bezahlen, und da wir eine tolle Marktwirtschaft sind, bestimmt die Nachfrage das Angebot. Also geben die Häuser den schwarzen
Peter an euch zurück. Sprich: auf die wenigen Plätze muss jetzt ein viel größerer Eigenanteil gezahlt werden.

Natürlich werden dann auch wieder neue Pflegeheime öffnen, wer aber glaubt, dass die das aus reiner Nächstenliebe tun *zwinkizwonki* Leider falsch, die wollen nur etwas
vom Kuchen abhaben, also zahlt ihr weiterhin den Eigenanteil. Und habe ich bereits den demographischen Wandel erwähnt? Selbst ohne unser Zutun wird die Nachfrage steigen. Aber das Angebot gilt halt leider nicht für alle.

Und so bleiben eure Angehörigen zu Hause. Und ihr dürft
dabei zusehen, wie ihr mit der Doppelbelastung von Vollzeitpflege und Vollzeitjob zurecht kommt. Vielleicht sogar Triplebelastung, weil man will ja auch Familie haben.

Es macht mich fassungslos, dass Leute außerhalb der Pflege denken, das sei nur unser Problem. Leider nein.

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Dec 8
Ich stelle euch die fleißigsten Mitarbeiter unseres Hauses vor. 😉

Sie sind 24/7 im Einsatz, brauchen kein frei und sorgen dafür, dass sich unsere Bewohner weniger einsam fühlen.

Das hier ist Lambi, ein Geschenk von der Tochter des Herren, die leider nicht so oft da sein kann. Image
Als nächstes haben wir das unzertrennliche Duo Fritz (links) und Max (rechts). Beides Geschenke der Eltern unserer Dame, die bereits verstorben sind.

Sie dienen als gute Freunde und sind gleichzeitig Erinnerungsstücke. Image
Und zu guter Letzt möchte ich euch Minka vorstellen. Sie unterstützt ihre Dame beim Abpolstern ihres Armes bei bestehender Hemiplegie.

Ist ebenfalls ein Geschenk, allerdings des Enkels, der viele Katzen besitzt und ihr deswegen auch eine geschenkt hat. Image
Read 4 tweets
Aug 7
Ihr wolltet es, ihr kriegt es:

Der ultimative🧵zum Thema #Pflegenotstand aus der Sicht der #Pflege. Probleme, die ich in meinen Stationen im Pflegeheim, auf der Sozialstation, in der Reha sowie in der Psychiatrie beobachten konnte. Und wie man sie lösen kann. 👇
Punkt 1) DRG - Fallbezogene Diagnosen

Das DRG-System wurde 2003 eingeführt, um die Abrechnung im Gesundheitswesen zu vereinfachen, indem div. Diagnosen zu Fällen zusammenfügt und dafür einen pauschalen Betrag X für die Behandlung ausgezahlt wird. Problematisch wird das Ganze,
wenn eine Therapie nicht nach Schema F funktioniert. Beispielsweise in der Psychiatrie. Dort muss Therapie X bei Diagnose Y nicht anschlagen und dadurch entstehen die „Drehtürpatienten“: Das Budget für den Patienten ist aufgebraucht ehe er austherapiert ist und wird so entlassen
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Jun 17
Erinnert ihr euch noch an #nichtselbstverständlich? Als Joko und Klaas „nur“ 7 Std Dienst einer Pflegeperson aufgenommen haben und es im TV gezeigt haben und alle waren entsetzt?

Heute nehme ich euch auf Twitter mit, 14,5 Std. Ich bin am überlegen, welcher Hashtag da passt…
Wie wäre es mit #5nach12? Genau das ist die Zeit, in der wir uns im #Pflegenotstand aktuell bewegen.

5:45 Uhr: Nach den Spätdienst gestern hab ich schlecht geschlafen. Jeder, der den Spät-Früh-Wechsel mal gemacht hat kennt dieses Gefühl vom „Überfahren sein“ am Morgen.
Abends wirst du nicht richtig müde weil noch aufgedreht, morgens gehst du dann schon platt zum Dienst. Die Voraussetzungen also perfekt für einen Tag wie heute. Natürlich sind wir dann auch nicht in Bestbesetzung im Frühdienst, sonst müssten diese 14,5 Std nicht sein.
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Sep 7, 2021
Thema: Ursula und der #Pflegenotstand.

Ursula, 80, Zustand nach Schenkelhalsbruch. Sie liegt im örtlichen Krankenhaus.

6:30 Uhr: Pünktlich nach der Übergabe weckt die Schwester Ursula, schaltet das Licht ein, beginnt mit der #Pflege. Ursula kann sich (1)
kaum bewegen, ist auf die Hilfe der Schwester angewiesen. Diese hilft ihr bei der Mobilisation in den Rollstuhl, fährt sie ans Waschbecken und hilft ihr beim Auskleiden. Anschließend soll sich Ursula "oben rum" schon einmal fertig machen, schließlich hat sie es in der Hüfte (2)
und nicht in den Armen. Die Schwester geht in dieser Zeit zum Nachbarn, kommt aber danach wieder, um Ursula beim Unterkörper zu helfen.

7:00Uhr: Ursula hat sich mehr schlecht als recht gewaschen, die Zähne geputzt. Nun sitzt sie allerdings im Bad und kann sich keine Kleidung (3)
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