pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37057453/
Hier ist der Link zur Zusammenfassung des Artikels, auf den sich der Pressebericht bezieht, leider ist die vollständige Publikation nicht frei zugänglich. Bei Bedarf könnt ihr mir gerne eine DM schreiben.
In der Arbeit wurde erstens untersucht, wie das Verhältnis psychischer Diagnosen und die Verwendung von psychotropen Medikamenten bei transidenten Jugendlichen im Vergleich zu ihren Geschwistern ohne Transidentität ist, und zweitens, wie sich die Anzahl der Arztbesuche
aufgrund psychischer Diagnosen und die Verschreibung von psychotropen Medikamenten entwickelte, wenn die transidenten Jugendlichen "Gender-affirmierende" Medikamente verschrieben bekamen. Die Autoren weisen in der Einleitung darauf hin, dass die existierenden Studien
zu diesem Thema oft von ungenügender Qualität sind, also zB sehr kleine Fallzahlen untersuchen, keine Kontrollgruppe haben, oder nur auf Selbstaussagen beruhen. Um aussagekräftigere Ergebnisse zu generieren, wurden hier die medizinischen Daten von Jugendlichen untersucht,
von denen mindestens ein Elternteil im Militärdienst der USA beschäftigt ist. Da diese freien Zugang zu Gesundheitsversorgung, inklusive psychologischer / psychiatrischer Versorgung haben, was in den USA ja sonst nicht unbedingt gegeben ist, ist das prinzipiell eine
gute Idee. Auch die Tatsache, dass die Geschwister der transidenten Jugendlichen als Kontrollgruppe benutzt wurden, macht Sinn, denn dadurch werden familiäre Einflüsse auf die mentale Gesundheit gleich normalisiert. Die Autoren beschreiben, was in anderen Studien zu diesem
Thema heraus kam, nämlich dass transidente Jugendliche häufiger psychische Diagnosen haben als Jugendliche ohne Transidentität, und dass die psychische Gesundheit sich nach Verschreiben der "Gender-affirmierenden" Medikamente verbessern würdde. Obwohl sie die Schwächen
dieser Studien anerkennen, schreiben sie, dass sie erwarten, diese Ergebnisse in dieser methodisch besseren Studie zu bestätigen. Und dann kommen die Ergebnisse...
Tatsächlich kann die Studie die bereits vorhandenen Publikationen in dem Punkt bestätigen, dass transidente Jugendliche signifikant häufiger psychische Diagnosen haben als Jugendliche ohne Transidentität. Den zweiten Teil der Erwartung erfüllt die verlinkte Studie
allerdings nicht - die Arztbesuche aufgrund psychischer Diagnosen nehmen im Durchschnitt nicht ab, und die Verschreibung von psychotropen Medikamenten steigt sogar signifikant an.
Dabei stellen diese Ergebnisse einen Durchschnitt dar - für einige der transidenten Jugendlichen bessern sich diese Werte, und zwar ist das wahrscheinlicher, wenn die Jugendlichen schon älter waren, als die "Gender-affirmierenden" Medikamente zuerst verschrieben wurden.
Heißt also, je jünger die Jugendlichen in dieser Kohorte waren, als sie Pubertätsblocker und gegengeschlechtliche Hormone verschrieben bekamen, umso häufiger mussten sie hinterher in psychologische / psychatrische Behandlung und umso mehr psychotrope Medikamente
wurden ihnen danach verschrieben. Und man merkt in der Diskussion förmlich, dass die Autoren mit diesem Ergebnis nicht so richtig umgehen können. Sie versuchen Erklärungen zu finden, die sich nicht auf Daten stützen oder sich sogar selber widersprechen. Zum Beispiel spekulieren
sie, dass Jugendliche über 18, die ja mit höherer Wahrscheinlichkeit nicht mehr bei den Eltern leben, einfach nicht selbständig zum Arzt gehen oder ihre Medikamente nicht regelmäßig nehmen. Für diese Überlegung bleiben sie allerdings jeden Beleg schuldig.
In einem anderen Erklärungsversuch ziehen sie den relativ großen Anteil an Probanden, die erst nach 18 mit "Gender-affirmierenden" Medikamenten angefangen haben als Hinweis darauf heran, dass die Familien die Jugendlichen in ihrer Transidentität seltener unterstützen würden.
Gleichzeitig erklären sie die höhere Medikationsrate bei Jugendlichen, die jünger mit der "Gender-affirmierenden" Medikation begonnen haben, mit höherem Minoritätenstress beim Heranwachsen. Diese beiden Aussagen passen nicht zusammen, denn nach der Theorie der Autoren,
dass Jugendliche, die die Medikation später beginnen, keine Unterstützung in der Familie haben, müssten ja die Jugendlichen, die früher mit der Medikation beginnen, eine bessere Unterstützung in der Familie, und damit generell weniger Minoritätenstress haben als die
später beginnende Gruppe. Auf die Möglichkeit, dass Transidentität in vielen Fällen ein Symptom einer psychischen Grunderkrankung ist, und nicht etwa die Ursache, weisen die Autoren nirgendwo hin. Man hat beim Lesen den Eindruck, sie sehen ihre Daten und können
sie nicht glauben. Ein großes Manko dieser Studie in meinen Augen ist die Tatsache, dass die Autoren ihre Fragestellungen mit den ihnen zur Verfügung stehenden Daten besser hätten auswerten können. So gibt es zwar den Insgesamt-Vergleich zwischen den transidenten
Jugendlichen und ihren Geschwistern, aber es wäre sehr aufschlussreich gewesen, die Arztbesuche und die Verschreibung psychotroper Medikamente in der Geschwistergruppe, der Gruppe, die "Gender-affirmierende" Medikation begonnen hat, und der Gruppe, die sich zwar als
trans identifizierte, aber keine hormonelle Medikation bekam über die Zeit aufzuschlüsseln. Da auch ein relativ großer Teil der Geschwistergruppe mindestens zeitweise psychotrope Medikamente verschrieben bekam, wäre es sehr interessant gewesen zu sehen, ob diese
Verschreibungen über die Zeit abnahmen; und auch der Vergleich mit den transidenten Jugendlichen, die keine "Gender-affirmierenden" Medikamente erhielten, hätte viel dazu beigetragen, eine mögliche Kausalität der hormonellen Behandlung bezüglich der zunehmenden
Verschreibung der psychotropen Medikamente entweder zu belegen oder zu entkräften.
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➡️ Ich freu mich wirklich, wenn Menschen mit anderer Meinung diese belegen und Links zu Daten schicken, auf die sie ihre Meinung stützen. Das ist Grundlage für eine sachliche Diskussion. Danke also dafür. Ich bin also dem Link gefolgt, um mir die gerade herausgekommene Studie ⬇️
⬆️ durchzulesen. Der Link geht aber leider nur zu einem Presseartikel über die Studie, der dann nicht mal zu dieser verlinkt. Da ich aber nicht anhand dessen diskutieren möchte, was ein Journalist von einer wissenschaftlichen Veröffentlichung verstanden hat, sondern lieber ⬇️
⬆️ anhand der Originaldaten, habe ich die Studie selber gesucht. Hier ist der Link für alle, die sich selbst ein Bild machen wollen: nejm.org/doi/full/10.10…
Leider hinter einer Paywall, aber man kann sich einen kostenlosen Account erstellen, und hat dann Zugriff auf 2 Artikel ⬇️
➡️ Heute kam die abschließende Email zu dem von TdF Dortmund organisierten Podiumsgespräch, mit einer Quellenliste und der Auswertung der nach der Veranstaltung erfolgten Online-Befragung. Die Befragung ist anonymisiert, trotzdem ließ sich unschwer erkennen, wer zu welchem ⬇️
⬆️ Lager gehörte 😉
Auf einen Punkt, der mir beim Lesen der Freitextantworten aufgefallen ist, wollte ich mal kurz eingehen: Es wurde mehrfach behauptet, ein Argument der Redner (und der GC-Seite an sich) sei, dass "Transpersonen mit Unterstützung der Pharmalobby ⬇️
⬆️ Frauen auslöschen wollen" würden. Das ist eine sinnentstellende Verdrehung des tatsächlich gemachten Arguments - nämlich dass durch die Aufnahme des nicht objektiv nachweisbaren Parameters "Gender-Identität" in die Definition von "Frau", biologisch weibliche Personen ⬇️
Man soll also akzeptieren, dass eine nicht nachweisbare Gender-Identität das Geschlecht eines Menschen bestimmt, und dann demjenigen einreden, dass sein Körper "falsch" sei.
Man soll also Menschen, die überproportional häufig psychische Probleme haben, anlügen,
sie könnten ihr Geschlecht wechseln, wenn sie nur genügend Medikamente nehmen & kosmetische Operationen über sich ergehen lassen.
Und das wird als "be kind" verkauft?
Nein. Es ist nicht nett, Menschen in einer Realitätsverleugnung zu affirmieren. Es ist nicht nett,
Gender-nicht-konformen Kindern und Jugendlichen einzureden, sie bräuchten Pubertätsblocker, die ihre Hirnentwicklung beeinträchtigen, gegengeschlechtliche Hormone, die ihr Risiko für Krebs und kardiovaskuläre Krankheiten erhöhen & ihre inneren Geschlechtsorgane
"Inclusion means everyone. Exclusion brings in rules of who can and who can't." Äh, ja genau. Und jede Gesellschaft strukturiert sich mit Hilfe solcher Ex- & Inklusionsregeln. (Was nicht heißen soll, dass alle dieser Regeln sinnvoll oder gut sind!) 1/x
Aus einem bestimmten Blickwinkel kann eigentlich alles "Exklusion" sein. Wir exkludieren Menschen aufgrund ihres Alters aus dem Kindergarten. Wir exkludieren Hochschwangere vom eigentlich im Grundgesetz verbrieften Recht der freien Berufsausübung. 2/x
Wir exkludieren Menschen aufgrund ihrer nicht vorhandenen medizinischen Ausbildung davon, Medizin zu praktizieren. Wir exkludieren sehbehinderte Menschen davon, Busfahrer zu werden. Wir exkludieren Millionäre davon, HartzIV zu beziehen. 3/x
"Karen" ist ja auch so ein Begriff... Zuerst gebraucht, um sich (zu recht) über Leute zu mokieren, die Service-Personal schlecht behandeln. Aber selbst in den Anfängen war der misogyne Unterbau schon zu erkennen, denn es gibt kein männliches Pendant zur Karen.
Und ich bezweifle, dass irgendjemand ernsthaft der Meinung ist, dass es keine Männer gibt, die Service-Personal schlecht behandeln... Und der nicht viel versprechende Anfang wurde dann auch sehr schnell immer weiter unterboten. Aus einem Begriff dem eine berechtigte
Kritik zugrunde liegt, wurde bald ein Begriff, der eine Gruppe Frauen markiert, die man guten Gewissens verächtlich machen darf. Er ist nicht bis in die psychologischen Untiefen vorgedrungen, die der Begriff "TERF" immer wieder aufzeigt, funktioniert aber im Prinzip
Der #SpaßMitStudien geht weiter...
Die Person, die behauptet hat, es gäbe ausreichend Studien, die zeigen, dass "Gender-bestätigende" medizinische Maßnahmen gut für die psychische Gesundheit von transidenten Patienten wären, hat mich nach meinem Hinweis, dass man doch bitte
Links zu den behaupteten Studien bereitstellen und sich mit diesen auch kritisch befassen möge, geblockt und hinter dem Block mit ein paar hastig zusammengesuchten Links geantwortet. Der erste: thelancet.com/journals/lanch…
Das ist gar keine wissenschaftliche Studie, sondern eine Art
Meinungsartikel. Es wird nichts untersucht, es gibt keine Fragestellung, keine Interpretation von Daten. Es werden allerlei Dinge ohne Belege behauptet - zB, dass Menschen, die die derzeitige Handhabung der "Gender-bestätigenden" Prozeduren als ethisch nicht vertretbares