Der ORF soll im Zuge der Einführung einer Haushaltsabgabe auch mehr Möglichkeiten für Online-Angebote bekommen. Das ist mehr als überfällig und auch keine Gefahr für private Anbieter, wie ein Vergleich mit der Situation in Deutschland zeigt.
Ein Medien-Thread. 🧵 1/16
Auch jenseits notorischer Feinde des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wie @oe24at fantasiert die private Konkurrenz in Österreich von "Gefahr für die Medienvielfalt" (heute.at/s/enthuellt-or…) und warnt "dass am Ende nur noch der ORF da ist" (derstandard.at/story/20001458…). 2/16
Mitteräcker (Standard) lässt sich sogar damit zitieren, dass ORF "zu einer Massenvernichtungswaffe für den österreichischen Medienmarkt werden könnte." Wenn die Berichterstattung in eigener Sache Lackmustest für Qualitätsmedien ist, dann scheitert der Standard hier ziemlich. 3/16
Ulkig auch @Heute_at, die von einem "Online-Eldorado" halluzinieren, weil der ORF im Infobereich künftig 80 Videos á 20 Minuten pro Woche online-only veröffentlichen dürfen soll.
Wenn es hier ein Problem gibt, dann diese aus der Zeit gefallene Längen- & Mengenbeschränkung. 4/16
Werfen wir mal einen Blick nach Deutschland. Dort fällt Rundfunk- und Mediengesetzgebung in die Kompetenz der Länder. Änderungen brauchen 16-Länder-Einstimmigkeit. Trotzdem gab es dort in den letzten 5 Jahren drei neue Staatsverträge, der vierte ist kurz vor Verabschiedung. 5/16
In D gibt es deshalb z.B. seit 2016 das online-only Jugendangebot #Funk, das öffentlich-rechtliche Inhalte für junge Zielgruppen (14-29 Jahre) Insta, YouTube und TikTok entwickelt. Mit Erfolg: presse.funk.net/pressemeldung/… 6/16
Seit 2019 dürfen auch ARD & ZDF online-first/-only veröffentlichen. Neue Online-Angebote unterliegen dabei einem Drei-Stufen-Test, bei dem auch Marktverträglichkeit geprüft wird. (Hier z.B. die Unterlagen des ZDF, inkl. Marktgutachten im Volltext: zdf.de/zdfunternehmen…) 7/16
Was in D auch anders ist als in Ö: die Öffentlich-Rechtlichen müssen ihre Online-Angebote werbefrei halten. Das halte ich für gut.
Wenn man den privaten Zeitungsverlagen in Ö entgegenkommen möchte, dann wäre genau das der richtige Ansatzpunkt. 8/16
Spätestens an diesem Punkt folgt oft das Argument, dass D ein viel größerer Markt als Ö sei und deshalb die Größe des ORF viel problematischer für die private Konkurrenz. Dieses Argument hält näherer Betrachtung jedoch nicht stand. 9/16
Der beste Beweis dafür ist Vorarlberg: das kleinste Bundesland in Ö ist das einzige, in dem @orf_at ("die blaue Seite") *nicht* Marktführer ist, sondern der regionale Medienmonopolist Russmedia mit vol.at (Twitter-Handle lautet ernsthaft "@Vorarlberg"). 10/16
Auch abseits von Vorarlberg gibt es noch einen weiteren, riesengroßen Unterschied zwischen der privaten Medienlandschaft in D und Ö: das Ausmaß öffentlicher Gelder in Form von 1) Inseraten, 2) Presseförderungen und 3) Digitalförderungen. 11/16
Direkte Presseförderung gibt es in D nicht, in Ö ist diese durchaus beträchtlich, kürzlich erhöht von knapp 9 Mio. in 2019 auf knapp 25 Mio. in 2020: mdr.de/medien360g/med…
Hinzu kommen 2023 knapp 20 Mio. "Digitaltransformationsförderung": derstandard.at/story/20001444… 13/16
Fazit: das Ausmaß staatlicher Unterstützung für private Medien in Österreich ist (nicht nur) im Vergleich mit Deutschland üppig und sollte Nachteile wegen des kleineren Marktes mehr als ausgleichen. 14/16
Die Bedrohung des klassischen, werbefinanzierten Geschäftsmodells ist nicht der ORF, sondern die Entbündelung von Inhalten & Anzeigen.
Auch wenn der ORF morgen dicht gemacht wird, wird das Anzeigengeld nicht plötzlich von Google, Meta & Co zurück zu Presseverlagen wandern. 15/16
Umgekehrt droht aber dem ORF schleichender Relevanz- und damit Legitimationsverlust, wenn er nicht bald auch zeitgemäße Online-Angebote entwickeln darf.
Mit entsprechend fatalen Folgen für Medienvielfalt und demokratischer Öffentlichkeit. 16/16
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Der Fall Benko zeigt, warum nach Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung das "Realisationsprinzip" gilt - und warum es problematisch ist, wenn dieses Prinzip mit zeitwertorientierter Kreditvergabe unterlaufen wird.
Das Realisationsprinzip besagt, dass Gewinne erst nach tatsächlicher Realisierung ausgeschüttet werden dürfen. Das bedeutet, auch wenn Gutachten Immobilien einen Wertzuwachs bestätigen, darf dieser nach HGB/UGB nicht gewinnerhöhend berücksichtigt werden. 2/7
Erst wenn die Wertsteigerung realisiert wurde, z.B. durch Verkauf der Immobilie zu eben diesem Wert, dann wird dadurch der Gewinn erhöht und ausschüttungsfähig. 3/7
As a management scholar, I have always liked Dilbert cartoons, even using them for teaching purposes.
I mean, what could be a better illustration of Michael Power's "Rituals of Verification" and concepts such as decoupling than cartoons on ISO 9000 certification? 1/7
(In case you are interested in actual management research on ISO 9000 certification, Beck and Walgenbach investigated whether it was "Technical Efficiency or Adaptation to Institutionalized Expectations" in this @osofficer piece: journals.sagepub.com/doi/abs/10.117…) 2/7
Recurring themes in Dilbert are all kinds of management fads, dysfunctional corporate culture, management (of) stupidity and abuse of corporate power. 3/7
Alle hier kennen Godwin’s Law ("Mit zunehmender Länge einer Online-Diskussion nähert sich die Wahrscheinlichkeit für einen Nazi-/Hitler-Vergleich dem Wert Eins an." de.wikipedia.org/wiki/Godwin%E2…), aber ich finde andere "Laws" eigentlich viel hilfreicher.
Meine Top 3 als Mini-Thread🧵
#1 Hanlon’s Razor: "Schreibe nicht der Böswilligkeit zu, was durch Dummheit hinreichend erklärbar ist." de.wikipedia.org/wiki/Hanlon%E2…
(Macht menschenfreundlicher, schützt vor Verschwörungstheorien.)
Jetzt haben wir, zusammen mit der Entscheidung, uns keine Förderung zuzuerkennen, eine Begründung erhalten. Ein wesentlicher Grund für die Ablehnung ist demnach der fehlende Fokus auf Grundlagenforschung. Das überrascht dann doch. 2/4
Grundlagenforschung ist kein Kriterium im umfassenden Kriterienkatalog (oenb.at/dam/jcr:690895…). Das Wort kommt in den Förderkriterien Null mal vor. Ein Kriterium ist hingegen "Anwendungsorientierung". Hier wird uns ein "starker Fokus auf Anwendungsorientierung" attestiert. 3/4
Aus aktuellem Anlass und zur Wiedervorlage, (Repliken auf) die fünf häufigsten & fragwürdigsten Takes zu Rundfunkbeiträgen aka GEZ/GIS-Gebühren. #ORF#ARD#ZDF
#1 "Ich nutze gar nicht, soll aber zahlen."
Abgesehen davon, dass das fast nie stimmt, profitieren auch Nicht-Konsument:innen von der vielfältigeren & demokratischeren Öffentlichkeit, zu der öffentlich-rechtliche Medien beitragen.
#2 "Die machen aber Schlager/Volksmusik/Sport/etc."
Geschmacksfragen sind immer auch Klassenfragen (kupf.at/zeitung/166/ge…). Wenn alle zahlen müssen, muss auch für alle (Geschmäcker) was dabei sein.
Max Weber setzte 1904 in »Die "Objektivität" sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis« den zentralen Begriff unter Anführungszeichen. Darauf bezieht sich der Titel meines @APuZ_bpb-Beitrags über Wissenschaft & Aktivismus: bpb.de/shop/zeitschri…
Thread🧵 1/13
Aktivismusvorwürfe gegen Wissenschaftler:innen (“ein Greuel”) wie Journalist:innen (Abschied von “kritischem Journalismus”) boomen. Aber ist es ein Problem, wenn diese sich aktivistisch, also mit normativen Überzeugungen in öffentliche Debatten einmischen? 2/13
Die Frage nach der Rolle von Wert(haltung)en in der Wissenschaft ist so alt wie die moderne Sozialwissenschaft. Auch im Journalismus ist die Frage nach der Rolle und Offenlegung politischer Überzeugungen keineswegs neu. 3/13