Ich will mich nicht nur über die »Floskelwolke« und die @Tagesschau ärgern.
Ich schaue mir jetzt die Begründung an: Was wird in der Pressemitteilung wirklich über Freiheit gesagt? Und wie ist es einzuordnen?
Zuerst geht es um den Begriff »Freiheitsenergie« und hier wird schon der erste Strohmann gebastelt:
Der Begriff »Freiheitsenergie« wurde von Christian Lindner zuerst für die Erneuerbaren Energieträger geprägt. Später wurde er auch für die Kernkraft verwendet. Beides im Zusammenhang mit der Unabhängigkeit von Russland.
Wer »Freiheitsenergie« sagt, entwertet den Begriff »Freiheit« nicht. Es ist eine völlig legitime Meinungsäußerung zum Thema Energieunabhängigkeit.
Und Udo Stiehls Privatmeinung zur Kernkraft ist für ein Urteil über die Verwendung des Begriffs Freiheit wohl kaum relevant.
Das Originalzitat von Christian Lindner: »Erneuerbare Energien lösen uns von Abhängigkeiten. Erneuerbare Energien sind deshalb Freiheitsenergien. Wir setzen auf Freiheitsenergien.«
Und dann gibt es in dieser Pressemitteilung noch eine zweite Stelle, an der inhaltlich auf den Begriff »Freiheit« eingegangen wird. Diese:
Es gibt also eine meinungsstarke Behauptung – aber keine schlüssige Begründung und vor allem keine Zitate und Quellenangaben.
Welche konkreten Egomanen (m/w/d) sind gemeint? Welche Äußerungen? Wo gibt es in der Pressemitteilung auch nur EIN Zitat oder Beispiel dazu?
Die inhaltsleere »Floskel des Jahres 2023« ist deshalb heute schon:
»Im Namen der Freiheit verkehren sie selbstgerecht und unsolidarisch die essenziellen Werte eines Sozialstaates ins Gegenteil – alles für den eigenen Vorteil.«
Quellenangabe: Die Pressemitteilung der »Floskelwolke« finden Sie hier als Word-Datei:
Die »Floskelwolke« schreibt dort auch: »Gegnerische Positionen in verächtlicher Form zu betiteln hat auf vielen Ebenen Einzug gehalten.«
Leider erkennt sie nicht, dass sie das selbst tut.
Außerdem schreiben die beiden Blogger:
»Differenzierte Diskussionen werden durch Lautstärke und Schlagwörter überlagert.«
Ja. Damit beschreiben Herr Stiehl und Herr Pertsch ihren Stil selbst recht treffend.
Es geht bei dieser #FloskelDesJahres also keineswegs um eine Kritik an der Sprache und Wortwahl in deutschsprachigen Nachrichtentexten. Es geht um die Privatmeinungen zweier Blogger/Journalisten.
… dieses Geschmacksurteil ist auch inhaltlich schwach. Denn das Ziel war laut @Tagesschau:
»Ziel ist es, dem professionellen Nachrichtengeschäft den Spiegel vorzuhalten. Kritisiert werden Floskeln, Phrasen und fragwürdige Formulierungen in deutschsprachigen Nachrichtentexten.«
Wohlgemerkt in Nachrichtentexten. Kritisiert wird aber zu Beginn des @tagesschau-Artikels etwas völlig anderes. Der Freiheitsbegriff werde »entwürdigt von Egoman*innen, die rücksichtslos demokratische Gesellschaftsstrukturen unterwandern«.
Zur statistischen Einordnung: Die Zahlen sind zu lesen als Erkrankungen pro eine Million Geimpfte. Wenn in einem Jahrgang 100 oder 130 von 1.000.000 geimpften Personen erkrankt sind, wird daraus keine Generation von dauerhaft Herzkranken.
Die Autoren der Studie haben die senkrechte Achse leider nicht ausreichend beschriftet. Wahrscheinlich gingen sie davon aus, dass das Diagramm nicht aus dem Zusammenhang gerissen wird. Der Fall zeigt aber, dass verständliche Beschriftungen immer wichtig sind.
Das macht leider mehr Arbeit als ein Hot take mit einem sachlich völlig sinnlosen Vergleich, liebe Frau @Luisamneubauer.
Aber es wäre aufschlussreich für Sie. Denn in München werden wie kaum in einer anderen deutschen Stadt neue kommunale Lösungen der Energiewende ausprobiert.
Statt also auf Bayern herumzuhacken: Einfach mal lesen und auswerten. Das schaffen Sie, Frau @Luisamneubauer.
Stichworte sind etwa: Ausbau der Geothermie und der Solarthermie für die Fernwärme, Ausbau der Fernkälte, Nutzung der Wasserkraft. Weil jede lokale Lösung anders ist.
Soll ich etwa ohne eigene Recherche glauben, was die Grünen zur Gentechnik, zur Kernenergie und zu ihrer Energiestrategie sagen?
Oder die schwarz-roten Innenpolitiker zur Vorratsdatenspeicherung? Dazu habe ich schon lange vor dem ersten Urteil selbst recherchiert.
Es entsteht genau dann KEINE »gefährliche Halbbildung«, wenn man Informationen mit Medienkompetenz, Offenheit und gleichzeitig kritischer Distanz recherchiert.
Bisheriger Gipfel des gedankenlosen Genderns im deutschsprachigen Journalismus: die »Arbeitendenfamilie«. Weil man nicht »Arbeiterfamilie« schreiben wollte.
1. Arbeiter, Angestellte, Beamte, Selbständige: alle arbeiten. Und sind also zeitweise Arbeitende, zeitweise auch nicht.
2. Es gibt Arbeiterfamilien mit sehr unterschiedlichen Einkommen – auch viele mit Markenpulli fürs Kind, gemeinsamem Urlaub und studierendem Nachwuchs.
3. Wenn jemand aus einer einkommensschwachen Familie kommt, dann muss man das so benennen. Es lag nicht an der Rolle als »Arbeitende«, sondern am zu geringen Einkommen für die Arbeit.
4. Konzentriert Euch endlich wieder auf den Inhalt und nicht aufs demonstrative Gendern!