Mit schwesterlich geteiltem Entlastungswunsch: Im Prozess zum rassistischen Brandanschlag in #Saarlouis 1991, bei dem Samuel Kofi Yeboah ermordet wurde, waren am Montag (9.1.23), dem 9. Verhandlungstag, vier Geschwister des Angeklagten vor dem OLG #Koblenz als Zeuginnen geladen👇
Die vier Schwestern sagten als Zeuginnen vor dem 4. (dem Staatsschutz-) Senat des OLG #Koblenz aus. Als Angehörige des Angeklagten hätten sie schweigen können, erklärten aber, ihren Bruder mit ihren Aussagen entlasten zu wollen. Am Ende in bemerkenswert ähnlichem Ton & Wortlaut.
Die Schwestern zeichneten ein Bild von S. als liebevoller Familienmensch. Damals, 1991, mit 20: als für sein Alter etwas kindischen, aber lustigen Kerl, nie aggressiv, trotz gelegentlichen Alkoholrauschs; wie seine Freunde aus der #Skinhead-Szene von #Saarlouis: "Goldige Jungs".
Die jüngste Schwester, Simone, war ab ca. 1994/95 mit 14 Jahren selbst Teil der Skinheadszene, die „Prinzessin“ im engeren Umfeld ihre Bruders: Kneipenrunden, „Mäxchenspiele“ in Sauflaune, keine Politik – das sei ihre Erinnerung an die Naziskinheads von #Saarlouis & ihren Bruder.
Auf Nachfrage von Nebenklage-RA @raahoff erinnerte sich Simone A., jüngste Schwester von Peter Schlappal (heute: Peter S.), dann doch: am Lagerfeuer sei damals hin und wieder Hitler verehrt worden, nicht aggressiv allerdings. Ihre Szenekleidung sei außerdem v.a. modisch gewesen
Der Senat am OLG #Koblenz ließ durchblicken, dass die Aussagen von Simone A. und ihren Schwestern – vor allem dazu, wie und wann sie seitdem in der Familie über den Brandanschlag von #Saarlouis 1991 gesprochen hätten, in Zweifel zu ziehen seien.
Alle vier Zeuginnen gaben am 9.1.2023 vor dem OLG #Koblenz an, sich nicht an den Brandanschlag in #Saarlouis vom 19.9.1991 zu erinnern. Sie lebten damals alle in oder nahe der Stadt, waren zwischen 11 und um die 30 Jahre alt.
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Beim Prozess zum rassistischen Brandanschlag #Saarlouis 1991, bei dem Samuel Kofi Yeboah ermordet wurde, sagte am vergangenen Dienstag, dem 10. Prozesstag, ein Überlebender des Anschlags aus. Am OLG #Koblenz erinnerte er sich an die Nacht vom 18. auf den 19.9.1991.👇
Der damals 13-Jährige lebte mit zwei Cousins im Erdgeschoss der Unterkunft für Geflüchtete. Er habe als erster den Brand wahrgenommen, warnend an die Türen der Mitbewohner*innen geklopft, Alarm geschlagen.
Vor Ausbruch des Feuers habe er, so der Zeuge im Prozess in #Koblenz, mit einem seiner Cousins, kaum älter als er selbst, vor der Tür des Hauses nachgesehen – sie hätten draußen Geräusche gehört, aber nichts gesehen.
Sicher: Brandstiftung.
Unklar: Aufklärungsbemühen 1991.
Unwissend: Staatsschutz.
Ungeschickt: LKA im OLG #Koblenz.
Am 7. & 8. Verhandlungstag im Prozess zum rassistischen Brandanschlag von #Saarlouis 1991 und zum Mord an Samuel Kofi Yeboah sagten u.a. 7 Polizisten aus. Thread👇
1-3 l Benzin dürften lt. Brandermittlern genügt haben für die Brandstiftung in der Unterkunft in #Saarlouis-Fraulautern in der Nacht des 19.9.91. Das Feuer wurde sicher durch flüssigen Brandbeschleuniger am unteren Treppenbereich gelegt, durch "Kamineffekt" mit tödlicher Dynamik.
Durch den Brandanschlag in #Saarlouis wurde am 19.9.1991 Samuel Kofi Yeboah ermordet. Zeugenaussagen der ermittelnden Polizeibeamten von 1991 brachten in dieser Verhandlungswoche am 19. & 20.12.2022 vielschichtige Erkenntnisse - 6 Beispiele:
"Wir kennen alle seine Stimme." Am 5. Prozesstag der Hauptverhandlung am OLG #Koblenz zum rassistischen Brandanschlag von #Saarlouis & zum Mord an Samuel Kofi Yeboah am 19.9.1991 berichteten drei Überlebende: Von der Nacht des Anschlags, ihren Erinnerungen, den Folgen. Thread 👇
Im Prozess zum rassistischen Brandanschlag von #Saarlouis 1991 haben sich drei Überlebende als Nebenkläger*innen der Anklage der #Generalbundesanwaltschaft angeschlossen. Sie sagten am 12.12.2022 vor dem OLG #Koblenz aus.
In der Nacht des 19.9.1991 wurden sie von Feuer & Rauch im Schlaf überrascht. Das Treppenhaus der Unterkunft in #Saarlouis stand in Flammen. Aus dem Dachgeschoss: Samuel Kofi Yeboahs Schreie, seine Hilferufe. Die brennende Holztreppe aber war unüberwindbar, keine Rettung möglich.
„Ich habe in den zehn Jahren den Glauben an die Polizei verloren“ – In der heutigen 7. Sitzung (die 6. war nicht-öffentlich) des #NeuköllnUA sagte Christiane S. aus. Sie und ihre Familie wurden über 10 Jahre hinweg immer wieder von Neonazis terrorisiert.👇 Thread #NeuköllnKomplex
S. lebte bis vor kurzem in der #Hufeisensiedlung in #Neukölln. Im Jahr 2011 hatte sie Neonazis verboten, NPD-Wahlkampfmaterial in ihren Briefkasten zu werfen. Am selben Abend sei ein NPD-Plakat an der Laterne vor dem Haus angebracht worden und der Terror habe begonnen.
Das Haus und die Autos der Familie von Christiane S. wurden angegriffen und beschmiert, Fenster wurden eingeworfen, der Briefkasten gesprengt. Insgesamt, so S. im #NeuköllnUA, habe es zehn Anschläge auf sie und ihre Familie gegeben.
Thema der 13. Sitzung des #NSU-Untersuchungsausschuss im bayerischen Landtag ist heute Franz Glasauer (Kirchberg). Der neonazistische Multiaktivist war, soweit bisher bekannt,die einzige Person aus der rechten Szene, der der NSU im Rahmen seiner Selbstenttarnung die DVD zusandte.
Der Fallkomplex Glasauer wurde bisher kaum als Ermittlungsansatz genutzt. #Antifarecherche und Expert_innen haben jedoch seit Jahren Informationen zusammengetragen, die direkt zum NSU bzw. dessen Unterstützungsnetzwerk weisen. Es könnte ein interessanter Nachmittag werden.
Erster Zeuge ist ein früherer Erdinger Staatsschützer, der am 25.11.2011 die DVD des #NSU bei Glasauer abholte. Etwas zerknirscht räumt er ein, dessen Angaben damals unhinterfragt in seinen Vermerk aufgenommen und auch nicht weiter nach dem fehlenden Briefkuvert gesucht zu haben.
"Hier begann die Täter-Opfer-Umkehr, die sich durch den #NSU-Komplex zieht."
In #München findet jetzt die Pressekonferenz vor der Aussage von Mehmet O. im 2. Bayerischen #NSU-Untersuchungsausschuss statt. Mehmet O. überlebte den ersten bekannten Anschlag des NSU.
Der Anschlag auf Mehmet O. wurde aus dem #NSU-Prozess ausgeschlossen, der Fall ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt. "Daher richten sich unsere Hoffnungen auf den 2. bayrischen NSU-Untersuchungsausschuss", sagt Anna Reimann von @bud_bayern.
@bud_bayern "Ich wurde jahrelang beschuldigt", sagt Mehmet O., "damit zu leben ist nicht leicht". Er betrieb die Pilsbar Sonnenschein in #Nürnberg gerade mal zwei Wochen, als er als 18-jähriger den Anschlag des #NSU überlebte.