Thread by @SozialarbeitNRW

Deutschland braucht eine Bildungspflicht und zwar sofort!

Wir befinden uns in einem Einbahnstraßensystem, welches es im Jahr 2023 nicht mehr geben dürfte. Kinder müssen leisten, haben aber aber keinen Anspruch auf Leistungen/Unterricht/Bildung/Hygiene!

Ein #Bildungsthread

Wer im Jahr 2023 sein Kind auf eine deutsche Schule schickt, darf sich auf einiges gefasst machen (oder genau eben nicht 😉).

1. Beginnend mit der hoffentlich richtigen Wahl der Grundschule wird der Weg in Richtung Einbahnstraßensystem beschritten. Eltern rennen am Tag der

offenen Türen von Schule zu Schule und hoffen,die richtige Entscheidung für die Bildung des eigenen Kindes zu treffen.Oft sind Eltern gut informiert und finden treffsicher die richtige und passende Schule für ihr Kind und kriegen dort(mit Glück- zumindest in NRW)einen Schulplatz.

Pech haben die, die sich an einer Schule "bewerben",die beliebt ist und schwupps kann das Chaos vorprogrammiert sein,wenn eine Zuweisung an eine Schule kommt,auf die das Kind aus unterschiedlichsten Gründen nicht passt. Damit beginnt oft der Weg "was nicht passt, wird passend

gemacht!" In Deutschland wird das Kind dem System angepasst, aber das System passt sich nicht oder nur sehr selten an das Kind an. So verbringen bereits kleine Menschen einen erheblichen Teil ihrer Zeit an einem womöglich unpassenden Ort, während die Eltern sich fühlen, als

würden sie sehenden Auges mit 180 km/h auf eine Mauer zu fahren. Ein Wechsel zumindest der Grundschule ist in NRW nur unter sehr, sehr schwierigen Umständen möglich. Ein Ausstieg ist, egal wie es dem Kind geht, verboten. Die Bringschuld liegt dennoch beim Kind. Es muss sich

anpassen, "gesellschaftsfähig" werden, durchhalten, aushalten. Soziale Kompetenzen müssen zwingend in der Schule erworben und verstärkt werden, ob dies unter toxischen Umständen passiert, darf nicht hinterfragt werden. In der Regel gibt es in Grundschulen zusätzlich pädagogisches

Fachpersonal, was Lehrkräfte und Kinder unterstützt bei auftauchenden Problemen oder Anpassungsproblemen zueinander zu finden. Aber hier sind eher die Kinder nebst Lehrkräften in der Bringschuld, sozialpädagogische Fachkräfte sind nach wie vor Mangelware.
gew-nrw.de/fileadmin/user…

Diese eklatante Mangelware kann bereits kleine Menschen in eine Abwärtsspirale drängen, aus der sie selbst nicht mehr heraus finden. Wir erinnern uns: Wir haben eine Schulbesuchspflicht in Deutschland, wir haben aber dabei kein Recht auf seelische Gesundheit, wenn der

verpflichtende Schulbesuch aus welchen Gründen auch immer, nicht so verläuft, wie es wünschenswert wäre.

Sind Kinder dann von einer seelischen "Behinderung" bedroht, haben sie zumindest das Glück von Quereinsteigenden Menschen im Rahmen einer Schulbegleitung Unterstützung

zu erfahren. Je nach Finanzlage der jeweiligen Kommune kann man Glück haben, eine Fachkraft an seiner Seite zu wissen. Ist die Kommune klamm, dann eben nicht. 🤷‍♀️ Zum Glück kann ich anekdotisch berichten, dass der überwiegende Teil der Schulbegleitungen, die ich kenne,

absolut alles für ihre Schützlinge und deren Wohlergehen tun, egal ob qualifiziert oder quereingestiegen. Dennoch werden mit diesem Unkonzept nicht nur die Schulen selbst sondern auch Kinder extrem gefordert und oft auch überfordert.

Der Inklusionswille hängt stark

davon ab, wo man in Deutschland lebt, auf welcher Schule man ist...etc. Herrscht Personalmangel kann Inklusion nicht funktionieren. (Gleiches gilt übrigens für Kitas, aber immerhin gibt es dort noch keine staatlich verordnete Besuchspflicht).

Hat man 2023 das Glück von obiger

Situation nicht betroffen zu sein und ist das Kind auf der Wunschgrundschule (die ihr Versprechen auch hält), das Kind ist glücklich, alles prima, kann auch hier dem (Bildungs-) Glück ein jehes Ende gesetzt werden.

2. Unterirdische Zustände der Toiletten (-Träger-) verleiden

den Schulalltag. Manche Kinder verkneifen sich den Besuch des Ekelortes einen ganzen Schultag! Aber wir haben Schulbesuchspflicht, wie und ob man dort seine Notdurft verrichten kann, ist unerheblich.Eine beidseitige Hygienepflicht brauchen und haben wir selbstverständlich nicht.

Dies betrifft (mal nicht nebenher erwähnt) auch Lufthygiene, saubere Tische, Umkleidekabinen, Besteck in Ganztagen und und und. Ein Entrinnen ist nicht möglich. Was Bettina vor 30 Jahren überstanden hat, schafft Lotta 2023 auch 🙈. Ob mit Seife oder ohne. Ob mit Pottpapier oder

gepumpten Taschentüchern. Kleine Randbemerkung: Wann kommen eigentlich bundeseinheitliche, gratis Damenhygieneartikelautomaten in ALLEN Schulen? Bei einer Schulbesuchspflicht sollte das meiner Meinung nach drin sein. 🤷‍♀️

3. Und wieso hängt es 2023 eigentlich noch vom

Geldbeutel und Engagement der Eltern ab, ob Kinder Zirkel, Radiergummi oder auch Frühstück in der Schule dabei haben? Wieso zahle ich in NRW Geld für Bücher oder die perfekten Hallenschuhe? Bei einer Schulbesuchspflicht zahlen Familien (die es können) einseitig drauf. Wie arm

ist unser Land, dass schon hier Konkurrenz, Abhängen und Ausgrenzung staatlich gefördert wird? Auf der einen Seite soll Schule unpassend passend machen, auf der anderen Seite grenzt das geltende System jedoch einseitig aus? Und natürlich hat das Effekte auf Klassengruppen

wenn es Lotta und ihren Freundinnen täglich leid tut, dass Karin kein Frühstück dabei hat. Im Extremfall mobbt Lotta aber auch Karin, weil sie eben KEINEN Glitzerbleistift dabei hat. Ja, wir brauchen auch Individualität, was uns aber fehlt, ist ein Standartequipment.

Wir haben eine Schulbesuchspflicht, sparen aber daran, für Bildung notwendiges Material zu liefern. Wieso? Selbst gut ausgestattete Kinder verlieren Bildungszeit, wenn Lehrkräfte minutenlang prüfen und (für arme Kinder beschämend) fragen müssen,wieso Yvonne keinen Bleistift dabei

hat. Das kostet alles Zeit und so auch Bildung. Aber egal, wir haben ja nur eine einseitige Schulbesuchspflicht, von staatlicher Seite wird Raum und qualifiziertes Personal gestellt....wobei auch daran bereits aktiv gerüttelt wird. Und so kann sich flux die Traumschule

in eine Albtraumschule verwandeln.

4. Liebgewonnene Lehrkräfte werden von Schule zu Schule abgeordnet und zum Beispiel in Baden-Württemberg stehen Menschen bald ohne didaktische Kenntnisse vor unseren Kindern. Juchu! Dank Schulbesuchspflicht kann man nicht einmal etwas

dagegen sagen, dass Armin vielleicht gar nicht so genau weiss, wie er Lotta Lesen und Schreiben beibringt. Lotta hat die Bringschuld! Lotta MUSS da sitzen, sie hat keine Alternative! Es gibt KEINE Bildungspflicht 🤷‍♀️.

Diese gibt es übrigens auch nicht, wenn
5. Corona, Influenza,

RSV, Masern, aber auch Kopfläuse, Krätze und Flöhe von Kind zu Kind springen. Dabei ist es übrigens völlig unerheblich, ob Kinder Kopfkratzend oder durch ein gefässschädigendes Virus kurz oder lang nicht zur Schule können. So lange sie irgendwann wieder der Schulbesuchspflicht

Nachkommen ist doch alles prima. Manchmal wird sogar direkt am Tag der Schulrückkehr eine Klassenarbeit geschrieben oder es werden Hausaufgaben kontrolliert. Manchmal hat Lotta dann Glück, dass sie schon so gut organisiert ist, dass sie zuvor 20 ihrer 30 KlassenkameradInnen

telefonisch erreicht hat, um davon überhaupt zu erfahren und um wirklich PÜNKTLICH alle Hausaufgaben abzuliefern. Schließlich ist sie in der Bringschuld! Keine Schule ist schließlich verpflichtet, Unterrichtsmaterial online zur Verfügung zu stellen. Liegt das vielleicht auch an

der Schulbesuchspflicht? Oder ist es die Konzeptlosigkeit unserer Bildungsministerien, denen das schlicht egal ist, wie Lotta klar kommt, wenn sie krank ist?

Gleichzeitig muss man natürlich erwähnen, dass Lotta eigenverantwortlich für ihre Gesunderhaltung ist. Egal, ob

sie 6 oder 16 Jahre alt ist. Sie darf täglich mit 30 Kindern in einem unbelüfteten Raum sitzen, Mama und Papa können Atemschutzmasken gefälligst selbst bezahlen oder es einfach lassen und wenn Thies Corona anschleppen darf, weil Mama ihn nicht zuhause lassen kann,

weil sie keine Kinderkranktage mehr hat (oder es schlicht nicht will), kann Lotta immer rechtzeitig, wenn Thies ihr ins Gesicht röchelt, die Luft anhalten. Sonst steckt sie sich selbstverschuldet an und verschuldet eigenverantwortlich, dass sie keine Bildung hat. Tja, Pech gehabt

Gäbe es doch für solche Fälle ein #RechtaufDistanzunterricht. Aber nein, Schulbesuchspflicht ist ausreichend!

Was 2023 auch absolut im Rahmen einer Schulbesuchspflicht ausreicht, ist, dass unsere Kinder sich im Schulgebäude aufhalten. Das ist vor allem dann auch erforderlich

wenn Fachlehrkräfte erkrankt sind und keine Fachlehrervertretungen vorrätig sind. Unterricht erteilen dann Schulbegleitungen oder Lehrkräfte unterrichten praktischerweise direkt 2 Klassen gleichzeitig. Abfragen, ob Lotta in dem Fall vielleicht besser alleine online lernt

um die zu beaufsichtigende Gruppe für die Lehrkraft unter Umständen klein zu halten, braucht man 2023 einfach nicht. Lieber notfalls Mandalas malen und zur Klassenarbeit überraschte werden, als vorbereiteten Halbjahresunterricht in solchen Fällen anzusehen und im eigenen

Tempo ohne Lärm und Bleistiftdiskussionen zu lernen.
Auch müssen Schulen Kindern gar nicht erst mitteilen, dass die Regelstunde kaum zu erteilen ist, weil Michael "mal eben" zwei statt einer Klasse unterrichten darf. Sportlich wie Michael ist, kann er das sogar

in einem Raumabstand von drei Etagen. Ob und was in den kaum beaufsichtigen Klassen passiert, kann ja eh niemand nachvollziehen. Bildungstransparenz brauchen wir 2023 nicht, Schulbesuchspflicht reicht. Sollen doch alle eigenverantwortlich (aber mit Pflicht) sehen, wie sie klar

kommen.
Ob es für all das Lösungen gäbe? Ja! Ob man das Schulchaos 2023 auch ohne Laien, die Kinder unterrichten lösen könnte? Ja!

Aber solange Karin, Dorothee und wie sie alle heissen, Schulbesuchspflicht einhalten und keine Bildungspflicht auch seitens unseres Staates

erfüllen WOLLEN, bleiben unsere Kinder auf der Strecke.

Auch die Pandemie zeigt, dass es vom Bildungsgrad der Eltern abhängt, wie weit ein Kind kommt. Kinder, die von Unterrichtsausfall und eigenen Ketteninfektionen betroffen sind, aber lernen WOLLEN, haben ohne

passendes Elternhaus keine Chance.

Kinder ohne finanziellen Background haben in Deutschland 2023 noch immer den Armutstempel auf der Stirn.

Wann hört das auf?"Bildungsmilliarde" @starkwatzinger ist eine Unverschämtheit.
#RechtaufDistanzunterricht JETZT #Bildungspflicht JETZT

@threadreaderapp pls unroll

Ein Beispiel des Ausfalls anhand von Berlin:"Demnach sind im ersten Schulhalbjahr 2021/22 1,637 Millionen Stunden nicht regulär erteilt worden, sondern sind zur Vertretung angefallen.Nicht in jedem Fall fanden die Schulleitungen eine Vertretungslehrkraft."
morgenpost.de/berlin/article…

Auch NRW will Lücken stopfen, statt Kernprobleme zu lösen.
Wieso fragen JournalistInnen nicht nach? NRW MUSS ebenfalls verpflichtet werden, Kindern Bildung zu ermöglichen und zu garantieren, egal wann, egal wo ➡️ #Bildungspflicht

https://twitter.com/WDRaktuell/status/1615670851738767361?s=20&t=1PDQquDbQM5TE8Hri5sspQ