Die Studie quantifiziert (m.E. erstmalig), welche Auswirkungen #IRA Subventionen bzw. tax credits auf die Produktionskosten für klimafreundliche Technologien in 🇺🇸 versus 🇪🇺 und 🇨🇳 haben werden.
Gute Nachricht: Sie werden global billiger. Aber aus Perspektive von "Autoland 🇩🇪" sind das beunruhigende Zahlen.
Soll das Herzstück des neuen Antriebsstrangs bald importiert werden? Wie viel Wertschöpfung bleibt dann am Standort? /3
Beispiel 2: grüner Wasserstoff
Durch #IRA tax credits könnten die Grenzkosten der Wasserstoffproduktion, die *noch* eine 🇪🇺 Domäne ist, in 🇺🇸 bald negativ(!) werden😳
Wo wird sich energieintensive Industrieproduktion (grüner Stahl etc.) dann wohl ansiedeln?🤔Ja, genau... /4
Die Liste ließe sich fortführen.
Die @DelorsInstitute Studie wird endlich konkret und redet nicht bloß abstrakt über (angebliche) aggregierte Summen.
Bisweilen wurde ja argumentiert, der #IRA sei mit seinen "nur" 370 Mrd.$ bis 2030 doch eigentlich lächerlich klein... /5
...so dass sich 🇪🇺 entspannt zurücklehnen könne, zumal Brüssel ja auch Subventionen verteilt.
Das Problem dieser Rechnung: der #IRA besteht v.a. aus ungedeckelten Steuergutschriften. Die gesamte Fördersumme ist somit nach oben offen und man kennt sie erst im Nachhinein. /6
Analysten gehen *derzeit* schon von 1.2 Billionen $ aus, also gut dem Dreifachen der ersten Schätzung. Ist das wirklich "negligible"??? I don't think so.
Aber 🇪🇺 sollte jetzt nicht reflexhaft mit einer großen Zahl in einem Brüsseler "Green Deal" Schaufenster antworten. /7
Die neue Studie zeigt vielmehr die Bereiche auf, wo gezielter industriepolitischer Handlungsbedarf besteht, weil 🇪🇺 sonst übelst ins Hintertreffen gerät.
Denn machen wir uns nix vor - 🇩🇪🇪🇺Unternehmen werden auf den #IRA anspringen (passiert schon, siehe zB #Northvolt) /8
Sie werden sich kaum durch eine blumige "Angebotspolitik" überzeugen lassen
So wichtig beschleunigte Genehmigungsverfahren und Bürokratieabbau sind - das braucht's sowieso
Aber 3 $/kg tax credit für green H2 sind dann doch ein bissl konkreter. /9
Die europäische Antwort auf den #IRA sollte deshalb die wichtigen Zukunftsbereiche adressieren - für direkte industrielle Wertschöpfung & Jobs, für Resilienz, aber auch wegen der massiven spillover in andere Wirtschaftsbereiche.
Er beschleunigt doch gerade die ohnehin gewünschte Elektrifizierung der Industrie
Wenn Unternehmen zB verlässlich von 6 Ct/kWh Strom ausgehen können, stabilisiert das den business case für Produktion von H2, chips, batteries,... vor Ort. /11
Natürlich weist @c_lindner zurecht auf die simple Tatsache hin, dass ein subventionierter Strompreis für die Industrie ceteris paribus zu höheren Strompreisen für andere (zB KMUs, Haushalte) führen könnte.
Der #Industriestrompreis soll ja nicht für alle Zeiten und für alle und für unbegrenzte Mengen gewährt werden, sondern für einen begrenzten Zeitraum und gezielt für diejenigen, die auch der #IRA anspricht.
Es geht hier um ein level-playing field. /13
Und natürlich klappt es nur, wenn parallel die Erneuerbaren + Infrastruktur massiv ausgebaut werden, damit Marktpreise für grünen Strom & H2 schnellstmöglich unter den ISP-Deckel fallen.
Im Laufe des Tages dürfte vom @BMWK noch was zum ISP kommen. /14
Ja, es bleibt eine Subvention für die Industrie. Wenn sie bald gar keinen Strom mehr verbraucht, sind die Preise für die anderen geringer. Fein.
Aber man sollte sich schon genau überlegen, ob man die neuen, grünen Geschäftsmodelle einfach in Richtung 🇺🇸 ziehen lassen will. /15
Andere Wirtschaftszweige (von Consulting bis Gastronomie) dürften sich über Deindustrialisierung jedenfalls kaum freuen, zu stark hängen auch sie daran.
Und ohnehin gilt: Industrieerhalt=Investitionen & komplette Transformation
Interessantes Timing: Heizungsbauer #Viessmann verkauft sein Kerngeschäft ausgerechnet jetzt, wo der 🇩🇪 Markt für #Waermepumpen absehbar stark expandieren wird - von aktuell ~250k auf min 500k installierte Einheiten pro Jahr
Ein Begründungsweg für diese Größenordnung geht so: bei Gasnachfrage von insgesamt 900 Mrd kWh p.a. wäre das jährliche Aufkommen der Umlage ca 18 Mrd Euro. Das deckt in etwa die geschätzten Kosten für den Uniper-Bailout ab.
Aber diese Begründung ist nicht überzeugend. /2
Denn eigentlich soll die Umlage eine strukturelle Schieflage am Gasmarkt korrigieren:
Importeure&Versorger haben oft lang laufende Verträge mit ihren Kunden und können deshalb die sprunghaft gestiegenen Beschaffungskosten für Gas nur mit großer Verzögerung weitergeben. /3
Allmählich realisiere ich, welches high stake game die Gaswirtschaft und Teile der Politik spielen wollen
Es geht so: 1) Uniper&Co kriegen Bailout über direkten Staatseinstieg 2) statt heftiger Preisanpassung (§14 EnSiG) kommt bloß eine milde Umlage
Die Vorteile sind klar 🧵1/x
Uniper & Co:
- müssen ihren Kunden keine unangenehmen Briefe schreiben
- verkaufen weiterhin Gas zu moderaten Preisen, aber kriegen Verluste von der Clearing-Stelle erstattet
- werden sich dafür einsetzen, dass Staatseinstieg ohne freeze bei Boni&Dividenden kommt /2
Die Politik:
- erspart sich den Gaspreis-Schock bei den Verbrauchern mit Gelbwestenpotential
- muss kein teures Entlastungspaket schnüren (good news #Schuldenbremse)
- kann die Uniper-Aktien später mit Gewinn wieder verkaufen und sich schadlos halten
Lesenswertes Update der #Gemeinschaftsdiagnose. Letztlich wird bestätigt, dass die 🇩🇪 Gas-Strategie (kein Embargo verhängen, aber auf russischen Lieferstopp vorbereiten) vermutlich richtig war.
Aber die Ablehnung eines #Energiesparbonus kann ich nicht nachvollziehen. /1
Quite remarkably, almost all of German dependance on Russian oil has been cleared by now - down to just 12%. Much earlier than expected, and without @BMWK making a big fuzz about it. Good job!
Only unresolved issue is the oil refinery in Schwedt. /2
Die 🇩🇪Industrie steht ohnehin unter extremem Transformationsdruck
Aber die Nonchalance, mit der einige hier das in eine völlige Disruption steigern wollen — in der guten Hoffnung, ein Gasembargo ließe sich schon managen und werde Putin irgendwie stoppen — ist schon bemerkenswert
Natürlich muss klar sein, dass die Zeit des billigen russischen Gases ein für allemal vorbei ist.
Geschäftsmodelle, die nur darauf basierten, werden sich in Deutschland nicht mehr rechnen.
Diesen Elefanten im Raum übersieht niemand mehr, der bei Verstand ist. /2
Aber der Umbau, kurzfristig auf teures LNG-Gas und langfristig auf grüne Alternativen, braucht eine gewisse Zeit.
Mit einem „cold turkey“ Entzug ist das schlechter zu realisieren als in einer Welt, wo russisches Gas über einen klar definierten Zeitraum von 2-3 Jahren ausläuft.