Die Emotionen zum Thema #Gebäudeenergiegesetz, #Heizungsverbot, Wärmepumpe, H2 kochen gerade ganz schön. Einige werden der @fdp@fdpbt gern vor, die Forderung nach Technologieoffenheit sei eine Chiffre für „kein Bock auf #wärmewende!“ hier mal meine persönliche Perspektive:
2011 hab ich beim Wärmepumpen-Verband @BWPev angefangen. Damals galten Wärmepumpen nicht als Klimaschutztechnologie, ja nicht mal als erneuerbar. Im EE-Dachverband @bEEmerkenswert waren sie bestenfalls geduldet.
Kurz zuvor hatte man beim EEWärmeG noch beim @BMUV darum kämpfen müssen, als Erfüllungsoption für EE-Wärme anerkannt zu werden. Das @Umweltbundesamt sprach so damals sogar dagegen aus, WP zu fördern, mit Summen, die heute lächerlich wirken würden.
@GrueneBundestag wollten damals auch mit der Branche nicht wirklich was zu tun haben. Nur mit abartig hohen Effizienzwerten und in Verbindung mit PV wollte man Wärmepumpen überhaupt tolerieren. Wieso das alles?
Weil niemand den Unterschied zwischen Wärmepumpe und Nachtspeichern verstanden hatte und man sagte „Die verfeuern doch nur Kohlestrom“. Das war bilanziell und dank ETS natürlich sowieso falsch, aber deswegen waren Wärmepumpen irgendwie „bäh“.
Wie stellte man sich damals eine klimaneutrale Wärme vor? Nun mit ganz viel Solarthermie und, man glaube es heute kaum, Biomasse. Hier bspw eine Projektion aus den Langfristszenarien von 2012 (dlr.de/dlr/portaldata…)
Damals war Technologieoffenheit tatsächlich noch ein Kampfbegriff, bspw der deutschen Kesselhersteller, die damit eigentlich „CO2-Indifferenz“ meinten und auch gegen Instrumente wie gegen CO2-Preise opponierten.
Das ganze begann sich erst zu wandeln, als man begann über das Zauberwort „Sektorkopplung“ zu sprechen, also die integrierte Betrachtung von Strom- und Wärmesystem. Damals meinte so gut wie niemand damit Wärmepumpen. Es ging um KWK, PtH und PtG.
i.A. der Bundesregierung wurden noch Studien angefertigt, die sehr hohe Anteile von PtG (nicht mal H2!) in der Wärme vorsahen. All Electric war damals noch ein Schreckgespenst, bspw vom @Umweltbundesamt 2014 (umweltbundesamt.de/sites/default/…) oder auch die 1. Leitstudie der @dena_news
Irgendwann begann man sich dann auch langsam bei @AgoraEW für das Thema Wärme zu interessieren. Ich erinnere mich an eine ganze Reihe von Gesprächen dazu. Was gibt es für WP, was können sie, wo kann man sie einbauen, wo geht die FuE hin? und und und….
2017 kam dann „Wärmewende 2030“ und weitere Studien in der Folge. Seitdem galten Wärmepumpen in der grünen Bubble als der neue „heiße Scheiß“. Biomasse war plötzlich „bäh“ und Solarthermie fast völlig vergessen. Wind of change…
2018 wechselte ich dann zum @bdew, wo ich bis 2022 blieb. Und nein, dort machte ich nix mit Wärme, sondern mit Wind, Planungsbeschleunigung, Digitalisierung und Klimaschutz. Ich kann durchaus behaupten, dass ich über 10 Jahre Energiewende betrieb, bevor ich zur @fdpbt ging.
Find ich jetzt - ganz persönlich - den Wärmepumpen-Hype geil? Klar! Viele Argumente, mit denen ich 1000 mal gegen die Wand gerannt bin, sind heute anerkannt. Die Technik hat sich mega entwickelt und das wird noch weitergehen. Die Arbeit der Branche trägt Früchte.
Bin ich der Meinung, man müsse jetzt andere Dinge wie H2 im Wärmemarkt verbieten, damit meine Lieblingstechnologie durchstartet? Keineswegs! Warum?
a) weil die Technik nicht durch Hätschelei so gut geworden ist und sie das nicht braucht. b) weil mir diese 12 Jahre eins gezeigt haben: #Energiewende ist ein lernender Prozess, der sich nicht am Reißbrett planen lässt.
Der Common sense von heute kann morgen total verschrien sein. c) Entwickeln sich Energiewendetechnologien häufig deutlich besser als erwartet. Warum soll das H2 nicht gelingen, sodass wir seine Rolle in 10 Jahren ganz anders bewerten?
d) Mir geht diese Klugscheißerei von allen, die die Technik vor 5 Jahren nichtmal kannten oder sogar scheiße fanden, und sich heute mit einem „Ist doch sonnenklar!“ hinstellen, unfassbar auf den Geist. Zudem: Die Behauptung, irgendwelche Studien würden die Zukunft bestmöglich
beschreiben und das würde sich niemals ändern können arrogant, selbstverliebt und völlig unwissenschaftlich. Wie gut Politik Technologien voraussehen kann, zeigt ja die Tirade von @JTrittin zum Transrapid.
Wenn es 2045 in DEU keine einzige H2-Heizung und 30 Mio WP gibt find ich das großartig. Wenn es umgekehrt sein sollte, würde ich mich sehr wundern, aber ich könnte damit leben, weil für mich am Ende das Ergebnis #Klimaneutralität zählt.
Wie gesagt, meine ganz persönliche Ansicht. Aber vielleicht mal ein wenig Hintergrund gegen manch unreflektierte Geiferei. Freue mich auf die Diskussionen zu dem Gesetz.
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1. Monatelang blockieren die Grünen den Weiterbetrieb. Die Argumente fast ausnahmslos völlig erfunden. Der Vermerk von @BMWK und @BMUV hält keiner Prüfung stand, Experten werden gar nicht erst befragt.
2. @BMWK macht einen Stresstest, um das Thema loszuwerden. Der empfiehlt dummerweise eindeutig den Weiterbetrieb aller AKW. 3. #Habeck erfindet in einer Nacht- und Nebelaktion seine Einsatzreserve. Energiewirtschaft, Ökonomen, EU-Ausland, Betreiber… alle entsetzt.
4. Habeck schreibt einen Gesetzentwurf, obwohl das Thema wwiter strittig ist. Den Weiterbetrieb der süddt AKW sieht er mittlerweile ein, hält aber an der Reserveidee fest, um noch ein letztes Hintertürchen zu haben und die finale Entscheidung ist im Dezember treffen zu müssen.