Für meine neuen Follower:innen möchte in an dieser Stelle meine Werte, Positionen und Haltungen aufschreiben. So wisst ihr genau, woran ihr bei mir seid.
Eines vorab: Ich wurde als Kind jahrelang gemobbt, von einer erwachsenen Person täglich misshandelt und wollte mir mit 12 Jahren zum ersten Mal das Leben nehmen. Seit meiner Kindheit bin ich psychisch krank, die Diagnose: rezidivierende Depressionen. Ich bin ein Überlebender.
Solange ich denken kann, habe ich gekämpft, vor allem für meine eigene Daseinsberechtigung. Dass es mir heute so gut geht, hat viel mit Glück, Privilegien als weißer, deutscher Cis-Mann und meinem Dickkopf zu tun.
Ich arbeite heute als Reporter für psychische Gesundheit und es geht mir – im Vergleich zu meiner Kindheit extrem gut. Doch ich möchte es dabei nicht belassen. Heute möchte ich vor allem eines tun: In klaren Worten sagen, wofür ich als Mensch, Betroffener und Journalist stehe.
1. Ich stehe für die Gleichberechtigung und Entstigmatisierung psychisch Kranker. Es kann nicht sein, dass sie Betroffene täglich anhören müssen, dass sie schwach, faul oder lästig für diese Gesellschaft sind. Das muss sofort aufhören.
2. Ich stehe für eine neue Bedarfsermittlung von Psychotherapieplätzen in Deutschland. Die jetzige Versorgung psychisch Kranker ist eine Katastrophe, aber nicht nur die von Erwachsenen: Nur ein von 10 Kindern bekommt aktuell einen leitliniengerechte Therapie.
Wenn du dir ein Bein brichst, wirst du sofort behandelt, wenn du deine Seele brichst, „rufen sie in 5 Monaten noch einmal an.“ Warum das so ist, habe ich mit @BentFreiwald aufgeschrieben: krautreporter.de/3782-es-gibt-g…
3. Ich stehe für einen ehrlichen Blick der Politik auf soziale Berufe. Als ausgebildeter Jugend-und-Heimerzieher habe ich in vielen Bereichen gearbeitet und überall begegneten mir: schwache Bezahlung, prekäre Arbeitsverhältnisse und vor allem: Arbeitende im Burnout.
Menschen mit gutbezahlten Jobs, die nach Sinn suchen, regen mich auf, und auch das habe ich festgehalten: krautreporter.de/2935-du-findes…
4. Ich stehe für Momente, die im Taumel schlechter Nachrichten Hoffnung machen. Ich sammle sie in Geschichten in meinem Newsletter »Die freundliche Geste« steadyhq.com/de/die-freundl…
5. Ich stehe für das Ende von #Mobbing in der Schule und setze mich gegen die Verharmlosung dessen ein. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass es sich hier um kleiner Konflikte unter Kindern handelt.
Mobbing ist kein Pipifax, Mobbing ist Psychoterror – und Depressionen können eine von vielen Folgen sein. krautreporter.de/3877-mobbing-i…
6. Ich stehe für ein Bewusstsein für die Diskriminierung von dicken Männern, ein nicht erkanntes Problem unserer Gesellschaft, bei dem auch die Forschung nur wenig vorzuweisen hat – und gegen Gewichtsdiskriminierung gibt es keine Gesetze krautreporter.de/4476-wie-dicke…
7. Ich stehe für die Freude an der Fotografie, die ich seit 18 Jahren praktiziere. Deshalb helfe ich Foto-Einsteiger:innen in kürzester Zeit bemerkenswerte Fotos zu machen. Jeden Montag um 8 Uhr. In 3 Minuten Lesezeit. steadyhq.com/de/fotoflitzer…
8. Ich stehe für eine neue Sicht auf die Rolle des Schulsports, in dem seit Jahrzehnten Kinder und Jugendliche gemobbt, verletzt und erniedrigt werden. Lehrkräfte tragen hier eine entscheidende Rolle und Sport ist das gefährlichste Schulfach, das es gibt: krautreporter.de/4306-warum-ist…
9. Ich stehe für Solidarität mit Betroffenen von psychischen Erkrankungen. Deshalb schreibe ich einen Newsletter „Die Wochendosis“, damit du dich weniger alleine fühlst, wenn du unter einer psychischen Erkrankung leidest. Oder wenn du Angehörige:r bist. krautreporter.de/21813-martin-g…
Wenn dir dieser Thread gefallen hat, folge mir gerne hier unter @martingommel.
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Als ich vor zwei Jahren zum Thema #Mobbing recherchierte, stieß ich auf Literatur, die belegte, wie weit die Folgen reichen.
Doch mit der Antwort einer Forscherin hatte ich nicht gerechnet. 🧵🪡
Triggerwarnung. In diesem Thread geht es auch um Suizidalität.
1/ So fand ich ein Interview mit dem Kinder- und Jugendpsychiater Dieter Wolke, das mir zu denken gab. Wolke ist Wissenschaftler an der britischen University of Warwick und erforscht unter anderem die Langzeitfolgen von Mobbing. escap.eu/events/past-es…
2/ Er berichtet von zwei Studien aus den USA und Großbritannien, die zeigen, dass Opfer von Mobbing psychische Probleme wie Depressionen und Angstzustände entwickeln – und zwar häufiger, als Opfer von sexuellem Missbrauch und Misshandlung das tun.
Dieser Moment, in dem dir klar wird, dass du psychisch krank – und somit nicht „selbst schuld“ an deiner schwierigen Situation bist.
1/ Viele Menschen glauben in der Zeit vor ihrer Diagnose, dass mit ihnen etwas nicht stimmt. Sie sind sicher, dass sie falsch, faul oder einfach komisch sind.
2/ Und eigentlich selbst verschuldet haben, wenn sie es, zum Beispiel bei Depressionen, nicht schaffen, aufzustehen oder zu arbeiten.
Die schlimmsten Sprüche, die sich Menschen mit #Depressionen 2022 anhören mussten.
Ein Thread, der beim Lesen wehtut. 🧵🪡
1/ Bevor es losgeht: Ich hatte meine Follower:innen vor Jahresende gefragt, welche Worte sie sich bezüglich ihrer Erkrankung anhören mussten. Über 500 Betroffene antworteten. Ich habe eine kleine Auswahl getroffen und der Lesbarkeit halber redigiert.
2/ Viele Menschen können sich nicht vorstellen, was Menschen mit dieser Erkrankung an den Kopf geworfen wird. Diese Auswahl soll dabei helfen, Verständnis für Betroffene zu schaffen – und zeigen, auf welche Worte mensch verzichten sollte.
1/ Wie man psychisch Kranke in die Isolation treibt. Und warum ich nicht bereit bin, das zu akzeptieren. Ein Thread, der längst überfällig ist. 🧵🪡
2/ Stell dir vor, du kämpfst mit einer chronischen Krankheit wie Diabetes. Du spitzt dir selbst Insulin, gehst regelmäßig zum Arzt und tust alles, was in deiner Macht steht, um das Diabetes im Zaun zu halten.
3/ Deine Angehörigen begreifen, dass du bestimmte Dinge nur in Maßen essen kannst und auch, dass dein Körper krank ist.