Würde man die aktuell in Österreich jährlich per Pkw zurückgelegte Strecke mit Elektroautos fahren, bräuchte es dafür 12 bis 16 TWh grünen Strom.
Erneuerbaren-Ausbau ist nötig, der Strom würde aber in Österreich, teils auch der EU erzeugt.
Wertschöpfung hier.
Würde man die gleiche Strecke mit E-Fuels und Verbrenner fahren, bräuchte es dafür nicht 12-16 TWh Strom, sondern Milliarden Liter an E-Fuels, die bei ihrer Herstellung 74-92 TWh grünen Strom benötigen.
Sicher nicht in Europa hergestellt, sondern in Patagonien oder der Sahara.
Die Wertschöpfung würde in diesem Fall also nicht in Österreich oder Europa liegen, sondern eben dort - und wir hätten genau die gleichen Abhängigkeiten, den gleichen Kaufkraftabfluss, wie wir ihn heute schon in Milliardenhöhe haben.
Es gab in den letzten Wochen schon genug Threads, die dargelegt haben, wie unehrlich und faktenbefreit die Diskussion zu diesem Thema ist - wie sehr sie von Wunschdenken von Lobbies und manchen Politikern geprägt ist, was die Verfügbarkeit von E-Fuels betrifft.
Vielleicht noch ein paar Punkte, die öfter untergehen:
- Die Verordnung zu den CO2-Grenzwerten ist technologieoffen. Sie schreibt keine Elektroautos vor, sondern sagt, dass ab 2035 neu zugelassene Pkw im Betrieb emissionsfrei sein müssen. Das können mehrere Antriebsarten.
- Die Verordnung enthält (als im Oktober 2022 bereits erzielten Kompromiss) eine Klausel, wonach noch eine Lösung für den Betrieb von ab 2035 neu zugelassenen Verbrennerautos mit 100% klimaneutralen E-Fuels gefunden wird.
- Die Verordnung zielt nicht nur auf Klimaschutz ab, sondern eben auf emissionsfreien Betrieb. Auch bei klimaneutralen E-Fuels gibt es Stickoxide, Kohlenmonoxid (CO), Feinstaub usw. Mit den entsprechenden negativen Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt.
Don't get me wrong, wir werden große Mengen an #eFuels brauchen:
- Flugzeug will ohne fossile Energie fliegen
- Bagger will baggern
- Mähdrescher will dreschen
- Frachtschiff will über den Ozean
- Benzinbruder will 68er Chevy Impala fahren
- Chemieindustrie will grünes Methanol
Was gegen die Verordnung spricht:
- Die Transformation zu effizienteren Antrieben passiert sowieso, ohne VO u.U noch schneller
- Die Automobilindustrie hat sich strategisch ohnehin vom Verbrenner verabschiedet
- Hochlauf von (ohnehin notwendigen) eFuels könnte beschleunigt werden
Was für die Verordnung spricht:
- Investitionssicherheit für die europäische Autoindustrie
- bessere Luft
- Bekenntnis für Energieeffizienz, europäische Wertschöpfung und Unabhängigkeit von Importen
- dass es bereits breiten Konsens dazu gab
Was klar sein sollte, aber nicht oft genug wiederholt werden kann, weil es im Medienkonsum wichtig ist:
Wenn Lobbyisten über ihr Thema sprechen, dann verfolgen sie nachvollziehbarerweise (meist ökonomische oder politische) Partikularinteressen, ihre Perspektive ist eingeengt.
Umso wichtiger ist die Einschätzung von unabhängigen Expert*innen und neutralen Wissenschaftler*innen, die das große Ganze und die gesamtsystemischen Zusammenhänge sowie Machbarkeiten einordnen können, weil sie eben nicht von ökonomischen Partikularinteressen getrieben sind.
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Heißt nicht, dass wir keine Importe brauchen. Werden wir.
Neben Aspekten wie Schnelligkeit, systemischer Fit und Ressourceneffizienz sollten aber eben auch wirtschafts- und geopolitische sowie strategische Überlegungen eine Rolle bei der Gestaltung der Transformation spielen.
Das heißt mMn gleichzeitig aber auch, dass die Wirtschafts- und Energiepolitik eine Merit-Order für die Energiebeschaffung integrieren sollte:
Ein #Thread über die Entwicklung der Abhängigkeit Österreichs von russischem Gas. Hintergrund ist eine gestern veröffentlichte Analyse von @herbert_lechner (@at_AEA). Sie basiert auf öffentlich zugänglichen Informationen.
Vorausgeschickt Pt 1:
In den letzten 60 Jahren ist viel passiert und die 150-Seiten-starke Analyse in einem Thread zusammenzufassen ist nicht leicht.
Wer einen guten Überblick über die Geschichte bekommen will, sollte sich unseren Podcast anhören 👇
Vorausgeschickt Pt 2:
Es geht uns mit der Analyse nicht darum, die Schuld bei einzelnen Personen zu suchen. Anspruch war es, erstmalig das große Ganze darzustellen und Fakten zu verdichten, um Erkenntnisse für eine bessere Energieversorgung abzuleiten.
Eine neue ganz besondere Folge von @PetajoulePod: Es geht um @herbert_lechner's 150-Seiten starke Analyse zur Geschichte der Abhängigkeit Österreichs von russischem Gas.
Vielleicht schaff ich heute noch einen #Thread, vorerst aber mal der Podcast mit viel Kopfschüttelpotenzial.
Der Entwurf des Erneuerbaren-Gas-Gesetz #EGG 🥚 ist da. Ein paar Fakten, Ansichten und Einordnungen dazu in einem #Thread 🧵
Essenz: Gasversorger müssen 2030 min. 7,5 TWh der von ihnen in diesem Jahr an Endverbraucher verkauften Gasmengen durch in Österreich produzierte erneuerbare Gase substituieren. 2040 sollen es min. 15 TWh sein.
Wie sie das machen (eigene Anlagen, Einkauf..) ist ihnen überlassen.
Was ist erneuerbares Gas (eGas)?
💩 #Biomethan, erzeugt aus biogenen Reststoffen. Wird bis 2030 den Großteil des eGas ausmachen.
💦 grüner #Wasserstoff, gewonnen aus Wasser mittels erneuerbarem Strom, und synthetisches Gas, das aus grünem Wasserstoff und CO2 erzeugt wird