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Feb 12, 2023 27 tweets 14 min read Read on X
Update #Ukraine
Im Überblick:
- schwere Kämpfe im Donbass, "Wagner" rücken im Zangengriff um #Bachmut vor;
- massive Raketenangriffe quer durch die Ukraine, Moskau setzt erstmals Unterwasserdrohnen ein;
- wilde Spekulationen über eine "zweite russische Invasion".
Thread👇
(1/25)
Im Donbass tobt weiter die Schlacht um #Bachmut .
In den letzten Tagen rückten die "Wagner"-Verbände weiter in einem Zangengriff um die Stadt vor und erreichten strategisch wichtige Versorgungsstraßen - vom Südwesten die H-32; vom Norden aus Richtung Soledar die M-03.
(2/25)
Innerhalb des großen Halbkessels von #Bakhmut wiederholt sich in kleinerem Maßstab ein ähnliches Szenario bei Krasna Hora und Paraskoviivka.
Beide Ortschaften liegen mittlerweile in einem tiefen Halbkessel, nachdem die "Wagner" in einem Zangengriff von Nord und Süd vorrückten.
An mindestens zwei weiteren Frontabschnitten waren in den letzten Tagen ähnliche Tendenzen zu beobachten.
Weiter nördlich stießen russische Truppen überraschend an der Ortschaft Bilohorivka vorbei, sodass sich die Garnison plötzlich in einem tiefen Halbkessel wiederfand.
(4/25)
Bei Wuhledar im Süden der "Donbass-Front" stoppten russische Truppen die festgefahrene Frontaloffensive und stießen stattdessen überraschend westlich der Stadt vor.
Bei anhaltender Tendenz könnte Wuhledar ein ähnlicher Halbkessel drohen, wie Bachmut und Krasna Hora.
(5/25)
Zugleich erlitten die vorrückenden russischen Kolonnen bei Wuhledar die vermutlich schwersten Verluste seit Monaten.
Eine Kolonne wurde von ukrainischer Artillerie mitten auf Marsch erwischt und regelrecht zerschossen.
Dutzende Panzerfahrzeuge wurden auf einen Schlag vernichtet.
Die Bilder der zerlegten Kolonne bei Wuhledar sorgten in der russischen Kriegsdebatte für Entsetzen.
Schwerste Strafen wurden für die entsprechenden Befehlshaber gefordert, die "auch nach einem Jahr Krieg immer noch die gleichen kriminellen Fehler machen", so russ. Kriegsreporter
Trotz der schweren Verluste konnten russische Truppen die eingenommene Landzunge westlich von Wuhledar halten und werden nun vermutlich darauf drängen, in einem Bogen ostwärts die Stadt einzukreisen.
Frontalangriffe werden auf die Stadt vermutlich nicht mehr unternommen werden..
Insgesamt scheint sich an der gesamten "Donbass-Front" ein sich wiederholendes Muster abzuzeichnen.
Verbände stürmen die Ortschaften nicht mehr frontal, sondern versuchen diese in einem Zangengriff zu umgehen.
An der Spitze der Zangenvorstöße stehen meist die "Wagner".
(9/25)
Unter Konfliktbeobachtern ist nun eine Debatte am Laufen, wie diese Tendenz zu deuten ist.
Mancherorts heißt es, es sei die Folge einer sich allgemein verschlechternden Lage für ukrainische Truppen, die zunehmend ausgedünnt sind, sodass die Frontlinie immer wieder einsackt.
(10/)
Woanders wird argumentiert, dass die jüngsten Zangengriffe keinesfalls nur "Zufall" seien, sondern eine Änderung in der Vorgehensweise des russischen Generalstabs.
Von einer "Taktik von lokalen Kesseln" ist die Rede, einzelne ukrainische Garnisonen voneinander zu isolieren.
11/25
Zeitgleich zu den schweren Gefechten am Boden haben russische Truppen wieder massive Raketen- und Drohnenangriffe ausgeführt.
Einschläge wurden quer durch die #Ukraine gemeldet, darunter in Kiew, Charkiw, Dnipro, Zaporizhya, Lviv etc.
(12/25)
Zum Ziel wurden zahlreiche Objekte der Energieinfrastruktur quer durch das Land.
In Zaporizhya wurde ein Wasserkraftwerk getroffen.
In Charkiw und Krywyj Rih wurden Einschläge in Heizkraftwerken gemeldet.
In Chmelnizky wurden "Objekte der Strominfrastruktur" getroffen.
(13/25)
Für besondere Aufmerksamkeit sorgte ein Angriff auf die Zatoka-Brücke bei Odessa.
Was anfangs als ein Angriff der "Shaheds" gedeutet wurde, stellte sich später als eine Attacke mit einer (Unter)Wasserdrohne heraus.
Hier Screenshots. Die Videos wie gehabt bei mir auf Telegram.
14/
Es ist das erste Mal, dass die russische Armee eine Unterwasser-Kamikaze-Drohne im Krieg einsetzt.
Bislang hatten nur ukrainische Truppen ähnliche Angriffe ausgeführt, nun ist der Kreml anscheinend nachgezogen und hat womöglich ein ähnliches Waffensystem in Dienst gestellt.
(15/)
Unklar ist, woher genau Moskau solche Drohnen hat.
Die eine Vermutung ist, dass Russland eine eigene Produktion organisieren konnte.
Indirekt deutet darauf hin, dass der Bürgermeister von Sewastopol erst im November offiziell den Aufbau einer Wasserdrohnen-Flotte vorschlug.
(16/)
Zur Grundlage für die russischen Unterwasserdrohnen könnte ausgerechnet ein ukrainisches Modell geworden sein.
Kiew hatte Ende September eine solche Drohne vor der Krim-Küste verloren, die danach intakt von den Russen eingesammelt wurde.
(17/25)
Die andere Version ist, dass es sich bei der Zatoka-Drohne (wieder mal) um eine iranische Drohnenlieferung handelte.
Militärbeobachter verwiesen darauf, dass Teheran erst vor kurzem solche Wasserdrohnen präsentierte und ihre Wirkungsweise öffentlich bei Manövern zeigte.
(18/25)
Angenommen, Russland hat jetzt tatsächlich eine Reihe von Unterwasserdrohnen (egal jetzt, ob durch iranische Lieferungen oder eigene Nachbauten), bleibt die Frage, wofür genau Moskau sie einsetzen würde.
Eine Flotte hat UKR nämlich nicht, die zum Primärziel werden könnte.
(19/25)
Stattdessen steht die Vermutung im Raum, dass der Kreml die neuen Drohnen über den Dnjepr stromaufwärts schicken könnte, von wo sie in der Theorie bis nach Kiew kommen sowie alle Wasserkraftwerke/Staudämme/Brücken auf dem Dnjepr attackieren könnten.
(20/25)
Insgesamt war die jüngste Raketen- und Drohnenwelle eine der schwersten seit Monaten.
Manche ukrainische Kriegsreporter warnten, dass die Angriffe womöglich als ein "Einschießen" auf die lang befürchtete "zweite russische Invasion" zu deuten seien.
(21/25)
Wer die Thematik verfolgt, wird sich erinnern, dass schon seit Wochen länderübergreifend darüber spekuliert wird, dass Moskau bald eine neue massive Offensive in der Ukraine starten könnte.
Ukrainische Offizielle warnen eindringlich davor, dass es im Februar so weit sein könnte.
Foreign Policy zitiert ukrainische Vertreter mit den Worten, dass Russland zwischen 200k bis 300k Soldaten für einen neuen Sturm angesammelt habe.
Hinzu 1800 Panzer, fast 4000 Panzerfahrzeuge, Tausende Artilleriesysteme, Hunderte Kampfjets usw.
(23/25)
foreignpolicy.com/2023/02/08/ukr…
Sogar ein Zeitpunkt wird in dem Artikel genannt.
"Eine neue, riesige Invasion" erwarte man bereits "in den nächsten 10 Tagen", werden anonyme ukrainische Militärs zitiert.
Der FP-Artikel kam am 08.02. heraus, was die 10-Tage-Friste auf den 18.02. legen würde.
(24/25)
Andere Quellen sprachen undefinierter vom Februar als dem wahrscheinlichsten Zeitpunkt einer "zweiten russischen Invasion", falls es dazu je kommen sollte.
Entscheidend werde für den Kreml die Symbolik rund um den 24.02.2023 sein - dem Jahrestag vom #Ukrainekrieg .
(25/25)
Nachtrag zum Thread.
Rasante Entwicklungen praktisch über Nacht. Zwei Updates:
1. Die Ortschaft Krasna Hora ist laut Berichten vor Ort in der Nacht gefallen (siehe Tweet 3/25).
"Wagner" posieren vor Ortseinfahrt.
Sturm von Paraskoviivka weiter westlich hat begonnen.
(26/25)
Nachtrag zum Thread 2.
Auf anderer Seite haben haben ukrainische Truppen die russische "Landzunge" bei Wuhledar zurückgeschlagen (siehe 8/25).
Russ. Verbände wurden bis an den Fluss Kaschlagatsch zurückgeworfen.
Eine Einkreisung von Wuhledar ist damit abgewehrt worden.
(27/25)

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May 15
Update #Ukraine
Im Überblick:
- russ. Truppen rücken im Charkiwer Gebiet weiter vor;
- ukr. Armee führt schweren Angriff auf russ. Airbase auf der Krim aus;
- Absetzung von Verteidigungsminister Schojgu: der neue Mann Belousov soll die Kriegsproduktion ankurbeln.
Thread 👇
(1/25) Image
Der #Ukrainekrieg tobt erbittert weiter, nun auch an neuen Abschnitten.
Schwere Kämpfe um Krasnohorivka westlich von Donezk halten weiter an.
Trotz des Verlustes des Industriewerkes im Stadtzentrum vor einer Woche hält die ukr. Garnison im Norden ihre Positionen.
(2/)
#UkraineWar Image
Weiter nördlich sind russische Truppen westlich von Avdiivka vorgerückt.
Netailove ist in Halbkessel geraten, Umanske steht kurz vor dem Fall, nach manchen Berichten bereits gefallen.
An der Reihe steht Novopokrovske, wo russ. Sturmtruppen ebenfalls bereits eingerückt sein sollen Image
Read 25 tweets
May 10
Update #Ukraine
Im Überblick:
- schwere Kämpfe um Krasnohorivka, Archangelske ist gefallen;
- neue russische Offensive in der Charkiwer Region begonnen;
- westliche "rote Linien": nach Paris debattiert nun auch London und Washington über Truppenentsendung.
Thread 👇
(1/25) Image
Schwere Kämpfe gehen im #Ukrainekrieg weiter.
Westlich von Donezk tobt die Schlacht um Krasnohorivka. Bei massiver Luft- und Artillerieunterstützung eroberten RUS das Industriewerk im Stadtzentrum und hissten ihre Flagge.
Ohne das Werk wird die Stadt schwer zu halten sein.
(2/25)


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Weiter nördlich ist Archangelske gefallen.
Es heißt, ukr. Einheiten hätten sich fast kampflos zurückgezogen. Angesichts des vorherigen Ocheretyne-Durchbruches wurde dies aber weitgehend erwartet.
Nach dem Fall der benachbarten Ortschaften war Archangelske kaum zu verteidigen
(3/) Image
Read 25 tweets
May 2
Update #Ukraine
Im Überblick:
- Frontdurchbruch bei Ocheretyne weitet sich aus, Verteidigungslinie bei Berdychi-Pervomaiske gefallen;
- Washington beschließt neue Hilfen für Kiew, Auswirkungen umstritten;
- RUS rechnet mit baldigem ukr. Angriff auf die Krimbrücke.
Thread👇
(1/25) Image
Der #Ukrainekrieg tobt unvermindert weiter.
Besonders schwer gestaltet sich die Lage für ukr. Truppen westlich von Donezk und Bachmut.
Heftige Kämpfe toben um Krasnohorivka, wo Russen - flankiert durch schwere Luftangriffe - schrittweise nordwärts zum Stadtzentrum vorrücken.
2/


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Weiter nördlich sind sowohl Berdychi als auch Pervomaiske und mit ihnen die zweite ukrainische Verteidigungslinie westlich von Avdiivka gefallen.
Russische Truppen stießen mittlerweile bis nach Nitailove vor sowie weit im ländlichen Gebiet bei Umanske.
(3/25)
#UkraineWar Image
Read 25 tweets
Apr 23
Update #Ukraine
Im Überblick:
- Frontlinie nordwestlich von Avdiivka durchbrochen, Russen rücken in Ocheretino ein;
- schwere Kämpfe bei Tschassiv Jar;
- massive gegenseitige Angriffe auf Militärflughäfen;
- Kiew will die Krimbrücke bis Mitte Juli vernichten.
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(1/25) Image
Schwere Kämpfe toben im #Ukrainekrieg entlang der gesamten Frontlinie weiter.
Am Robotyne-Verbove-Bogen konnten ukr.Truppen die Lage vorerst stabilisieren.
Die Kämpfe toben seit mehreren Wochen weitgehend an der gleichen Linie.
Robotyne selbst existiert allerdings kaum noch.
2/25


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Weiter östlich ist Novomikhailovka de facto gefallen.
Es heißt, russ. Truppen hätten die lang umkämpfte Ortschaft unter Kontrolle gebracht und ihre Flaggen über den wichtigsten Punkten gehisst.
Ukr. Soldaten kontrollieren nur noch einige Häuser am westlichen Zipfel des Ortes
(3/)


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Apr 19
Update #Israel #Iran
Im Überblick:
- Iran führt massiven Raketen- und Drohnenangriff auf Israel aus;
- Ergebnis bleibt umstritten: beide Seiten melden sich als Sieger in diesem Duell;
- Region in Anspannung: Folgt(e) ein großangelegter israelischer Gegenangriff?
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Der Iran hat in der Nacht zum Sonntag den schwersten Angriff auf israelisches Territorium seit Jeher ausgeführt.
In mehreren Wellen flogen Kamikaze-Drohnen, Marschflugkörper und ballistische Raketen auf Israel zu.
Die Gesamtzahl wird bei ca 300 Flugobjekten geschätzt.
(2/25)
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Der Angriff kam mit Ansage.
Wenige Wochen zuvor hatte Israel die iranische Botschaft in Syrien bombardiert und mehrere hochrangige iran. Revolutionswächter-Generäle getötet.
Ein Angriff auf Botschaft gilt als Angriff auf den Staat selbst.
Teheran schwor baldige Vergeltung.
(3/25) Image
Read 25 tweets
Apr 11
Update #Ukraine
Im Überblick:
- ukr. Verteidigungslinie vor Tschassiv Jar gefallen, Schlacht um die strategisch wichtige Stadt hat begonnen;
- russ. Einsatz von 3t-Lenkbomben steht bevor;
- Selenski warnt vor Niederlage und bittet um westliche Hilfe auf Kredit.
Thread 👇
(1/25) Image
Schwere Kämpfe toben im #Ukrainekrieg unvermindert weiter.
Westlich von Donezk sind russische Truppen an breiter Front vorgerückt:
- Novomykhailovka ist schwer umkämpft;
- in Krasnohorivka sind RUS eingerückt;
- Pervomaiske ist gefallen;
- Berdychi steht kurz vor dem Fall.
(2/25) Image
Damit sind russische Verbände bei Donezk auf einem Frontabschnitt von etwa 50km Breite vorgerückt.
Das Ganze ist die direkte Folge vom Fall von Avdiivka.
Ukrainische Armee lässt sich Schritt für Schritt zurückfallen, wobei jeder Meter auf das Schwerste umkämpft ist.
(3/25) Image
Read 25 tweets

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