Am 17.1.23 (12. Verhandlungstag) am OLG #Koblenz wurden im Prozess zum rassistischen Brandanschlag 1991 in #Saarlouis, bei dem Samuel Kofi Yeboah ermordet wurde, erneut Zweifel an den polizeilichen Zeugenvernehmungen von 1991 deutlich. Im Fokus: Die Vernehmungsprotokolle.👇Thread
Am 17.1.2023 sagten vor dem großen Strafsenat (Staatsschutz) am OLG #Koblenz vier Zeug*innen aus. Zunächst ein Polizist, der in der Nacht des Brandanschlags, am 19.9.1991, mit einem Kollegen auf Streifenfahrt war, als der Alarmruf kam. Sie waren früh am Tatort, sahen das Feuer.
Zum Brandgeschehen konnte der Zeuge keine neuen Beobachtungen für die Beweisaufnahme am OLG #Koblenz beitragen. Er und sein Kollege (Zeuge am 7. Prozesstag, 19.12.2022) hätten die Unterkunft für Geflüchtete am 19.9.1991 nicht betreten.
Gut erinnerlich war dem Polizei-Zeugen seine Einschätzung zur Nazi-Skinhead-Szene in #Saarlouis der 1990er Jahre. Nach seinem Eindruck sei das eine Szene ohne "rassistische Veranlagung" gewesen, deren Gewalt sei "nicht politisch-rassistisch" gewesen.
Nach der Vernehmung des heute pensionierten Polizei-Beamten befragte der Senat zwei damalige Nachbarinnen. Sie waren seinerzeit 15 und 25 Jahre alt, lebten in unmittelbarer Nähe der Unterkunft und waren in der Brandnacht Augenzeuginnen.
Die damals 15-jährige Zeugin berichtete: Ihre Befragung bei der Polizei habe damals ohne ihre Mutter stattgefunden. Sie erinnere sich an den Eindruck, dass die Zeuginnenvernehmung außerdem sehr kurz gewesen sei - vielleicht "nur 10 Minuten".
In der Aussage am 12. Prozesstag ging es auch um die wichtige Beobachtung eines Autos an der Unterkunft. Zwei Personen, weiß, vermummt, dunkel gekleidet, seien kurz nach Brandausbruch eingestiegen, unter Rufen in deutscher Sprache:"Schnell weg!"
Der Angeklagte: #KeinEinzeltaeter?
Im damaligen Vernehmungsprotokoll zu ihrer Aussage ist allerdings von einer einzelnen, schwarzen Person am Auto die Rede. Anders als im Protokoll vermerkt habe sie Begriffe wie das N-Wort in ihrer Zeuginnenvernehmung damals sicher nicht genutzt, das erinnerte die Zeugin klar.
Diese und auch die Zeuginnenvernehmung der damals 25-jährigen Nachbarin der damaligen Unterkunft für Geflüchtete ließen am 17.1.2023 am OLG #Koblenz erhebliche Zweifel aufkommen darüber, ob die Ermittungsbeamt*innen seinerzeit die Aussagen korrekt protokolliert hatten.
Es könne hingegen gut sein, so der Senat am 17.1.2023 im Prozess zum Brandanschlag von #Saarlouis 1991, dass die Vernehmungen damals "falsch aufgeschrieben" worden seien.
Der 12. Prozesstag am OLG #Koblenz endete mit der Aussage eines Brandsachverständigen - erneut mit Fragen zur Menge des Brandbeschleunigers ("Ottokraftstoff"), der für die tödliche Branddynamik hätte ausreichen können.
Der Prozess zum rassistischen Brandanschlag von #Saarlouis 1991 wird am 23.01.2023 fortgesetzt. Die Prozessbeobachtung am OLG #Koblenz ist möglich unter Vorlage eines Ausweisdokumentes. Öffentlichkeit kann Aufmerksamkeit schaffen. #AufklaerenUndEinmischen.
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Die letzte Sitzung des #NeuköllnUA vor der #Wahlwiederholung war bezogen auf den #NeuköllnKomplex wenig ergiebig. Befragt wurde der Opferbeauftragte von #Berlin. Wann, in welcher Form und Zusammensetzung der Ausschuss nach dem 12.2. wieder zusammentritt, ist unklar. Thread👇
Der als Zeuge geladene Leiter der polizeilichen „BAO Fokus“ hatte krankheitsbedingt abgesagt. Einziger Zeuge in der 11. Sitzung des #NeuköllnUA war daher der ehrenamtliche Opferbeauftragte des Landes #Berlin, Roland Weber.
Weber machte gleich zu Beginn seiner Aussage klar, dass er konkret zum #NeuköllnKomplex nichts beitragen kann. Mit Betroffenen aus dem Neukölln-Komplex hatte er nicht zu tun. Es stellt sich die Frage, warum der #NeuköllnUA Weber überhaupt geladen hat.
„... wir waren so jung“: Am 16.1. sagten im Prozess zum rassistischen Brandanschlag 1991 in #Saarlouis, bei dem Samuel Kofi Yeboah ermordet wurde, drei Überlebende aus, die bisher noch keine Nebenkläger waren. Sie schlossen sich nun dem Verfahren als Nebenkläger an. 👇Thread
Zwei der am 16.1. gehörten Zeugen lebten damals im Erdgeschoss der Unterkunft für Geflüchtete in #Saarlouis-Fraulautern. Der dritte Überlebende, der zum OLG #Koblenz gekommen war, lebte im 2. Stock des ehemaligen Hotels.
Die Zeugen berichteten von ihren Erinnerungen an Rauch und Feuer in der Nacht des 19.9.1991 – im Treppenhaus der Unterkunft in #Saarlouis. Sie erinnerten die Schreie aus dem Dachgeschoss des Hauses, die Hilferufe des tödlich verletzten Samuel Kofi Yeboah.
Beim Prozess zum rassistischen Brandanschlag #Saarlouis 1991, bei dem Samuel Kofi Yeboah ermordet wurde, sagte am vergangenen Dienstag, dem 10. Prozesstag, ein Überlebender des Anschlags aus. Am OLG #Koblenz erinnerte er sich an die Nacht vom 18. auf den 19.9.1991.👇
Der damals 13-Jährige lebte mit zwei Cousins im Erdgeschoss der Unterkunft für Geflüchtete. Er habe als erster den Brand wahrgenommen, warnend an die Türen der Mitbewohner*innen geklopft, Alarm geschlagen.
Vor Ausbruch des Feuers habe er, so der Zeuge im Prozess in #Koblenz, mit einem seiner Cousins, kaum älter als er selbst, vor der Tür des Hauses nachgesehen – sie hätten draußen Geräusche gehört, aber nichts gesehen.
Mit schwesterlich geteiltem Entlastungswunsch: Im Prozess zum rassistischen Brandanschlag in #Saarlouis 1991, bei dem Samuel Kofi Yeboah ermordet wurde, waren am Montag (9.1.23), dem 9. Verhandlungstag, vier Geschwister des Angeklagten vor dem OLG #Koblenz als Zeuginnen geladen👇
Die vier Schwestern sagten als Zeuginnen vor dem 4. (dem Staatsschutz-) Senat des OLG #Koblenz aus. Als Angehörige des Angeklagten hätten sie schweigen können, erklärten aber, ihren Bruder mit ihren Aussagen entlasten zu wollen. Am Ende in bemerkenswert ähnlichem Ton & Wortlaut.
Die Schwestern zeichneten ein Bild von S. als liebevoller Familienmensch. Damals, 1991, mit 20: als für sein Alter etwas kindischen, aber lustigen Kerl, nie aggressiv, trotz gelegentlichen Alkoholrauschs; wie seine Freunde aus der #Skinhead-Szene von #Saarlouis: "Goldige Jungs".
Sicher: Brandstiftung.
Unklar: Aufklärungsbemühen 1991.
Unwissend: Staatsschutz.
Ungeschickt: LKA im OLG #Koblenz.
Am 7. & 8. Verhandlungstag im Prozess zum rassistischen Brandanschlag von #Saarlouis 1991 und zum Mord an Samuel Kofi Yeboah sagten u.a. 7 Polizisten aus. Thread👇
1-3 l Benzin dürften lt. Brandermittlern genügt haben für die Brandstiftung in der Unterkunft in #Saarlouis-Fraulautern in der Nacht des 19.9.91. Das Feuer wurde sicher durch flüssigen Brandbeschleuniger am unteren Treppenbereich gelegt, durch "Kamineffekt" mit tödlicher Dynamik.
Durch den Brandanschlag in #Saarlouis wurde am 19.9.1991 Samuel Kofi Yeboah ermordet. Zeugenaussagen der ermittelnden Polizeibeamten von 1991 brachten in dieser Verhandlungswoche am 19. & 20.12.2022 vielschichtige Erkenntnisse - 6 Beispiele:
"Wir kennen alle seine Stimme." Am 5. Prozesstag der Hauptverhandlung am OLG #Koblenz zum rassistischen Brandanschlag von #Saarlouis & zum Mord an Samuel Kofi Yeboah am 19.9.1991 berichteten drei Überlebende: Von der Nacht des Anschlags, ihren Erinnerungen, den Folgen. Thread 👇
Im Prozess zum rassistischen Brandanschlag von #Saarlouis 1991 haben sich drei Überlebende als Nebenkläger*innen der Anklage der #Generalbundesanwaltschaft angeschlossen. Sie sagten am 12.12.2022 vor dem OLG #Koblenz aus.
In der Nacht des 19.9.1991 wurden sie von Feuer & Rauch im Schlaf überrascht. Das Treppenhaus der Unterkunft in #Saarlouis stand in Flammen. Aus dem Dachgeschoss: Samuel Kofi Yeboahs Schreie, seine Hilferufe. Die brennende Holztreppe aber war unüberwindbar, keine Rettung möglich.