Wie meist: brilliante Kolumne, zu der man sich streitbar auseinandersetzen kann. Was deutlich wird (und das ist der Punkt, dem ich zustimme): die Anhaltspunkte, warum Maaßen "kippte", sein Weltbild, seine Überzeugungen, sein Glaubensbild. Auch einen Maaßen würde man
1/
nicht mit wiss. Fakten & seriösen Statistiken in den Diskurs zurückholen können, auch bei ihm (wie auch bei anderen nicht so prominenten Falsch-Abgebogenen, die auf ihren "Spaziergängen" von magnetischen Impfarmen bis Great Reset fabulieren) ist nicht die Ratio, der Verstand,
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die Intelligenz, die Bildung der Ansatzpunkt, sondern das Gefühl, die Ebene der pers.
Kränkung, das Empfinden, Opfer zu sein, Spielball, das tiefe Misstrauen in die nicht verstandenen Vorgänge der Welt, Ängste (und auch das hat wieder Ursachen, die noch weiter zurückliegen
3/
können) uvm.
Niemand wird so geboren. Man WIRD, was man ist.

Eine Ergänzung sei erlaubt, @janfleischhauer , der Kipppunkt war nicht erst der kränkende Verlust des Postens des Verfassungsschutzpräsidenten und das Wirrwarr danach. Es gab schon früher Hinweise, Äußerungen, die
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die Entwicklung zum Heutigen anlegten & erahnen, wissen ließen. Der Amtsverlust ist eine Konsequenz gewesen, die (innerhalb des Weltbildes logisch) eine weitere "Bestätigung" darstellte. Wann fing es an?

Die Frage bleibt, wie damit umgehen? Welche "Weltbilder" muss Demokratie
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aushalten? Welche Ämter und Plattformen müssen wann geschützt werden, um Schaden an Rechtsstaat und Gesellschaft zu verhindern? Wann sollten Parteien, Verlage, Organisationen sich positionieren?

Diese Frage ist unabh. von der (s.o.) bloßen und immer unvollständigen Erklärung,
6/
wie und warum jemand geworden ist, was er ist, zu beantworten. Sie muss das Wohl der Demokratie und den Schutz des Rechtsstaates im Blick haben und keine pers. Biographien.

Wie und OB man "gedriftete" (ein guter Begriff, @janfleischhauer ) in den gesell. Diskurs zurück
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gewinnen kann, DAS ist die Frage nach den Ursachen. Die Sammelbecken an beiden gesellschaftlichen Rändern, auch wenn noch so viele diese Ränder als "Mitte der Gesellschaft" deklarieren wollen, um sie hoffähig zu machen, bieten ein warmes, die Glaubenssätze und Gefühle
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bestätigendes Nest, eher vergleichbar mit #Sekten, aus denen der Ausgang auch nicht über das Rationale gelingt.

Ein Ausschluss aus der CDU mag das Weltbild von Maaßen (und dem inzwischen um ihn gebauten "Nest") erneut "bestätigen", aber ihn zu halten, wird (seine Entwicklung
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wird ja weitergehen) die Grenze des "Aushalten-müssens" überschreiten, hat sie vllt. schon überschritten.
Die "Einordnung" von (auch persönlich erfahrenen) Positionierungen der (in diesem Fall prominent und unter dem Fokus der Öffentlichkeit stehenden) Umgebung steht in der
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Verantwortung des Betroffenen und darf notwendige Positionierungen nicht beeinflussen.

Zurück bleiben Ratlosigkeit und die Aufgabe der Schadensbegrenzung. Sein gedriftetes Weltbild zurückzuschieben, gelingt der Öffentlichkeit nicht. Im Gegenteil.
Gefühle und Glaubenssätze zu
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überdenken und zu ändern, bedarf persönlichen Vertrauens in das Gegenüber und das ist ihm ja abhanden gekommen. Die pers. Umgebung, soziale Kontakte haben sich mit der Drift verändert, sind zerbrochen und ersetzt. Ein selbstbestätigender Kreislauf.
Manchmal gelingt ein
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"Kurswechsel" über eine Schlüsselfigur, ein Schlüsselereignis, das die Überzeugungsebene erreicht.
Ob Maaßen solches begegnen wird, bleibt offen. Und darin unterscheidet sich der prominente, einst hochgehandelte Jurist nicht im Geringsten von Lieschen Müller aus Kleindorf,
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die glaubt, dass ihre Nachbarin am Oberarm nach der Impfung gegen Covid-19 magnetisch ist.

Die öffentlichen Auswirkungen, darin unterscheiden sie sich. In der Erreichbarkeit, den Echokammern, der Aggressivität, mit der vom gesell. Rand um den Prominenten geworben wird, der
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Wirkungen von Autorenschaft, Vortragstätigkeit, Parteimitgliedschaft, Kandidaturen, Posten...

Es ist wichtig, diese Ebenen zu unterscheiden, um zu wissen, auf welcher man als Gesell. handeln kann, auf welcher nicht. Eine Rück-Drift kann Maaßen nur selbst bewerkstelligen.
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Dafür bietet unsere freie Gesellschaft (abgesehen von den daran scharf nicht interessierten Rändern) letztlich durchaus alle (Diskurs-)Möglichkeiten.
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Feb 5
Kinder stecken sich nicht an. (Warum geht man dann von einer fast vollständigen Durchinfizierung aus?)
Kinder stecken andere nicht an. (Wie bei anderen Atemwegsinfektionen?).
Kinder erkranken nicht schwer. (Nur die eh schon auf dem "Sprungbrett" stehenden Vorerkrankten und
1/
Behinderten, aber die zählen nicht.)
Kinder sterben nicht. (Nur die... s.o.)

Es ist fast nicht zu glauben, welche toxischen Narrative bezgl. Kindern seit fast drei Jahren durchs Land getrieben werden und jetzt wieder massiv aufbranden. Kinderschutz (nicht nur in
2/
infektiologischer Sicht) wurde und wird mit Füßen getreten, aktuell aggressiv rechthaberisch und rachelüstern umgedeutet und unterschwellig vielen anderen erwachsenen und politisch/wirtschaftlichen Interessen untergeordnet.
Am Vehementesten von denen, die am Lautesten die
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Read 14 tweets
Feb 3
Gut, dass @tagesschau genauer liest 👍🙏

Und spannend: der Hauptautor hat laut Pletz nie einen Hehl aus seiner Ablehnung von Masken gemacht.
1/
Das muss nichts heißen, wenn jemand seine persönlichen Meinung von seiner wissenschaftlichen Tätigkeit sauber trennen kann. Aber es ist ein Hinweis, genauer hinzuschauen, weil es Einfluss haben /kann/.
Interessant die Stellungnahme, die die Autoren abgegeben haben, als die selektiv und agendageleitet interpretierten Ergebnisse durchs Dorf getrieben wurden. Differenziert. Und mahnend.
2/

cochrane.de/news/cochrane-…
Read 6 tweets
Jan 25
#Twitterbeobachtung

Prof. @mikrowie reflektiert, dass (ich verkürze) Schulen hätten offen bleiben können...
...wenn... und weil... Vorschläge unterbreitet waren, wie das in der Pandemie hätte umgesetzt werden können.
1/
"Das RKI habe immer Empfehlungen abgegeben, mit denen man den Betrieb in Schulen und Kitas hätte laufen lassen können, wenn auch unter Anstrengung."
2/

presseportal.de/pm/9377/5425358
Die Twitterlautstarken (Initiativen, User, Medien, Politik) lesen genau bis "hätten offen bleiben können" und hauen in die Tasten: "wir (vom moderaten Maßnahmenkritiker bis zum Hardcoreschwurbler) hatten Recht."

Für genaueres Lesen/Zuhören/Reflektieren und Zurückblättern
2/
Read 24 tweets
Jan 16
Wie schützt man zum jetzigen Zeitpunkt der Pandemie einen dementen hochvulnerablen Bewohner eines Pflegeheimes?

Man macht vorher einen Bürgertest und trägt eine Maske. Alle, auch Kinder. Im besten Fall sind alle geimpft. Man hat nicht das kleinste Symptom. Keiner.
1/
Der Bewohner trägt übrigens keine Maske. WIR schützen IHN, er kann das mit der #Eigenverantwortung nicht mehr so richtig...

...und dann liest man
2/
auf Twitter Leute, die Maske und Tests usw. jetzt dann auch in Heimen/KH/Arztpraxen etc. abschaffen wollen. So schnell wie möglich, damit sie selbst (!) nie und nirgendwo mehr an die Pandemie oder das Virus gemahnt werden. Und faseln was von Eigenverantwortung.

Und wenn er
3/
Read 4 tweets
Jan 10
Twitter-Beobachtung:
Offensichtlich gehen viele davon aus, dass es kaum noch SARS-COV2 Nicht-Infizierte gibt (mit entsprechendem Hintergrund, gegen Maßnahmen zu sein und/oder Vorsichtige - im besten Fall nur- auszulachen).
Wie kommt man zu dieser "Meinung"?

Und - machen wir
1/
das bei anderen Viren auch so? Wer nicht infiziert ist/sich nicht infizieren möchte, wird dem Spott preisgegeben?

Lachen wir die aus, die in einem heftigen Erkältungswinter, einer schweren Influenzawelle NICHT flach liegen (sondern die Arbeit auffangen)?
Lachen wir die aus,
2/
die einen Besuch absagen, weil sie sich eine schwere Erkältung NICHT leisten können?
Lachen wir die aus, die sich nach dem Klo die Hände waschen, weil sie NICHT ein süßes kleines Norovirus mit nach Hause nehmen wollen?

Machen wir uns lustig über die vielen Flyer, Sendungen,
3/
Read 5 tweets
Dec 30, 2022
Eine Frage, die mir leider seit drei Jahren von Verfechtern der "focused protection" oder GBD oder ähnlicher "Konzepte" des Pandemiemanagements unbeantwortet geblieben ist:

Wie hätten die vulnerablen Personen "geschützt" werden können, die NICHT in Heimen leben?
1/
Also die 96% der über 65-Jährigen, die in ihrem eigenen Zuhause leben, in Familien, Partnerschaft oder allein, die einkaufen gehen, mit der Bahn fahren, zum Arzt müssen.
Also die, die aufgrund ihres Alters (+ ggf. Vorerkrankungen) als Risikopatienten im Sinne der STIKO gelten.
2/
Also die, die häusliche Pflege in Anspruch nehmen dürfen/müssen, von Angehörigen (meist jünger, im Arbeitsleben und mit Kindern) oder von Pflegediensten.
3/

destatis.de/DE/Presse/Pres….
Read 11 tweets

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