Aktuell geistern alarmierende Schlagzeilen zum #Zucker-Austauschstoff #Erythritol (#Erythrit) durch die Medien. Angeblich schädlich für die Herzgesundheit. Schauen wir uns die Studie mal näher an (mit Verweis auf den Tweet von @Dr__Guess): ...
#Erythritol ist ein Zuckeraustauschstoff, der süß schmeckt und praktisch keine Energie liefert. Natürlicherweise kommt es in Pilzen, Käse, Obst udn Nüssen vor. Im Vergleich zu Sorbit & Maltit verursacht Erythritol nur sehr selten Beschwerden wie Blähungen oder Durchfall. ...
Weltweit wird Erythritol als Zuckeraustauschstoff in zuckerreduzierten Lebensmitteln verwendet.
Die aktuell publizierte Studie suggeriert, dass Erythritol das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen könnte. Dabei gibt es viele Ungereimtheiten: ... nature.com/articles/s4159…
Zentral ist die Beobachtung, dass es einen statischen Zusammenhang zwischen dem Erythritol-Spiegel im Blut und schweren unerwünschten Herz-Kreislauf-Ereignissen (MACE) gibt; ebenso für die Sterblichkeit: ...
1. Ist das nur eine Korrelation (muss also kein kausaler Zusammenhang sein). 2. (relevanter): Vermutlich ist das eine "inverse Kausalität". Erythritol wird nämlich im Körper selbst gebildet, und zwar v.a. bei oxidativem Stress, wie er bei Herz-Kreislauf-Krankheiten vorkommt. ...
Soll heißen: Menschen mit Vorerkrankungen am Herz-Kreislauf-System haben durch diese Vorerkrankung sowieso erhöhte Erythritol-Spiegel im Blut. Und natürlich haben diese Menschen (aufgrund der Vorerkrankungen) ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfälle. ...
Ein erhöhter Eryhritiol-Spiegel im Blut ist also (unabhängig von der Aufnahme mit der Nahrung) ein Marker für ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko. ...
Diese Korrelation (die vermutlich durch inverse Kausalität verursacht wurde) wurde von den Studienautoren dann noch in zwei weiteren Kohorten bestätigt. Surprise.
PS: In keiner der Analysen wurde zwischen körpereigener Erythritol-Produktion und Nahrungszufuhr unterschieden. ...
Aber, so könnte man denken, nicht so schlimm, denn: Die Autoren haben sogar eine ergänzende Humanstudie durchgeführt, um die Korrelation zu überprüfen und eine mögliche Kausalität zwischen Erythritol-Aufnahme und erhöhter Blutgerinnung festzustellen. Gute Idee! Aber...
Schaut man sich das Studienprotokoll dieser Studie bei clinicaltrials.gov an, sieht man:
- keine Randomisierung
- sechs primäre Endpunkte (verdächtig viel)
- 40 Probanden (in der Publikation tauchen aber nur 8 auf!) ... clinicaltrials.gov/ct2/show/study…
Erstens ist komisch, dass von 40 Probanden nur 8 in der Publikation auftauchen. Zweitens (wichtiger) fällt aber auf, dass von den sechs primären Endpunkten nur die Daten zur Blutkonzentration von Erythritol veröffentlich wurden. ...
Ergebnisse zu den beiden einzigen klinisch relevanten Endpunkten aus dem Protokoll (wie sich Erythritol auf die Blutgerinnung auswirkt), wurden GAR NICHT veröffentlicht. Sehr merkwürdig. Genau das wäre ja ein entscheidendes Argument zur Beurteilung von Erythritol. ...
Fazit 1: Wir haben hier eine Korrelationsstudie, die in drei Kohorten durchgeführt wurde. Kausalität nicht nachweisbar. Reverse Kausalität plausibel (Erythritol im Blut als Folge, nicht als Ursache von Herz-Kreislauf-Erkrankung). ...
Fazit 2: Die als "Beweis" geplante "Interventionsstudie" mit (n = 40) war nicht randomisiert, liefert nur Daten für 8 Probanden, und zeigte keinerlei Ergebnisse für die einzigen klinisch relevanten Endpunkte.
Alles in Allem bedeuten diese Ergebnisse also: nichts. ...
PS: Viele Daten deuten sogar auf gesundheitliche VORteile von #Erythritol bei Menschen mit metabolischen Erkrankungen hin, v.a. wenn dadurch #Zucker-Zufuhr reduziert werden kann.
Die aktuelle Datenlage rund um Erythritol ist hier sehr gut zusammengefasst: pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36615861/
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Ziemlich schräg, wenn Gesundheitsschutz (!) von Kindern (!) als staatliche Bevormundung der Erziehungsberechtigten geframed wird.
Wie sieht's mit Verkaufsverbot von Alkohol & Tabak an Kinder aus? Schulpflicht? Verbot von Kinderarbeit und elterlicher Prügelstrafe? @a_nnaschneider
btw: Von den Profis der (ernährungs)medizinischen Fachgesellschaften kommt einhellige Zustimmung für dieses Gesetzesvorhaben. Entspricht nämlich den Empfehlungen eben dieser Fachgesellschaften.
Mega spannende Studie: Je mehr hochverarbeitete Lebensmittel (#UPF) konsumiert werden, desto höher ist das #Krebs-Risiko. Klingt wenig überraschend. ABER: Sehr aufschlussreich ist der Blick in die Lebensmittelgruppen: ... @Imperial_PCPH@TheLancet thelancet.com/journals/eclin…
Hier wird deutlich: Der negative Effekt hochverarbeiteter Lebensmittel (Kausalität vorausgesetzt!) ist im Wesentlichen ein Effekt von #Softdrinks und Säften. Andere Produkte (z. B. pflanzliche Fleischalternativen) spielen hier überhaupt keine Rolle. ⬇️ ...
Ich hab's schon immer gesagt: ALLE hochverarbeiteten LM unterschiedslos/pauschal als "gesundheitsschädlich" zu bezeichnen, ist unseriös. Und angesichts der enormen Vielfalt an Produkten & Nährwertprofilen ist das wissenschaftlich auch völlig unplausibel. ...
#Süßstoffe haben einen schlechten Ruf. Eine aktuelle Studie von @EranElinav in @CellCellPress wird jetzt in vielen Medien als Beleg dafür gewertet, dass Süßstoffe per se "ungesund" sind. Eigentlich zeigen diese Daten etwas ganz Anderes... 1/x sciencedirect.com/science/articl…
Mit sehr guter Methodik wurde untersucht, wie sich verschiedene Süßstoffe beim Menschen auf das Darmmikrobiom und den Zuckerstoffwechsel auswirken. Dabei konnte teilweise ein kausaler Zusammenhang zwischen Süßstoffkonsum und entsprechenden Veränderungen gezeigt werden. Aber: 2/x
1. Süßstoff ist nicht gleich Süßstoff: Während #Sucralose & #Saccharin ungünstige Effekte hatten, war das bei #Aspartam & #Stevia NICHT der Fall. 2. Die Süßstoffeffekte waren individuell sehr unterschiedlich. Deshalb auch der Titel: "personalized effects". Das heißt: 3/x
Aktuell erreichen mich sehr viele Fragen nach dem Sinn von #Jodtabletten bei atomarer Bedrohung. Lohnt es sich, jetzt Jodtabletten zu bunkern?
Dazu kurz zusammengefasst: ⬇️ 1/
Sowohl bei einem Nuklearunfall als auch beim Einsatz von Kernwaffen wird ein ganzes Spektrum („Sammelsurium“) an radioaktiven Spaltprodukten freigesetzt. Eines dieser Spaltprodukte ist in beiden Fällen radioaktives #Jod131.
2/
Da unsere Schilddrüse Jod aufnimmt und anreichert, um Schilddrüsenhormone zu produzieren, würde sie auch radioaktives Jod aufnehmen. Das würde die Schilddrüse stark schädigen.
3/
Blutdruck war etwas niedrig, jetzt geht's wieder - dank #VitaminD-Fakenews. 1. Dosierpipetten verführen zu Überdosierung. Konkreter Fall letzte Wo: Massive VitD-Toxizität, da Eltern ihr Kind nicht mit Impfung, sondern mit täglich 2 Pipetten VitD vor Corona schützen wollten. 1/x
Folge: lebensgefährliche Elektrolytentgleisung, massive Nephrokalzinose nach 40.000 I.E. über mehrere Wochen. Jetzt auf Intensivstation. Wegen #VitaminD und dem Rat von Freunden, VitD könne man "gar nicht überdosieren." 2/x
2. Diese aktuell von Querdenkern gefeierte Studie beweist wieder einmal gar nichts. Um diese Studie geht es: journals.plos.org/plosone/articl…
Was zeigen die Ergebnisse? 3/x
Liebe Fachpolitikerinnen und -politiker! In der #Ernährungspolitik gibt es sehr viele, drängende Herausforderungen.
Als Grundlage für die Verhandlungen zur #Ampelkoalition deshalb hier eine kleine To-do-Liste (#ErnährungTop20, nicht nach Prioritäten geordnet):
1. Einordnung des Ressorts „Ernährung“ in das Gesundheitsministerium (statt in das Landwirtschaftsministerium)
2. beitragsfreie Kita- und Schulverpflegung; verpflichtende Qualitätsstandards für Kita- und Schulverpflegung; qualitätsgesicherte Ernährungsbildung in Schulen