Leute sagen: Wir brauchen #Fleisch aus #Weidehaltung für die Artenvielfalt, am besten von „wilden Weiden“. Wenn man das ernst meint, um wie viel Fleisch geht es? Auf Basis der einzigen konkreten Zahlen, die ich finden konnte: Um 2 kg pro Person und Jahr. 🧵
Die konkreten Zahlen sind vom Betrieb „Bunde Wischen“, der oft als Modellbeispiel für naturschutzfreundliche Beweidung angeführt wird. Dort liegt die erzeugte Menge bei knapp 37 kg Fleisch pro Hektar pro Jahr. @GerdKammer
Wenn man auf allen Grünlandflächen in Deutschland im Schnitt diese Menge Fleisch erzeugen u das auf 83 Mio. Einwohner*innen aufteilen würde, sind das 2 kg pro Person u Jahr, eine Reduktion des Fleischkonsums um 96 %. Ein Fleischgericht alle 6 Wochen, ansonsten keine Tierprodukte.
Das heißt: Wer es ernst meint damit, dass Tierprodukte nur noch mit naturschutzfreundlicher Weidehaltung erzeugt werden sollten, plädiert praktisch für eine Ernährungsweise, die fast komplett pflanzlich ist.
Oder sehen die Zahlen bei anderen Betrieben, in anderen Regionen ganz anders aus? Wenn ihr Zahlen habt, die höhere „Erträge“ ergeben, gern immer her damit.
Und ließen sich die Mengen nicht erhöhen? Wenn die Weidehaltung wirklich so sinnvoll wäre, würde es doch auch Sinn machen, Acker in Weide zu verwandeln? Es gibt 4,7 Mio Hektar Grünland und 11,6 Mio Hektar Ackerland in Deutschland.
Wenn wir keine Futtermittel vom Acker produzieren müssen, brauchen wir nicht so viel. Evtl könnten wir die Weideflächen verdoppeln u Ackerland verringern. Dann hätten wir also 4 kg Fleisch pro Person u Jahr – die Ernährungsweise wäre immer noch fast komplett pflanzlich.
Man kann womöglich auch die Rinder früher töten u so die Gesamtmenge weiter erhöhen. Aber die Dimensionen ändern sich kaum: Bei 6 kg hätten wir Ernährungsweisen, bei denen 13 Tage pflanzlich gegessen wird,dann an einem Tag ein Fleischgericht u den Rest des Tages auch pflanzlich.
Es geht also nicht um den Sonntagsbraten, sondern um den Feiertagsbraten oder den Monatsbraten.
Wer von denen, die für Weidehaltung zum Naturschutz sind, vertritt das wirklich?
Warum wird so viel über das vermeintlich so ökologische Weidefleisch geredet, anstatt über die pflanzlichen Gerichte, von denen wir uns mindestens an 29 bis 30 Tagen im Monat ausschließlich ernähren sollten?
Und warum wird so selten kritisiert, wie schädlich die aktuell übliche Weidehaltung ist – bei der der Tierbesatz viel höher ist, als es aus Naturschutzsicht sinnvoll oder verträglich wäre, bei der die Weiden stark gedüngt werden und praktisch Grasmonokulturen sind?
Da liegt doch der Verdacht nahe, dass es mindestens teilweise mehr um #Greenwashing des Fleischkonsums geht, als um echte Naturschutzanliegen.
Für das Thema sind natürlich viele andere Aspekte noch relevant,die ich hier ganz außer acht gelassen habe, u.a. die Klimawirkung der Weidehaltung u tierethische Fragen bzw. Tierrechte. Mir kam es hier darauf an, die Debatte in Bezug auf die Ernährungsweisen konkret zu machen.
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Das ist doch ehrlich: Die #Tierhaltungskennzeichnung nutzt den Verbraucher*innen und der deutschen Landwirtschaft, sprich der #Tierindustrie. Von den Tieren selbst ist in dem Statement von @cem_oezdemir fast keine Rede. Die Verbesserungen für sie sind ja auch marginal. 🧵
Die 2. Stufe sind 0,9 qm pro Schwein statt 0,75 gesetzl. Mindeststandard. Die 3. Stufe sieht Frischluft durch eine offene Wand vor und 1,1 qm pro Schwein. Die höchste Stufe ist Bio, dazu gehört „Auslauf“ - das ist in der Realität eine betonierte Außenbucht mit 1 qm pro Schwein.
In keiner dieser Haltungsformen können Schweine im Boden wühlen, sich suhlen, ihre Neugier ausleben oder überhaupt irgendetwas anderes machen als fressen und (über ihrem eigenen Kot) schlafen. Sie werden weiterhin oft krank und ziehen sich weiterhin Verletzungen zu.
Hören wir auf, von „#Tierwohl” zu sprechen, wenn es um die erbärmliche Situation von Tieren in der #Tierindustrie geht! Der Begriff ist weder als Schlagwort zur Einordnung von Diskussionsthemen noch als Beschreibung von Zielen geeignet– er ist immer verharmlosend & irreführend.⬇️
Problem 1: Wenn Diskussionen oder pol. Maßnahmen unter dem Titel „Tierwohl“ stehen, suggeriert das, es ginge dabei um verschiedene Grade von (positivem) Wohlergehen – dabei geht es in der Realität um gigantisches, grauenhaftes Leid. Das wird durch den Begriff unsichtbar gemacht.
Problem 2: Wenn „Tierwohl“ als Ziel genannt wird, dann ist dabei typischerweise schon ein „Wohl“ innerhalb der wirtschaftlichen Nutzung für Fleisch, Milch und Eier gemeint. Unter den Tisch fällt, dass Tiere Bedürfnisse haben, die mit dieser Nutzung ganz unvereinbar sind.