Das scheinen mir drei Facetten eines Argumentationsmusters (#Topos) zu sein: 1) "Kontaktschuld": Ablehnung einer Person/Position, weil sie 'in Berührung' mit dem Gegner/Feind war; 2) "Applaus von falscher Seite": Ablehnung einer Person/Position, weil sie vom Gegner 1/2
explizit Zustimmung erhält; 3) "Ausdrucks-/Positionsidentität": Pauschale Ablehnung einer Person/Position, weil Formulierung oder Forderung auch in der Gegnergruppe auffindbar sind.
Alle drei Varianten polarisieren, sind mE deliberativ & verhindern rationale Urteilsbildung. 2/2
Zwei Nachträge: Dieser Topos spielt meiner Beobachtung nach in den letzten Jahren eine immer größere Rolle, v.a. in Sozialen Medien. Er trägt zu der Unsicherheit bei, sich politisch zu äußern - immer in der Sorge, plötzlich den Gegner-Stempel zu kassieren. 3/
Außerdem kann man die Wirksamkeit dieses Topos natürlich strategisch antizipieren: indem man dem Schein nach (durch identische Formulierungen) Positionen einnimmt, die eigentlich dem Gegner 'gehören' und ihn damit sowohl nach innen als auch nach außen verwirrt. 4/4
Die neue Rechte - die seit geraumer Zeit sehr genau die Techniken der Kommunikationsguerilla der 68er studiert - kann man das übrigens sehr genau beobachten. Sie schafft es oft damit,eigene Positionen zu normalisieren, zum anderen einen Keil in die gegnerischen Lager zu schlagen.
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Der populäre Journalist Seymour Hersh publiziert einen Text, in dem er auf Basis einer anonymen Quelle behauptet, #Nordstream sei von den USA sabotiert worden. Das Thema ist natürlich ein Pulverfass. Interessant sind nun die Reaktionen auf diesen Text: 1/ seymourhersh.substack.com/p/how-america-…
In Social Media dominiert strategisches Lager-Haltungsdenken: für die einen (A) "bestätigt" sich, was man immer schon angenommen hat. Die anderen (B) greifen die Behauptung v.a. mit einem argumentum ad hominem an (Diffamierung). Beide Haltungen sind typisch für Kriegsdiskurse 2/
und wenig hilfreich. Position (A) ignoriert die fehlenden Belege bei einem so weitreichenden Vorwurf; Position (B) ignoriert die eigene Verdachtsagenda gegen Russland, die genauso völlig beleglos daher kam wie die Behauptungen von Hersh. Beide Positionen ignorieren, 3/
Das Problem ist: #chatgpt3 imitiert so perfekt, dass Lösungen für bestimmte Aufgaben so aussehen, als sei ein Problemverständnis vorhanden: dabei recherchiert es offenbar keine einschlägige Literatur, sondern erfindet Titel aus Namen(sbestandteilen) von echten FachkollegInnen 1/n
und typischen thematisch passenden Phrasen, Medien usw. Das System kann auch keine juristische Fälle lösen, aber dogmatische Schnipsel effizient kombinieren. Und es kann auch keine Grundschuldidaktik, sondern baut aus bekannten Schülertextaufgaben einfach neue Aufgabentexte. 2/
Die Illusion einer Problemlösungsfähigkeit entsteht also vor allem dort, wo Weltwissen und Sachzusammenhänge eng an Sprachwissen(sstrukturen) gekoppelt sind. Tatsächlich beruhigt mich das auf der einen Seite - denn es bedeutet, dass wir von künstlicher "Intelligenz" nach 3/
#chatgpt3 hat mir gerade in unter 5 min eine komplette Hausarbeit zum Thema "Inklusives Wir in der Politischen Kommunikation" geschrieben, mit Inhaltsverzeichnis und geeigneten Referenzen. Von einer mittelguten realen Hausarbeit nicht zu unterscheiden.
In dieser Qualität hat die Technologie - an die sich sicherlich jetzt ziemlich schnell eine Menge Entwicklungsteams dranhängen - das Potential, zahlreiche Arbeitsbereiche zu verändern... Und wie immer bei neuer Technologie gibt es sowohl utopische als auch dystopische Szenarien.
Da hier mehrere nach den Screenshots gefragt hatten - interessanterweise kann ich das gestrige Ergebnis nicht identisch reproduzieren. Tatsächlich wird bei erneutem Versuch sogar das "inklusive Wir" in der PoliKom mit "inklusiver Sprache" verwechselt.