Interessantes Timing: Heizungsbauer #Viessmann verkauft sein Kerngeschäft ausgerechnet jetzt, wo der 🇩🇪 Markt für #Waermepumpen absehbar stark expandieren wird - von aktuell ~250k auf min 500k installierte Einheiten pro Jahr
Man würde ja erwarten, dass #Viessmann in einem expandierenden Markt für Wärmepumpen künftig noch mehr Geld als bisher verdienen könnte.
ABER: die Aussicht auf Marktgröße zieht auch neue Wettbewerber an, v.a. aus Asien, für die der deutsche Markt bisher uninteressant war. /2
Das hat 2 Effekte:
1) Sinkende Profitmargen durch Wettbewerbsdruck -> W-Pumpen werden billiger 2) ggf. Kostendegression durch Skalierung -> W-Pumpen werden noch billiger
Sprich: Die Mengen am WP-Markt werden steigen, aber nicht die Gewinne der etablierten 🇩🇪 Anbieter. /3
#Viessmann ist wohl zu dem Schluss gekommen, dass jetzt der optimale Ausstiegszeitpunkt ist, wo der Markt diese Dynamik noch nicht ganz verdaut hat.
Heute waren noch 11 Mrd. Euro als diskontierte Profits abzucashen. Künftig wäre der Verkaufspreis vielleicht kleiner geworden. /4
Klar ist es traurig, wenn ein 🇩🇪 Mittelständler nach über 100 Jahren Firmengeschichte sein Kerngeschäft abstößt.
Aber wenn meine Darstellung stimmt, dann findet der Verkauf wegen des (volkswirtschaftlich positiven) Ausblicks auf sinkende Konsumentenpreise für W-Pumpen statt./END
PS, für Feinschmecker: in diesem Paper steht was über den (negativen) Zusammenhang zwischen Marktgröße (L) und der durchschnittlichen Profitmarge ("expenditure share-weighted average of markups") im Markt 😉
Ein Begründungsweg für diese Größenordnung geht so: bei Gasnachfrage von insgesamt 900 Mrd kWh p.a. wäre das jährliche Aufkommen der Umlage ca 18 Mrd Euro. Das deckt in etwa die geschätzten Kosten für den Uniper-Bailout ab.
Aber diese Begründung ist nicht überzeugend. /2
Denn eigentlich soll die Umlage eine strukturelle Schieflage am Gasmarkt korrigieren:
Importeure&Versorger haben oft lang laufende Verträge mit ihren Kunden und können deshalb die sprunghaft gestiegenen Beschaffungskosten für Gas nur mit großer Verzögerung weitergeben. /3
Allmählich realisiere ich, welches high stake game die Gaswirtschaft und Teile der Politik spielen wollen
Es geht so: 1) Uniper&Co kriegen Bailout über direkten Staatseinstieg 2) statt heftiger Preisanpassung (§14 EnSiG) kommt bloß eine milde Umlage
Die Vorteile sind klar 🧵1/x
Uniper & Co:
- müssen ihren Kunden keine unangenehmen Briefe schreiben
- verkaufen weiterhin Gas zu moderaten Preisen, aber kriegen Verluste von der Clearing-Stelle erstattet
- werden sich dafür einsetzen, dass Staatseinstieg ohne freeze bei Boni&Dividenden kommt /2
Die Politik:
- erspart sich den Gaspreis-Schock bei den Verbrauchern mit Gelbwestenpotential
- muss kein teures Entlastungspaket schnüren (good news #Schuldenbremse)
- kann die Uniper-Aktien später mit Gewinn wieder verkaufen und sich schadlos halten
Lesenswertes Update der #Gemeinschaftsdiagnose. Letztlich wird bestätigt, dass die 🇩🇪 Gas-Strategie (kein Embargo verhängen, aber auf russischen Lieferstopp vorbereiten) vermutlich richtig war.
Aber die Ablehnung eines #Energiesparbonus kann ich nicht nachvollziehen. /1
Quite remarkably, almost all of German dependance on Russian oil has been cleared by now - down to just 12%. Much earlier than expected, and without @BMWK making a big fuzz about it. Good job!
Only unresolved issue is the oil refinery in Schwedt. /2
Die 🇩🇪Industrie steht ohnehin unter extremem Transformationsdruck
Aber die Nonchalance, mit der einige hier das in eine völlige Disruption steigern wollen — in der guten Hoffnung, ein Gasembargo ließe sich schon managen und werde Putin irgendwie stoppen — ist schon bemerkenswert
Natürlich muss klar sein, dass die Zeit des billigen russischen Gases ein für allemal vorbei ist.
Geschäftsmodelle, die nur darauf basierten, werden sich in Deutschland nicht mehr rechnen.
Diesen Elefanten im Raum übersieht niemand mehr, der bei Verstand ist. /2
Aber der Umbau, kurzfristig auf teures LNG-Gas und langfristig auf grüne Alternativen, braucht eine gewisse Zeit.
Mit einem „cold turkey“ Entzug ist das schlechter zu realisieren als in einer Welt, wo russisches Gas über einen klar definierten Zeitraum von 2-3 Jahren ausläuft.
Simple embargo logic goes like this: as we don't buy oil&gas anymore, 🇷🇺 loses inflow of hard currency (FX)
This may not directly affect the the war machine, as soldiers, domestic weapon producers etc. are all paid in RUB, which Putin (the CBR) can produce at will /2
But the drama would unfold indirectly: Without FX flows, 🇷🇺 cannot pay for imports anymore.
It'd face massive inflation, as the exchange rate goes into free fall and all budget gaps are monetized with newly printed RUB
Recipe for chaos -> possibly a revolt against Putin /3