Die "Kammer zur Beilegung von Streitigkeiten" der #FIFA hat den 1. FC Köln zu einer Transfersperre von zwei Transferperioden verurteilt.
Fragen:
- Worum geht es?
- Was wird dem #effzeh vorgeworfen?
- Wer hat das entschieden?
- Kann man da noch was machen?
Es geht um Jaka Cuber Potocnik. Ein Spieler aus Slowenien, geboren am 17.06.2005, der beim 1. FC Köln in der U19 spielt. Potocnik hatte laut FIFA einen Vertrag bei ŠD NK Olimpija Ljubljana vom 01.06.2021 bis 30.06.2024.
Die Mutter unterschrieb den Vertrag des damals 16-Jährigen demnach mit und beschwerte sich am 23.01.2022 über nicht eingehaltene Zusagen wie bspw. Training mit der ersten Mannschaft und individuelle Förderung.
Sie schrieb zudem von einer mündlichen Zusage, dass Potocnik bei einer Ablöse von mehr als 100.000 Euro ins Ausland wechseln dürfe.
Der Klub hatte daraufhin zwischenzeitlich versichert, weiter auf den Spieler zu bauen. Am 30.01.2022 kündigte die Mutter trotzdem den Vertrag.
Einen Tag später, am 31.01.2022, kam laut FIFA ein Vertrag in Köln zustande, mit einem Spieler der laut Köln "nicht unter Vertrag steht" ("out of contract"). Ljubljana beschwerte sich, doch der Transfer fand statt.
Köln bat um eine Rechnung für die Ausbildungsentschädigung, Ljbljana lehnte ab, um den Transfer nicht zu legitimieren.
Das ist der Ablauf laut Urteil.
Der Vorwurf von Ljubljana lautet nun: Der Vertrag sei einseitig ohne Grund gekündigt worden - sondern unter Einflussnahme des 1. FC Köln. Für die mündlichen Zusagen gebe es keine Belege (Wechsel für 100.000 Euro, Training mit der ersten Mannschaft).
Der Klub forderte eine Ablöse der Kölner in Höhe des Spielerwerts und berief sich auf Verhandlungen mit Dinamo Zagreb - der Klub aus Kroatien soll 2,5 Mio. Euro geboten haben.
Der Spieler sagt: Das Angebot von Zagreb sei erfunden und ihm auch nie mitgeteilt worden, zudem seien 2,5 Mio. für einen Spieler, der monatlich 1.200 Euro im Monat bekommt, ohnehin "unlogisch". In einem Brief seien die mündlichen Zusagen zudem "bestätigt" worden.
Der FC sagt: Der Spieler habe bei Ljubljana nur wegen falscher Versprechungen unterschrieben. Man sei erst im Dezember 2021 an den Spieler herangetreten, als es kein Vertrauen mehr gab und man habe ein so geringes Gehalt angeboten, dass das keine Rolle gespielt haben könnte.
Die Kammer (zwei Niederländer, ein Portugiese): Der Spieler und Köln hätten mehrere Zeugenaussagen und E-Mails als Beweise vorgelegt. Ljubljana habe den angeblich gemachten Zusagen zudem nicht einmal groß widersprochen. Der Vertrauensbruch sei aber nicht hinreichend belegt.
Die Kammer folgte also der Argumentation des Klubs: Potocnik habe seinen gültigen Vertrag nur gekündigt, um in Köln zu unterschreiben. Feststellung: "schwerwiegender Vertragsbruch". Der Spieler muss 51.750 Euro an Ljubljana zahlen und wird ab sofort für vier Monate gesperrt.
Das Entscheidende: Köln sei nicht in der Lage gewesen, "hinreichende Beweise für eine Entkräftung der Vermutungen vorzulegen und wird daher als Verursacher der Vertragsverletzung des Spielers angesehen". Das habe sich "klar aus den vorliegenden Tatsachen und Beweisen ergeben".
Deshalb: Zwei Transferperioden darf der FC keine neuen Spieler verpflichten, weder national noch international (Screenshot Urteil). Die Kammer beruft sich auf Paragraph 17.4 der Regeln zur Spielerregistrierung (Konsequenzen aus dem Vertragsbruch), Link: digitalhub.fifa.com/m/1b47c74a7d44…
Was jetzt passiert: Der 1. FC Köln hat nun 21 Tage Zeit, beim internationalen Sportgerichtshof CAS Einspruch einzulegen. Nur der kann dieses Urteil aufheben. Wie die Chancen stehen? Schwer zu sagen.
Für den FC ist es eine Katastrophe. Transfergespräche kann man sich erstmal schenken - welcher Spieler sagt einem Klub mit einer solchen Strafe zu? Selbst wenn sie noch nicht rechtskräftig sein sollte. Unklar bliebe zudem, wann der CAS entscheidet und auch dann: für wen?
Und eine ganz wichtige Frage wäre, wer beim 1. FC Köln dafür verantwortlich ist.
Andere Beispiele? Chelsea wurde für zwei Transferfenster gesperrt, weil der Klub an Minderjährige herangetreten waren. Der Fall lag anders, kaum zu vergleichen.
Clever: Chelsea rechnete mit dem Urteil, verpflichtete damals vorab im Winter Pulisic und verlieh ihn an den BVB. Im Sommer kam er dann als "Leih-Ende" während der Sperre zu Chelsea.
Schnelle Suche zu Präzedenzfällen spuckt den hier aus zu Artikel 17 RSTP: Ein Klub aus Saudi-Arabien scheiterte mit einem Einspruch gegen eine Transfersperre beim CAS. Wichtig aber: Die Fälle sind nie 1:1 vergleichbar.
Antworten auf Nachfragen:
- Was ist mit Paqarada? Antwort: Vertrag ist gültig, er darf aber nicht registriert werden. Spieler und Klub müssen sich einigen.
- Was ist mit den Frauen des FC? Antwort: Es dürfen Spielerinnen registriert werden, Team ist NICHT betroffen.
) eine Form von Beweislastumkehr. Daher hier der entscheidende Absatz im Screenshot. Die Kammer sagt, dass ein Klub, der mutmaßlich vertragsbrüchigen Spieler verpflichtet, das Gegenteil beweisen muss.
Dass die Beweislast in diesem Fall beim FC liegt, ist in Artikel 17.4 der Regularien der FIFA zur Registrierung von Spielern geregelt: digitalhub.fifa.com/m/1b47c74a7d44…
1. FC Köln reagiert und kündigt Gang vor den CAS an: "Gegen dieses Urteil wird der 1. FC Köln beim internationalen Sportgerichtshof CAS Berufung einlegen. Zudem wird beantragt, die Strafen bis zum endgültigen Urteil vorläufig auszusetzen."
Die drei Juristen, die für die FIFA das Urteil gegen den FC gesprochen haben, sind auf ihrem Gebiet keine Amateure:
Der Vorsitzende war mehrfacher Schlichter am CAS, gerade bei Transferfragen. Die anderen beiden sind Juristen bei der ECA und bei der Spielergewerkschaft.
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- Vorgehen Nachspielzeit WM 2022 begrüßt, soll überall unterstützt werden
- VAR am Stadionmikro weiter befürwortet, kommt wohl auch beim #FIFAWWC 2023
- Weiter KEINE vorübergehenden Wechsel bei Gehirnerschütterungen, auch nicht als Test
- Low-Budget-VAR mit nur einer Kamera soll getestet werden, damit Wettbewerbe Zugang haben (Bundesliga mehr als 20 Kameras)
- Arbeitsgruppe soll sich mit schlechtem Verhalten von Spielern gegenüber Schiris beschäftigen und mögliche Maßnahmen ergreifen
Hintergrund zum Thema vorübergehende Wechsel, Vorstoß von Gewerkschaften und mehreren Ligen heute erneut zurückgewiesen.
Kölns Geschäftsführer Christian Keller ist. In den Aufsichtsrat der #DFL gewählt worden. Er setzte sich damit gegen Bremens Klaus Filbry durch. Könnte Fingerzeig Richtung Investorenfrage in der DFL sein, Köln trat diesbezüglich zuletzt sehr kritisch auf.
Yves Jean-Bart. Der wegen Vergewaltigung und Machtmissbrauch zuletzt lebenslang gesperrte Präsident von Haitis Fußballverband will seinen Posten zurück. Der CAS hat das FIFA-Urteil wegen "unzureichender Beweise" aufgehoben.
FIFA-Ethikkommission: In dem Verfahren gibt es auch Ermittlungen gegen weitere Offizielle des Verbands, "die zwischen 2014 und 2020 am systematischen sexuellen Missbrauch von Fußballerinnen beteiligt gewesen sein sollen (entweder als Haupttäter, Gehilfen oder Anstifter)".
Chelsea hat in dieser Saison mehr als 600 Euro an Ablöse für neue Spieler ausgegeben, davon alleine rund 330 Millionen Euro im Winter. Wie das mit dem Financial Fairplay (FFP) der UEFA zusammenpassen soll. ⬇️
Zunächst die zwei Grundsätze der neuen Finanzregularien:
- Defizit Einnahmen/Ausgaben maximal 20 Mio. Euro pro Saison (unter Bedingungen nochmal 10 Mio. möglich)
- Nur 70 Prozent der Einnahmen für Kaderkosten (Ablöse, Gehälter, Handgeld, Berater)
Ablösesummen sind Ausgaben. Ein Kniff: Mehrere Zugänge bekamen Verträge über sieben, acht Jahre. Die Kosten können beim FFP über die Laufzeit abgeschrieben werden. Enzo Fernandez bekommt 8,5 Jahre bei 121 Mio. Ablöse, das bedeutet im Schnitt nur rund 14 Mio. pro Jahr Kosten.
Das Achtelfinale im #DFBPokal wird an vier Tagen ausgetragen, es finden keine Spiele parallel statt. Am 31. Januar sowie am 1., 7. und 8. Februar stehen je zwei Spiele an (18.00 Uhr und 20.45 Uhr). Die Auslosung gibt's erst am 19. Februar.
Eigentlich soll das Prinzip im Viertelfinale gelten, bei dem die vier Spiele an vier Abenden ausgetragen werden. Wegen der WM ist in dieser Saison aber das Achtelfinale betroffen. Das Prinzip ist aus der Champions League bekannt. Dort wird das Achtelfinale seit 2009 zerstückelt.
Weitere Änderung: Die Klubs, die am Supercup teilnehmen, spielen in der 1. Hauptrunde an einem gesonderten Termin. Am Pokalwochenende findet Samstags der Supercup statt. Ergebnis für die Vermarktung: Zwei weitere Termine für den DFB-Pokal, Supercup alleine am Samstagabend.
Der Anwalt Cyril Dubois wurde nach eigenen Angaben vom 1. FC Köln in Nizza um juristische Unterstützung gebeten. In Le Monde erschien nun ein Interview mit ihm, er spricht vor allem über die organisatorischen Mängel bei #OGCKOE.
Die Kölner Fans seien über die Anreise unsicher gewesen: Keine Informationen, keine Beschilderungen, kein Shuttle vom zentralen Platz, wenig Bahnen für mehr rund 8.000 FC-Fans. Das habe erst bei der Rückreise in die Stadt funktioniert. Viele Fans liefen aus der Stadt zum Stadion.
Er kritisiert die fehlende Sektorentrennung vom neu geschaffenen Gästebereich hinter dem Tor (war erweitert worden, nachdem zahlreiche Kölner über Nizza Karten gekauft hatten). "Mit der Errichtung wirksamer Barrieren hätte es eine solche Gewalt sicherlich nicht gegeben."