Lieber @GregorGysi, ich gebe zu, dass mich Ihre Unterstützung des Manifests zutiefst enttäuscht. Nicht, dass ich nicht auch für Frieden in der Ukraine wäre oder die völkerrechtswidrigen Kriege des Westens vergessen hätte. Und ja, auch mir ist jede Kriegshysterie zutiefst zuwider.
Auch ich bin strikt gegen deutsche und europäische Rüstungsexporte in Staaten wie Saudi-Arabien, die im Jemen einen furchtbaren Krieg führen. Und verabscheue Rüstungslobbyisten, die in jedem Krieg vor allem ein Geschäftsmodell sehen.
Und doch halte ich die Annahmen dieses Manifests für so naiv wie gefährlich. Wer jetzt einen Waffenstillstand und Verhandlungen mit Putin fordert, muss vor allem diese eine Frage beantworten, um die sich die Unterstützer und Unterstützerinnen so beharrlich herumdrücken:
Zu welchem Frieden sollen diese Verhandlungen am Ende führen? Welche Art von Kompromiss soll’s denn bitte sein mit einem Aggressor, der offensichtlich zu keinem Kompromiss bereit ist? Und von Anfang an die Zerstörung der kulturellen Identität der Ukraine als Kriegsziel ausrief?
Dies sollte wir doch gelernt haben: Die Naivität im Umgang mit Putin nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim hat uns zunächst ein Minsker Abkommen, daraus folgend einen zähen Zermürbungskrieg im Osten der Ukraine, und schließlich Russlands Invasion der Ukraine beschert.
Wie groß soll das Stück denn dieses Mal sein, auf dass die Ukraine verzichten soll? Und welche Friedensgarantie soll ein eingefrorener Konflikt dieses Mal bringen? Diese Frage müssen Sie und alle anderen Unterstützer und Unterstützerinnen dieser Erklärung schon beantworten.
Denn so viel sollte uns doch allen klar sein:
Wer die territoriale Integrität der Ukraine angesichts der imperialen Albträume und der blinden Zerstörungswut des russischen Aggressors weitgehend preisgibt, macht sich am Ende nolens volens zum Büttel Putins.
Wie Angela Merkel damals in Minsk. Wie alle, die heute von der ukrainischen Bevölkerung einfordern, was sie selbst nie bereit wären preiszugeben. Den Verlust ihrer Heimat und den Verzicht auf einen dauerhaften Frieden im eigenen Land.
Und gerade weil ich die völkerrechtswidrige US-geführte Invasion im Irak oder den Völkerrechtsbruch auf dem Balkan genauso vehement kritisier(t)e wie Sie, dürfen die Kriegsverbrechen Russlands in der Ukraine meiner Meinung nach nicht mit einem Verhandlungserfolg belohnt werden.
Auch ich bin der Überzeugung, dass der Westen nach Ende des Kalten Krieges große Fehler gemacht hat. Dazu gehören die Aufkündigung zentraler Abrüstungsverträge wie die unterlassene Einbindung Russlands in eine europäische Friedensordnung. Die von Russland heute angegriffen wird.
Daran habe ich auch aufgrund meiner Erfahrungen in Russland und der Ukraine keinen Zweifel: Wer es zulässt, dass Putin mit diesem Krieg seine wesentlichen Kriegsziele erreicht, wird nur neue Kriege in Europa gebären: sei es in der Ukraine, in Moldawien oder im Baltikum.
Dies haben viele Menschen in der Ukraine und großen Teilen Osteuropas längst begriffen. Die Unterstützer und Unterstützerinnen dieses Manifests ganz offensichtlich nicht.
Mit freundlichen Grüßen, Georg Restle
Warum die Grünen innerhalb von 5 Jahren 8 Prozentpunkte verloren haben? Dafür gibt es naheliegende Gründe: 1. Bei der letzten Europawahl befanden die Grünen sich nahe an ihrem Allzeithoch. Klimapolitik war DAS Thema der Stunde.
2. Viele nehmen den Grünen übel, dass sie in der Ampel jede Menge Kröten geschluckt haben: In der Klimapolitik insbesondere, aber auch in der Migrationspolitik. Auch deshalb verlor die Partei Hunderttausende Stimmen an Nichtwähler oder Kleinparteien wie Volt.
3. Der hohe Ton der besserwisserischen Arroganz schadet vor allem dann, wenn Menschen sich in ihren realen Nöten nicht gesehen sehen. Das war der eigentliche Fehler rund um die Heizungsgesetz- und AKW-Debatte.
Ich freue mich ja, dass ein Tagesthemen-Kommentar von mir aus dem Jahr 2014 (!) zum Ukraine-Krieg hier immer wieder so breit geteilt und kommentiert wird. Dazu ein kleiner Thread, um wenigstens die wildesten Spekulationen und Falschbehauptungen aufzugreifen:
1. Der Kommentar ist von 2014. Damals gab es Angriffe der ukrainischen Armee auf die Zivilbevölkerung in der Ostukraine, die von der UN verurteilt wurden. Dies war das Thema meines Kommentars, der auch Russland kritisierte, und an dem ich rückblickend nichts zurückzunehmen habe.
2. Die ukrainischen Angriffe damals standen in keinem Verhältnis zur "Schreckensherrschaft" (UN) der von Moskau unterstützten "russischen Separatisten". Dieser von Russland orchestrierte Angriff auf einen souveränen Staat stand am Anfang einer Eskalation, die bis heute andauert.
Lieber @GregorGysi, Danke für Ihre Antwort. Gerne würde ich Ihren Optimismus bzgl. eines Friedensvertrags mit Russland teilen, der dem andauernden russischen Kriegsverbrechen eines Angriffskriegs schnell ein Ende setzt und die territoriale Integrität der Ukraine wieder herstellt.
Allein mir fehlt der Glaube, dass dies derzeit möglich ist. Ihre Verweise auf die Bennett-Vermittlungen oder das Getreideabkommen überzeugen mich keinesfalls, da sie nichts mit den heutigen Kriegszielen Putins zu tun haben. Nun behaupten Sie, dass sich diese geändert hätten.
Dafür gibt es nur leider keinerlei Hinweise und auch Sie führen keinen Beleg an. Im Gegenteil: Angesichts des mit unverminderter Härte geführten Angriffskrieges spricht doch einiges dafür, dass Putin weiter alles dafür tut, möglichst große Landgewinne durchzusetzen.
Was für eine durchsichtige Kampagne da von rechten Publizist*innen geritten wird: Da wird @FridayForFuture eine antidemokratische Haltung angedichtet, weil es der Bewegung nicht schnell genug geht beim Klimaschutz. Dafür wird ein Zitat von @Luisamneubauer entstellend verkürzt.
Tatsächlich sagte @Luisamneubauer bei #Lanz das Gegenteil: "Der gerechte Klimaschutz, der schnell kommt, schützt die Demokratie". "Wenn Notstände kommen, werden die demokratischen Räume eingeschränkt." "Wir brauchen den Schutz vor Notständen, um demokratische Räume zu erhalten."
Die Kampagne ist infam. Ich war als Journalist auf einigen Demonstrationen von @FridayForFuture, weil mich genau diese Frage interessiert hat: Wie groß ist dort die Versuchung, die Langsamkeit der Demokratie und ihrer Verfahren in eine allgemeine Demokratie-Kritik zu gießen?
Eine Forderung wird doch nicht alleine dadurch falsch, weil sie auch von Rechtsextremisten erhoben wird! Sagen viele als Reaktion auf unser #StudioM zu @SWagenknecht und den Sozialprotesten. Ist das tatsächlich so einfach? Ein Thread:
Der Vordenker deutscher Rechtsextremisten, Götz Kubitschek formuliert seine Strategie deutlich. Danach müsse es bei den Sozialprotesten darum gehen "die Grenzen zwischen den politischen Lagern zu verwischen". Und: "Der Stärkere wird sich am Ende durchsetzen". Gemeint ist die AfD.
Dazu @Matthias_Quent: "Diese Strategie ist in Ostdeutschland gerade jetzt sehr erfolgreich, wo jede Woche Zehntausende demonstrieren". Wo man erneut "eine Mischung aus Populismus, Nationalismus, Rassismus" erlebe - und es nur vordergründig um Sozialpolitik gehe.
An alle Kritiker*innen des ÖRR! Ja sicher: Ob kritikwürdige Berichterstattung oder Intendantengehälter, ob Fußball-WM in Katar oder Werbung im Programm – über all das (und anderes) kann und sollte man streiten. Warum ich dennoch ein glühender Anhänger des ÖRR bin? Ein Thread
1.Der ÖRR ist eine Verfassungsinstitution für die gesamte Gesellschaft - finanziert von der gesamten Gesellschaft. Er ist per Verfassungsauftrag staatsfern, unabhängig und vielfältig. Genau das braucht eine Gesellschaft, die droht auseinanderzufliegen – gerade in dieser Zeit.
2.Der ÖRR ist ein Bollwerk der Demokratie. Er hat den Auftrag, die Grundwerte unserer Verfassung zu verteidigen – auch gegen Verfassungsfeinde, die dieser Demokratie (und dem ÖRR) gerade den Kampf angesagt haben.