➡️ Ich freu mich wirklich, wenn Menschen mit anderer Meinung diese belegen und Links zu Daten schicken, auf die sie ihre Meinung stützen. Das ist Grundlage für eine sachliche Diskussion. Danke also dafür. Ich bin also dem Link gefolgt, um mir die gerade herausgekommene Studie ⬇️
⬆️ durchzulesen. Der Link geht aber leider nur zu einem Presseartikel über die Studie, der dann nicht mal zu dieser verlinkt. Da ich aber nicht anhand dessen diskutieren möchte, was ein Journalist von einer wissenschaftlichen Veröffentlichung verstanden hat, sondern lieber ⬇️
⬆️ anhand der Originaldaten, habe ich die Studie selber gesucht. Hier ist der Link für alle, die sich selbst ein Bild machen wollen: nejm.org/doi/full/10.10…
Leider hinter einer Paywall, aber man kann sich einen kostenlosen Account erstellen, und hat dann Zugriff auf 2 Artikel ⬇️
⬆️ pro Monat. Falls das nicht möglich ist, könnt ihr mir auch gerne eine DM schreiben.
Schauen wir uns also diese Veröffentlichung genauer an und haben #SpaßMitStudien
Die Autoren haben 291 transidente Jugendliche, die mit gegengeschlechtlichen Hormonen angefangen haben,
⬇️
⬆️ über 2 Jahre hinweg begleitet, und haben dabei verschiedene psychosoziale Parameter erfasst - Übereinstimmung des tatsächlichen mit dem gewünschten Aussehen (appearance congruence), Depression, Angststörung (anxiety), positive Stimmungslage (positive affect) & Zufriedenheit ⬇️
⬆️ (life satisfaction). Gleich am Anfang fällt das Studiendesign auf - es gibt nämlich keine Kontrollgruppe. Das wäre aber wichtig, um einschätzen zu können, ob die beobachteten Effekte wirklich an der Hormonbehandlung liegen oder nicht. Selbst die Autoren nennen das als ⬇️
⬆️ limitierenden Faktor, gehen aber in der Diskussion nicht weiter darauf ein, was zB ein aussagekräftiges Studiendesign wäre. Außerdem fällt auf, dass die Autoren ihre eigentlich geplante statistische Auswertemethode nicht nutzen konnten, da zu viele Datenpunkte fehlen. ⬇️
⬆️ Konkret haben 25% der Studienteilnehmer nur 1 bis 3 der 5 Befragungen mitgemacht. Bei den beiden Terminen im zweiten Jahr haben jeweils mindestens 30% der Befragten gefehlt. Die Autoren sind also auf eine Auswertemethode ausgewichen, die die fehlenden Daten anhand ⬇️
⬆️ einer Modellierung schätzt. Dabei wurden auch Datenpunkte von Teilnehmern geschätzt, die die Studie offiziell verlassen hatten, und sogar von den beiden Personen, die während des Zeitraums Suizid begangen hatten. Das finde ich extrem bizarr. ⬇️
⬆️ Kommen wir zu den Ergebnissen. In der Zusammenfassung am Anfang steht, dass sich alle 5 gemessenen Parameter bei den Teilnehmern verbessert hätten, und genau diese Information findet man dann auch in dem Presseartikel. Schaut man sich aber den Gesamttext an, steht dort, ⬇️
⬆️ dass sich die Werte für Depression, Anxiety & Life Satisfaction nur bei den weiblichen Probanden verbessert haben, nicht aber bei den männlichen. Positive Affect hat sich gar nicht statistisch signifikant verändert. Der einzige Parameter, der sich bei beiden Geschlechtern ⬇️
⬆️ positiv verändert hat, war die Appearance Congruence. Die Aussage der Zusammenfassung und auch des Presseartikels ist also mindestens irreführend. Die Autoren führen die verbesserten Werte für Depression / Anxiety / Life Satisfaction bei den weiblichen Teilnehmern ⬇️
auf die verbesserte Appearance Congruence zurück, obwohl diese bei den männlichen Teilnehmern gleichermaßen verbessert war. Die fehlende Verbesserung bezüglich Depression / Anxiety / Life Satisfaction bei den männlichen Teilnehmern kommentieren sie damit, dass die Verbesserung ⬇️
⬆️ sicher noch eintreten wird, wenn man die Probanden noch länger beobachtet. Das überzeugt mich nicht. Und zwar aufgrund folgender Daten: Erstens erreichen Depressionen bei weiblichen Jugendlichen einen Höchststand zwischen 13 und 15 Jahren, danach nimmt die Rate wieder ab. ⬇️
⬆️ Eine Meta-Analyse dazu gibt es hier: ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/P…
Viele der hier untersuchten weibl. Probanden waren also in einem Alter, in dem psychische Probleme statistisch gesehen wieder abnehmen. Und noch wichtiger, zweitens: Testosteron ist eine psychoaktive Substanz, ⬇️
⬆️ die antidepressiv wirkt. Eine Metastudie dazu gibt es hier: jamanetwork.com/journals/jamap…
Die Datenlage bezüglich Östrogen und Depression scheint weit weniger klar, aber es gibt Hinweise darauf, dass systemische Einnahme von Östrogen die Depressionswahrscheinlichkeit erhöht. ⬇️
⬆️ Eine aktuelle Studie dazu ist zB hier: jamanetwork.com/journals/jaman…
Die weiblichen Probanden bekamen also ein direkt antidepressiv wirkendes Medikament, und die Autoren behaupten, die verminderte Depressivität läge daran, dass den Probanden ihre optische Erscheinung besser ⬇️
⬆️ gefällt als vorher, ohne andere potentielle Wirkmechanismen auch nur zu erwähnen. Das ist bestenfalls uninformiert, und schlimmstenfalls unehrlich. Zum Schluss noch eine sehr bittere Zahl. Von den 291 Probanden hatten 2 im Beobachtungszeitraum Suizid begangen. ⬇️
⬆️ Die Suizidrate in dieser Altersgruppe beträgt in den USA (woher auch alle Studienteilnehmer kamen) 10,5 pro 100.000 cdc.gov/suicide/facts/…
Wenn man das ins Verhältnis setzt, ist die Rate bei den mit gegengeschlechtlichen Hormonen behandelten Jugendlichen 65x höher. ⬇️
⬆️ Fazit: Die Art und Weise, wie die Studie ihre Ergebnisse im Abstract zusammenfasst, ist einfach nur unredlich. Vor allem, weil die meisten Menschen eben nur die Zusammenfassung lesen, und sich die eigentlichen Daten nicht ansehen. Die Erklärung der Effekte bei den ⬇️
⬆️ weiblichen Probanden ist unglaubwürdig. Die direkten psychischen Effekte von Testosteron nicht einmal zu erwähnen, sondern die veränderten psychologischen Parameter sekundär zu einem kosmetischen Effekt zu bewerten, spricht nicht für die Autoren. Ich finde es erschreckend, ⬇️
⬆️ dass solch offensichtlich schlechte Wissenschaft von Journalisten ungeprüft übernommen wird. ⬅️
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➡️ Heute kam die abschließende Email zu dem von TdF Dortmund organisierten Podiumsgespräch, mit einer Quellenliste und der Auswertung der nach der Veranstaltung erfolgten Online-Befragung. Die Befragung ist anonymisiert, trotzdem ließ sich unschwer erkennen, wer zu welchem ⬇️
⬆️ Lager gehörte 😉
Auf einen Punkt, der mir beim Lesen der Freitextantworten aufgefallen ist, wollte ich mal kurz eingehen: Es wurde mehrfach behauptet, ein Argument der Redner (und der GC-Seite an sich) sei, dass "Transpersonen mit Unterstützung der Pharmalobby ⬇️
⬆️ Frauen auslöschen wollen" würden. Das ist eine sinnentstellende Verdrehung des tatsächlich gemachten Arguments - nämlich dass durch die Aufnahme des nicht objektiv nachweisbaren Parameters "Gender-Identität" in die Definition von "Frau", biologisch weibliche Personen ⬇️
Man soll also akzeptieren, dass eine nicht nachweisbare Gender-Identität das Geschlecht eines Menschen bestimmt, und dann demjenigen einreden, dass sein Körper "falsch" sei.
Man soll also Menschen, die überproportional häufig psychische Probleme haben, anlügen,
sie könnten ihr Geschlecht wechseln, wenn sie nur genügend Medikamente nehmen & kosmetische Operationen über sich ergehen lassen.
Und das wird als "be kind" verkauft?
Nein. Es ist nicht nett, Menschen in einer Realitätsverleugnung zu affirmieren. Es ist nicht nett,
Gender-nicht-konformen Kindern und Jugendlichen einzureden, sie bräuchten Pubertätsblocker, die ihre Hirnentwicklung beeinträchtigen, gegengeschlechtliche Hormone, die ihr Risiko für Krebs und kardiovaskuläre Krankheiten erhöhen & ihre inneren Geschlechtsorgane
"Inclusion means everyone. Exclusion brings in rules of who can and who can't." Äh, ja genau. Und jede Gesellschaft strukturiert sich mit Hilfe solcher Ex- & Inklusionsregeln. (Was nicht heißen soll, dass alle dieser Regeln sinnvoll oder gut sind!) 1/x
Aus einem bestimmten Blickwinkel kann eigentlich alles "Exklusion" sein. Wir exkludieren Menschen aufgrund ihres Alters aus dem Kindergarten. Wir exkludieren Hochschwangere vom eigentlich im Grundgesetz verbrieften Recht der freien Berufsausübung. 2/x
Wir exkludieren Menschen aufgrund ihrer nicht vorhandenen medizinischen Ausbildung davon, Medizin zu praktizieren. Wir exkludieren sehbehinderte Menschen davon, Busfahrer zu werden. Wir exkludieren Millionäre davon, HartzIV zu beziehen. 3/x
"Karen" ist ja auch so ein Begriff... Zuerst gebraucht, um sich (zu recht) über Leute zu mokieren, die Service-Personal schlecht behandeln. Aber selbst in den Anfängen war der misogyne Unterbau schon zu erkennen, denn es gibt kein männliches Pendant zur Karen.
Und ich bezweifle, dass irgendjemand ernsthaft der Meinung ist, dass es keine Männer gibt, die Service-Personal schlecht behandeln... Und der nicht viel versprechende Anfang wurde dann auch sehr schnell immer weiter unterboten. Aus einem Begriff dem eine berechtigte
Kritik zugrunde liegt, wurde bald ein Begriff, der eine Gruppe Frauen markiert, die man guten Gewissens verächtlich machen darf. Er ist nicht bis in die psychologischen Untiefen vorgedrungen, die der Begriff "TERF" immer wieder aufzeigt, funktioniert aber im Prinzip
Der #SpaßMitStudien geht weiter...
Die Person, die behauptet hat, es gäbe ausreichend Studien, die zeigen, dass "Gender-bestätigende" medizinische Maßnahmen gut für die psychische Gesundheit von transidenten Patienten wären, hat mich nach meinem Hinweis, dass man doch bitte
Links zu den behaupteten Studien bereitstellen und sich mit diesen auch kritisch befassen möge, geblockt und hinter dem Block mit ein paar hastig zusammengesuchten Links geantwortet. Der erste: thelancet.com/journals/lanch…
Das ist gar keine wissenschaftliche Studie, sondern eine Art
Meinungsartikel. Es wird nichts untersucht, es gibt keine Fragestellung, keine Interpretation von Daten. Es werden allerlei Dinge ohne Belege behauptet - zB, dass Menschen, die die derzeitige Handhabung der "Gender-bestätigenden" Prozeduren als ethisch nicht vertretbares
Die Behauptung, "Gender-bestätigende" Behandlungen, also Pubertätsblocker, gegengeschlechtliche Hormone & kosmetische Operationen, würden sich positiv auf die psychische Gesundheit von transidenten Patienten auswirken, kommt ja öfters, gerne auch mit Hinweis auf (allerdings
selten Link zu) wissenschaftliche Studien, die das angeblich belegen. Das gibt der aktuelle Forschungsstand aber wirklich nicht her.
Hier ist eine aktuelle Studie, die im Text *behauptet *, dass OPs positiv für die psychische Gesundheit wären pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31581798/
Die Zahlen in der Studie zeigten aber ein anderes Bild. Das war so auffällig, dass es mehrere "Letters to the Editor" von anderen Wissenschaftlern gab, denen diese Diskrepanz zwischen Zahlen und Text aufgefallen war. Hier zB einer davon: ajp.psychiatryonline.org/doi/10.1176/ap…