Thread by @Thrillertante

Ich will heute mal eine Lanze brechen und den Begriff, den ich neulich in einem Beitrag verwendet habe, etwas erklären.

Was bedeutet eigentlich #neurodiversity und wie spüre ich das im Alltag?

Also kurz runtergebrochen heisst es, dass mein Gehirn anders funktioniert als das

von Neurotypischen Menschen. Bei allen funktioniert es anders, deshalb rede ich hier nur von meinen Auswirkungen.

ZB finde ich viele Sachen witzig, die andere nicht mal verstehen. Und wenn ich nervös bin (wie zu 99% in sozialen Interaktionen), mache ich Witze. Die kommen aber

oft nicht gut an und/oder werden falsch verstanden.

Oder mein Gehirn kann kaum Reize filtern. Ich höre grundsätzlich immer alles, rieche alles, sehe alles und es wird nicht in wichtig und unwichtig unterschieden, so wie bei anderen Menschen, sondern es ist alles wichtig. Das

führt dazu, dass ich schnell überreizt bin.

Ich habe ständig tausend Gedanken im Kopf, sie surren und schwirren umher wie Bienen und ich kann sie nicht abstellen. Ab und an knallen sie gegen meine Hirnrinde, sie singen laut Musik, sie reden und Summen durcheinander. Ich habe

tausend Listen um mir zu merken, was ich wann zu tun haben, weil es sonst untergeht und selbst da vergesse ich oft was.

Ich bin sehr kreativ und kann sehr gut Zusammenhänge finden, die sonst niemand findet. Ich bin extrem loyal und ehrlich. Viel zu ehrlich, oft merke ich

nicht, wenn ich was unpassenden gesagt habe.

Ich kann mich in Tagträumen verlieren, aber auch so konzentriert arbeiten, dass ich alles um mich herum vergesse.

Ich sehe immer das große Ganze und obwohl ich sehr perfektionistisch bin, sind es meist Kleinigkeiten, die nicht

passen.

Ich brauche das alleine sein um meine Ressourcen wieder aufzuladen, am besten mit ohrenbetäubend lauter Musik.

Ich bin introvertiert. Ich vertraue zu schnell und kann mit Smalltalk überhaupt nichts anfangen. Wenn wer nett zu mir ist, weiß er bald meine ganze

Lebensgeschichte. Ich merke dabei nicht, dass es zuviel ist.

Wenn ich keine Pausen habe, breche ich zusammen. Dann geht tagelang so gut wie nichts mehr und selbst reden ist mir zu anstrengend. Ich kann das Recht gut kompensieren (muss ich auch, wegen den Kindern) und

habe mittlerweile Skills dafür und einen tollen Mann, der es frühzeitig merkt und mich nach draußen in den Wald jagt 😬

Ich habe schmerzen bei zu lauten Geräuschen (und diese Kack Maulwurfserschreckerpieper), aber nicht bei Musik.

Ich bin übelst schreckhaft und kann unerwartete

Berührungen nicht leiden (außer bei meinen Kindern). Ich hasse Umarmungen (sorry), außer bei Menschen, die mir sehr wichtig sind, da ist es okay.

Ich kann extrem schnell denken, aber oft stehen die Bienen im Weg, die mich auf dem Schlauch stehen lassen.

Schwere Sachen zum

Lernen waren für mich nie ein Problem, aber die ganz super einfachen habe ich nie gebacken bekommen.

Was für andere logisch ist, ist es für mich noch lange nicht.

Ich bin nicht dumm, verhalte mich aber oft so, weil ich zu abgelenkt von einfach allem bin.

Ich fange 1000

neue Projekte mit Begeisterung an und höre kurz darauf wieder damit auf, weil es mich langweilt.

Ich muss immer an alles extra denken, egal, wie oft ich es schon gemacht habe.

Ich bin so einiges, aber sicher nicht schlechter als andere!