Thread by @Batuhan_Temiz_

Erst die rus. Pläne #Belarus zu annektieren. Dann die bekannt gewordenen Umsturzpläne in #Moldau. Auch die Lage in #Georgien und #Serbien wird zunehmend instabil. Eine Einordnung über die geostrategische Situation in Europa und wieso wir die #Ukraine unterstützen müssen 1/23

Vorweg: Häufig wird unterstellt #Putin wäre irrational oder verrückt geworden, ich teile diese Ansicht nicht, allein schon aus dem ganz einfachen Grund, dass man seinen Feind niemals unterschätzen sollte. Ich denke auch nicht, dass Putin primär aus imperialistischen Gründen, 2/23

sondern aus strategischen handelt. Neben wirtschaftlichen Gründen spielen hierbei vor Allem militärische Gründe eine wesentliche Rolle. Dazu muss man sich folgende Karte anschauen und im Hinterkopf behalten, dass Putin den Westen als größte Bedrohung für seine Existenz sieht 3/23

Die Karte zeigt in grau die eurasische Ebene, oder auch Flachland genannt. Ein flaches Terrain mit relativ wenig Höhenanstieg - ideale Vorraussetzungen für großangelegte Truppenverlegung von West nach Ost - und umgekehrt. Was man ebenfalls erkennen kann: Gebirge 4/23

Das Gebirge stellt ein natürliches Hindernis dar und erschwert ein Vordringen immens. D.h. größere Truppenverbände werden sich auf dem Landweg vorzugsweise in diesen grauen Bereichen bewegen. Wie man in der Karte oben erkenn kann, liegen sowohl Belarus, als auch die Ukraine 5/23

Gänzlich in diesem Flachland. Putin versucht daher, so viel Gelände wie möglich zu erobern, um eine potentielle Verteidigungslinie soweit wie möglich nach Westen zu verschieben. Im Westen der Ukraine liegen die Karpaten, eine schwer überwindbare Gebirgskette 6/23

Es ist für mich schwer vorstellbar, das Putin so ein hohes Risiko eingeht, ohne sicherzustellen, dass die Verteidigungslinie bis an diese Gebirgskette reicht. Das heißt: Putin wird sich nicht mit dem rus-sprachigen Osten Zufrieden geben und ich kann mir nicht vorstellen 7/23

dass Odessa, mit einem ebenfalls starken russischen Einfluss und wichtiger geografischer Lage am Schwarzen Meer verschont bleibt. Daher muss allen klar sein: es wird keine Friedensverhandlung geben können, die dauerhaften Frieden bringt, wenn die Ukraine seine territoriale 8/23

Integrität und staatliche Unabhängigkeit behalten soll. Die politischen Unruhen in Moldau wecken ebenfalls die Sorge, dass Putin sogar noch weiter nach Westen vorrücken könnte um eine südliche Front über Rumänien zu verschmälern und den geografischen Vorteil zu nutzen 9/23

Aus dem gleichen Grund ist Russland in Georgien einmarschiert. Russland kann dadurch sicherstellen, dass Georgien zum einen kein NATO Mitglied werden kann und Russland zum anderen den Zugang über die kaukasische Gebirgskette sichern kann. 10/23

Russlands vulnerabelste Flanke, bleibt auf Grund des Flachlandes, daher die Westflanke. Putin glaubt durch eine Verlagerung der Front nach Westen einen strategischen Vorteil zu erlangen, und missachtet nicht nur die essenziellsten internationale Regeln, er ist bereit 11/23

Zig hundert Tausende von Russen in einem Krieg zu verheizen, der gegen ein slawisches „Brudervolk“ gerichtet ist. Neben dem sinnlosen Sterben vieler junger Menschen birgt dieser Krieg jedoch noch ein Konflikt: Rus. Demografie ist bereits durch beide Weltkriege gezeichnet. 12/23

Die russische Gesellschaft ist alt, wächst langsam/schrumpfte in Teilen sogar und weist bereits erstaunliche Knicke in der Bevölkerungsstruktur durch viele Kriegstote, niedrige Fertilität und hohe Sterberate auf. Zudem sind viele junge Russen geflüchtet. 13/23

Doch warum ist das wichtig? Eingangs sagte ich bereits, dass man nicht den Fehler machen sollte, Putin für verrückt zu erklären. Ich denke allerdings, dass Putin in diesem Gedankenkonstrukt, nicht mehr viele Möglichkeiten haben wird, um einen Krieg zu führen. 14/23

Daher befürchte ich, dass er auch selber der Auffassung ist, wie er oft öffentlich behauptet, dass er hierbei das Weiterbestehen und die Existenz Russlands sichert, doch die Tragödie ist eigentlich, dass er durch diesen Krieg, quasi die Existenz Russlands aufs Spiel setzt 15/23

in diesem Gedankenkonstrukt hat sich die Welt zivilisatorisch kaum verändert und es herrscht immer noch das Recht des Stärkeren. Es geht daher um viel mehr, als der Erhalt eines Staates. Oft wird pathetisch gesagt, die Ukraine kämpft auch für unsere Freiheit und viele 16/23

verstehen gar nicht die Tragweite dieser Aussage. Die Ukraine kämpft nicht nur um ihre Freiheit oder unsere Freiheit oder die europäische Freiheit vor einer konstanten russischen Bedrohung. Die Ukraine kämpft für das Recht des Schwächeren. Wir können und dürfen unsere 17/23

Unterstützung für die Ukraine nicht einstellen. Während Russland seine Wirtschaft bereits in Teilen in eine Art Kriegswirtschaft umgestellt hat, konnten wir weder unsere Munitionsproduktion hochfahren, Bestellung aufgeben oder den Unternehmen in irgendeiner Form Garantien 18/23

geben. Wir haben Zeit verloren, wichtige Zeit und keiner sollte denken, dass die Gefahrenlage mit der Ukraine enden wird. Die Volksrepublik China könnte in den nächsten Jahren Taiwan angreifen und die USA signalisieren Bereitschaft, Taiwan zu verteidigen. 19/23

Auch wenn dieser Schauplatz weit weg ist, wir können und dürfen bei diesem potentiellen Konflikt nicht wegschauen und müssen jetzt schon durch eine Reduktion von wirtschaftlicher Abhängigkeit gegenlenken. Xi Jinping, der seltenst das eigene Land verlässt und wenn er es 20/23

tut, dann weil neue Projekte vorangetrieben werden, besucht demnächst Russland. Ein Russisch-Chinesischer Schulterschluss wird zu einer Intensivierung dieses Konfliktes führen und darauf müssen wir uns als Gesellschaft vorbereiten. Wir können es uns nicht mehr leisten, 21/23

uns bei der Beschaffung Zeit zu lassen. Wir können es uns nicht mehr leisten, Putins narrativ eines gerechtfertigten Krieges in der Politik zu verbreiten. Dass wir keinen nationalen Sicherheitsrat haben weil Scholz und Baerbock sich wegen der Resortszugehörigkeit nicht 22/23

einigen konnten, zeigt ein Mal mehr, dass wir falsche Prioritäten setzen. Es ist an der Zeit, dass wir schneller, effizienter und vor allem längerfristiger denken. Wir können uns nicht immer nur auf die USA verlassen, sondern müssen heute in unsere Sicherheit investieren 23/23