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Apr 1, 2023 12 tweets 5 min read Read on X
1/n 🧵
Vor einem Jahr wurde #Bucha von den ukrainischen Streitkräften befreit. Der Vorort von Kyiv war 33 Tage von den Russen besetzt. Doch nur in dieser "kurzen" Zeit begingen die Besatzer hunderte Kriegsverbrechen. Einigen Opfern möchte ich ein Gesicht geben. #SayTheirNames🇺🇦😔
Oleh Verba war ein 54-jähriger Wachmann auf einer Baustelle. Er wurde ermordet, nachdem er sein Haus verlassen hatte, um Lebensmittel zu besorgen.

Ein Sack mit verstreuten Kartoffeln wurde auf der Straße neben seiner Leiche gefunden.
Der 42-jährige Ihor Didkivskyi war Bauarbeiter, Vater und Mixed Martial Arts-Kämpfer. Als die russischen Streitkräfte in Bucha eintrafen, meldete er sich, um seine Stadt zu verteidigen.

Nachdem er am 5.3. sein Zuhause verließ, hörten Freunde und Familie nie wieder etwas von ihm.
Iryna Filkina, 52 Jahre alt, verbrachte die ersten neun Nächte des Krieges damit, für ihre Arbeitskollegen zu kochen. Am 5. März beschloss sie, mit dem Fahrrad nach Hause zu fahren.

Als sie in die Yablunska-Straße einbog, wurde sie von russischen Soldaten kaltblütig erschossen.
Als Pavlo Valko, 54 Jahre alt, vor d. Fenster russische Truppen sah, machte er sich Sorgen um seine Mutter, die allein in einer benachbarten Stadt lebte.
"Wenn Mutter etwas zustößt, wie soll ich dann damit leben?", fragte er seine Frau, bevor er zum letzten Mal aus dem Haus ging.
Russische Soldaten stürmten das Haus der Familie Abramov und trennten Oleh Abramov (40) von seiner Ehefrau. Sie flehte sie an, ihn zu verschonen, da er nicht zum Militär gehöre. Aber sie hörten nicht auf sie.

Oleh wurde auf die Straße gezerrt, entkleidet und hingerichtet.
Volodymyr Brovchenko, ein 68-jähriger Vater und Wachmann, war mit dem Fahrrad unterwegs, als er von den Russen ermordet wurde.

Ein Freund entdeckte Volodymyrs Leiche. Als er versuchte sie von der Straße zu ziehen, wurde ihm in die Schulter geschossen und er musste weglaufen.
Der 20-jährige Dmytro Chaplyhin hatte d. Krieg seit Tagen mit seinem Handy gefilmt.

Als russische Soldaten sein Haus stürmten u. die Videos fanden, zerrten sie Dmytro weg. Seine Großmutter verfolgte sie und flehte die Soldaten an, ihn gehen zu lassen. Doch sie richteten ihn hin.
Der 44-jährige Jewhen Dawydow war fest entschlossen, seine Mutter aus Bucha herauszuholen. Er bat seine Ehefrau, ihn auf seinem Moped zu begleiten, aber sie hatte zu viel Angst. So fuhr er allein los.

Das Haus seiner Mutter war nur fünf Minuten entfernt, aber er kam nie dort an.
Serhii Petrenko blieb zurück, um sich um seine Haustiere zu kümmern. Er bestand darauf, dass seine Frau flieht.
Als der 53-jährige Drogenberater hörte, dass Freiwillige in der Nähe humanitäre Hilfe verteilten, machte er sich auf den Weg. Er wurde in der Yablunska-Str. erschossen.
Oleksandr Hutorovych (46) blieb in Bucha. Seine Frau und die Kinder flohen. Er versprach, dass er die Stadt verlassen würde, sobald es sicher sei.

Am 11. März schickte ihm seine Frau einen Evakuierungsplan. Er sagte ihr, dass er sich auf die Abreise vorbereitet. Er kam nie an.
Das waren die Geschichten von "nur" zehn Opfern. Nur zehn von Hunderten, die von den Russen in Bucha ermordet wurden. Jedes einzelne Opfer ist eine Tragödie und ein nicht wieder gut zumachendes Verbrechen. Sie wurden ermordet, weil sie Ukrainer waren. Sie verdienen Gerechtigkeit.

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Apr 6, 2024
1/17🧵
Um es mit Herbert Zimmermann, Kommentator des 1954er WM-Finales, zu sagen: "Was wir befürchtet haben, ist eingetreten".

Laut russ. Darstellung sind Truppenteile in die östlichen Bezirke der Kleinstadt Chasiv Yar eingedrungen. Die Schlacht um Chasiv Yar hat also begonnen. Image
2/17🧵
Zwar widersprach heute Morgen ein ukrainischer Bataillonskommandeur der Garnison von Chasiv Yar der russischen Darstellung, doch aktuelle Drohnen-Videos (s.u.) belegen den russischen Vormarsch auf die Kleinstadt, die vor der Vollinvasion Heimat von ca. 12.000 Menschen war.
3/17🧵
Und das war zu erwarten. Zwar liegt die Initiative im Bereich westl. von Bakhmut (zu Chasiv Yar ca. 15km) schon länger bei den Russen (s.u.), der Fall von Avdiivka schafft jetzt aber Rückendeckung für die Russen, um ihre Bemühungen zu intensivieren.
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Mar 31, 2024
1/n🧵
Vor zwei Jahren wurde #Bucha von den ukrainischen Streitkräften befreit. Der Vorort von Kyiv war 33 Tage von den Russen besetzt. Doch nur in dieser "kurzen" Zeit begingen die Besatzer hunderte Kriegsverbrechen. Einigen Opfern möchte ich ein Gesicht geben. #SayTheirNames🇺🇦😔 Image
Iryna Filkina, 52 Jahre alt, verbrachte die ersten neun Nächte des Krieges damit, für ihre Arbeitskollegen zu kochen. Am 5. März beschloss sie, mit dem Fahrrad nach Hause zu fahren.

Als sie in die Yablunska-Straße einbog, wurde sie von russischen Soldaten kaltblütig erschossen. Image
Oleh Verba war ein 54-jähriger Wachmann auf einer Baustelle. Er wurde ermordet, nachdem er sein Haus verlassen hatte, um Lebensmittel zu besorgen.

Ein Sack mit verstreuten Kartoffeln wurde auf der Straße neben seiner Leiche gefunden. Image
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Feb 12, 2024
Hinsichtlich seiner Ukrainepolitik bin ich bekanntlich ein scharfer Kritiker von ihm. Ich versuche dabei aber immer fair zu bleiben. Auch zu loben, wenn etwas aus meiner bescheidenen Sicht anzuerkennen ist. Z.B. kommentierte ich kürzlich seine bereits seit längerem beobachtbare neue Übernahme von Verantwortung anerkennend (s.u.).

Am Beginn der MSC-Woche überrascht er mich nun sogar noch mehr. Und das sehr positiv. Scholz wirkt wie ausgewechselt. Und zeigt endlich Führung und strategische Weitsicht. Ich will hier nicht zu euphorisch werden, denn noch fehlen Ergebnisse. Ich will hier aber anerkennen. Aus Fairness. Weil es um die gemeinsame Sache und nicht um parteipolitisches Geplänkel geht.

Bundeskanzler Scholz scheint endlich auf dem richtigen Weg angekommen zu sein. Und das freut mich sehr: Für die Freiheit. Für die Ukraine. Für unser gemeinsames Europa. 💪Image
Bei allen Lobeshymnen: Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit ist die Hoffnung nun leider doppelt groß: Denn ist es (1) noch nicht zu spät für die tapfere Ukraine und werden (2) die Verbündeten nun auch mit Scholz mitziehen?

Alle müssen jetzt mitziehen. Und Willen braucht es auch.
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Feb 9, 2024
Du hast natürlich absolut recht, Thomas. Wer bei Putins Narrativ, dass Hitler-Deutschland und die Sowjetunion in den Zweiten Weltkrieg quasi von Polen genötigt wurden zustimmend nickt, dem ist nicht mehr zu helfen.

Man muss aber dazu sagen, dass dieses "Polen ist schuld"-Narrativ von Putin nicht ohne Kalkül angeführt wird. Erstens wird dieses Narrativ von der Kreml-Propaganda bereits seit Jahren innenpolitisch ausgespielt. Neu ist tatsächlich, dass Putin es erstmals auch in einem internationalen Kontext ausrollte. Das Ziel ist klar: Er will dem Ansehen Polens nun auch im Ausland schaden.

Zweitens und daran anschließend, ist Polen vermutlich mit Abstand der eindeutigste Verbündete der USA unter den EU-Staaten (vorher noch UK). Ja, geostrategisch ist für die USA Deutschland (noch) wichtiger, aber in Polen gibt es, anders als in Deutschland, auch eine echte Begeisterung in der Gesellschaft für die USA. Und polnische Regierungen versuchen seit über 15 Jahren fieberhaft näher an die USA zu rücken, was leider auch mit einer Entfremdung seitens der beiden wichtigsten polnischen Partner in der EU (Frankreich und Deutschland) verbunden war. Indem Putin dieses "Polen ist schuld"-Narrativ verbreitet, adressiert er gezielt die MAGA-Leute, die einen neuen US-Isolationismus befürworten. Denn spätestens seit dem 24.2.2022 fordert Polen sehr viel vom Bündnis ein. Mit seinem Narrativ bietet Putin den MAGAs an darauf zu antworten: "Jaja, so wie früher wollt ihr zum Krieg treiben. Uns als "Westmächte" in einen neuen Krieg führen".

Drittens und daran anschließend, bereitet sich Putin mit diesem Narrativ bereits in Ansätzen einen möglichen Casus Belli vor: "Wie damals provozieren die Polen wieder den Krieg in Europa, doch wir als Russland können angesichts der polnischen Provokationen (noch zu erfinden) nicht anders als anzugreifen. Wollt ihr im Westen wirklich für diese wilden Polen eure Bündnistreue erfüllen?" Ich mache mir da keine Vorhaltungen, Putin bereitet mit diesem "Polen ist schuld"-Narrativ genau solche heute noch absurd klingenden Kriegsbegründungen vor.

Viertens und damit abschließend gibt es eine Zielgruppe, für die dieses "Polen ist schuld"-Narrativ eben nicht absurd ist. Und das sind deutsche Rechtsextreme innerhalb und außerhalb der AfD. Denn für diese ist es ungemein entlastend, wenn der russische Präsident Hitler-Deutschland von der Alleinschuld am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs entlastet. Dass doch Polen mit seiner feindseligen Außenpolitik und Unterdrückung deutscher Minderheiten den Überfall quasi provozierte. Dieser uralte Geschichtsrevisionismus begann unter Nazis direkt am 8. Mai 1945. Und genau daran knüpft Putin an und sichert sich so die AfD-Sympathien.

Es ist viel zu lang geworden! Danke für's lesen bis hierhin. Ich hoffe, dass ich ein bisschen deutlich machen konnte, dass Putin mit diesem Narrativ nicht nur seinen Wahnsinn zeigt. Denn m.E. glaubt er wirklich, was er da sagt. Er verfolgt damit auch ein Kalkül. Und das gar nicht mal ungeschickt. Er will unsere Gesellschaften destabilisieren und Misstrauen unter den westlichen Verbündeten säen. Lassen wir das nicht zu!
Zusatz: Was ich wirklich gut finden würde, wenn man aufgrund von Putins Aussagen in diesem Interview in Deutschland und anderen NATO-Staaten wirklich verstehen würde, warum sich Polen so existenziell von Putins Russland bedroht fühlt. Warum Polen so massiv aufrüstet. Warum Polen so stark im Bündnis für die Unterstützung der Ukraine wirbt. Warum wir uns im Bündnis genau dieser Leitlinie Polens anschließen und warum wir noch enger zusammenrücken sollten.

Ich glaube nämlich (siehe oben), dass die Polen recht haben. Und mit ihnen übrigens auch unsere baltischen Partner. Putins Russland ist nämlich nicht zu trauen. Wir brauchen Stärke und Einheit im Bündnis. Und zwar jetzt sofort.
Ja, absolut. Und genau wegen dieser Frechheit von Putin schreibe ich mir ja hier die Finger wund.

Denn Polen war im Zweiten Weltkrieg das Land, das am längsten besetzt war. Prozentual hat es die meisten Todesopfer unter seinen Staatsbürgern zu beklagen.
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Jan 27, 2024
Ich gewinne beim sog. #BSW immer stärker den Eindruck, dass sich da LINKE-Abgeordnete nur gefunden haben, um sich dem absehbaren Mandatsverlust (LINKE unter 5) im Bundestag ab 2025 zu entziehen. Wilde Patchwork-Programmatik nur nach Stimmungen, offen zu allen (!) politischen Strömungen, Gründung kurz vor der Europawahl (letzte ohne Hürde).

Bei aller größtmöglichen politischen Distanz: Ich verstehe nach dem heutigen Tag auch den Ärger der Linksfraktion besser. Diese Ausgründung ist schlicht unkameradschaftlich, weil es ohne die #LINKE die Ressourcen/Aufmerksamkeit dazu nie gegeben hätte. Die Fraktion wurde gesprengt, Mitarbeiter mussten entlassen werden. Ganz übler Stil. Und in diesem Geist wurde das BSW nun gegründet. Kein Gewinn für die Parteienlandschaft.
Ich sage es mal so: Bekanntlich mache ich der PDS/LINKE allerschwerste Vorwürfe. Ich werfe ihr vor, dass sie als PDS in den 1990er/2000er Jahren durch ihren spalterischen Populismus ("Osten ist Opfer, Westen verachtet uns") nicht nur dem zusammenwachsen..
...des wiedervereinigten Deutschlands in gegenseitigem Respekt massiv geschadet hat. Sie hat damit letztlich auch den Nährboden für die frühen Wahlerfolge der AfD bereitet. Die AfD dockt im Osten genau auf diesen PDS-Narrativen des "zukurzkommens", des "Missachtet werdens" an.
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Jan 3, 2024
Selbstverständlich kann die Union auch mit der AfD koalieren. Eine Koalition bilden, die bürgerliche Politik für Deutschland macht.

Dafür braucht die AfD nur Höcke und alle Vertreter des Flügels rauswerfen. Die Junge Alternative komplett auflösen. Neue Bundes- und Landesvorstände wählen. Durch Mitarbeit mit den Behörden eine Aufhebung aller Verdachtsfälle in den Landesverbänden erreichen. In das Grundsatzprogramm ein Bekenntnis zur Europäischen Union, zur Integration, zum Euro und zur NATO aufnehmen. Das wichtigste aber: Man darf nicht mehr den Eindruck von der AfD haben, dass sie die demokratische Verfasstheit unseres Staates und seiner Institutionen beseitigen will. Dann können wir zumindest mal über eine Koalition reden. Auf geht’s AfD! Ach das wollt ihr nicht? Na dann. 🤫
Richtig, sie wäre dann quasi wie eine zweite CDU, nur eben nicht christdemokratisch, sondern nationalkonservativ. Sie wäre dann eine verlässliche Kraft im Mitte-Rechts Spektrum, demokratisch, auf dem Boden des Grundgesetzes und republikanisch. Das alles ist sie heute nicht.
Die AfD war bereits zweimal klinisch tot. Vor 2015 und vor 2020. Sie verlor LTW in Serie, flog auch aus welchen raus. Im Bund sank sie in Umfragen auf unter 8 Prozent (mit 13 Prozent im BT).

Es ist jeweils die diffuse Unzufriedenheit mit den übrigen...
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