Thread by @Natascha_Strobl

Ich glaub das ist das Bösartigste was ich seit langem gelesen habe.

Es ist ein Beispiel für Klassenkampf von oben, indem es gewissen Narrativen folgt. 👇

https://twitter.com/ramthun/status/1632294330676158464

Armut/Arbeitslosigkeit sind im neoliberalen Denken vor allem moralische Wertungen. Wer arm/arbeitslos ist, muss ein schlechter, charakterschwacher Mensch ist. Das ist direkt diametral zu der Idee, dass Reichtum und Erfolg etwas mit vorbildlichem Charakter und Fleiß zu tun hat

Diese Individualisierung von Armut vernebelt die systematischen Ursachen. Wer arm ist, hat sich halt nicht genug angestrengt. Diese moralischen Abwertungen zeigen im Aufkommen von Bildern von Hartz IV-Empfänger_innen als Reality TV schauende, Chipsfressende Faulenzer.

Es ist für den Klassenkampf von oben ganz wichtig arme Menschen als moralisch verkommen darzustellen. Dementsprechend sind sie auch schlechte Eltern. Sebastian Kurz hat orakelt, dass es in Wien (natürlich) Sozialhilfe-Familien gibt, wo in der Früh nur die Kinder aufstehen.

Diese moralisch verkommenen Menschen sind selbstverständlich auch schlechte Eltern. Das geht direkt miteinander einher. Sie können sich ja gar nicht gut, um ihre Kinder kümmern. Genau in die Kerbe schlägt auch dieser Beitrag - Eltern mit Sozialhilfe ist nicht zu trauen.

Dementsprechend kann man hier auch nicht mehr Geld ausgeben. Eine ökonomische Abwägung (sollen Kinder über die Armutsschwelle gehoben werden) wird zur moralischen Wertung. (Diese Familien sind charakterschwach und geben Geld für Alk/Zigaretten aus)

Hinzukommt die abstruse Idee, dass es so toll ist von Sozialhilfe zu leben. Das schließt direkt an das Faulenzer-Bild an. Die da unten machen sich ein schönes Leben und nutzen die Leistungsträger aus. Moralische Abwertung mit diffamierenden Bildern.

Man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen: „bequemes Ruhekissen“. Es geht um eine Kindergrundsicherung. Wie kommt man denn auf die Idee, dass Kinder kein bequemes Ruhekissen haben sollen? Das ist doch die ganze Idee. Kinder, die bequem ohne Existenzängste aufwachsen.

Das ist entlarvend. Denn im Klassenkampf von oben sollen arme Menschen ständig bestraft werden und ständig Angst haben. Es darf bloß nicht bequem sein. Der ständige Existenzdruck muss bestehen bleiben. Auch bei Kindern. Darum gehts.

#NatsAnalyse zwecks Auffindbarkeit