Thread by @Fischblog

Die Geschichte mit den Kipppunkten ist ganz interessant, gerade weil die so schwer zu analsysieren sind.
Deswegen hier ein allgemeiner Überblick, worum es dabei geht. Grundsätzlich sind das kritische Übergänge in dynamischen Systemen. Siehe hier:
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scilogs.spektrum.de/fischblog/waru…

Es geht dabei allgemein um Systeme, die zwei oder mehr stabile Zustände haben. Diese Zustände sind aber nicht statisch, sondern schwanken durch äußere Störungen und innere Dynamik. wenn die Abweichung zu groß wird, können sie in einen neuen stabilen Zustand übergehen.
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Solche Kipppunkte können offensichtlich unter zwei Umständen leichter auftreten: wenn das System in sich instabiler wird oder die äußeren Störungen größer werden. Beides kann sich auch gegenseitig bedingen.
Bei manchen Komponenten des Klimasystems passiert das gerade.
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Generell werden zum Beispiel Ökosysteme durch menschliche Einflüsse allgemein (geringere Biodiversität, Entwässerung z.B.) belastet, gleichzeitig nehmen die äußeren Störungen (Extremwetter etc) zu. Das ist jetzt nicht so wahnsinnig neu oder überraschend.
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Bei manchen Systemen des Klimas deuten Indizien darauf hin, dass sie einen Schwellenwert haben, ab dem sie sich irreversibel verändern.
Das heißt, die Veränderung findet aus dem System heraus statt und hört auch nicht auf, wenn es wieder kühler werden würde.
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Das ist erstmal völlig banal, kritische Übergänge sind ganz normal in dynamischen Systemen aller Art. Der Punkt ist natürlich, dass solche Kippunkte unter Umständen ziemlich bald auftreten könnten.
Und das ist der Punkt, an dem es kompliziert wird.
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spektrum.de/news/eisschmel…

Der Knackpunkt ist natürlich: wann und wie passiert das? Und da ist die Unsicherheit sehr groß. Denn solche Kipppunkte sind Eigenschaften des deterministischen Chaos und entsprechend extrem schwer vorherzusagen, selbst wenn man einen Zustand gut kennt.
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Man behilft sich (nicht nur im Klima) mit Analysen der statistischen Eigenschaften von Systemen. Vor kritischen Übergängen tritt - laut verbreiteter Hypothese - ein Phänomen namens "critical slowing down" auf, das man im Prinzip nachweisen kann.
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journals.aps.org/prresearch/abs…

Aber das klappt halt auch nur, wenn man das langfristige Verhalten des Systems gut genug kennt. Sonst weiß man nicht gut genug, wie das System "normal" so herumschwankt. Und das weiß man oft nur ungenügend, denn bei #Klima und Ökosystemen reden wir da von Jahrtausenden.
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Das Resultat ist: selbst wenn man ziemlich sicher ist, dass Systeme kurz bevorstehende Kipppunkte haben, lässt sich der Übergang selbst nur sehr ungenau vorhersagen. Und daher kommt die Unsicherheit bei der Natur der #Kipppunkte.
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iopscience.iop.org/article/10.108…

In letzter Konsequenz wird man erst dann einigermaßen genau über die Klima-Kippunkte Bescheid wissen, wenn sie schon ein ganzes Stück zurückliegen und man den Zerfall des ursprünglichen Zustands zu einem anderen deutlich sieht.
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Nur: es liegt in der Natur kritischer Übergänge, dass man den alten Zustand dann nicht mehr zurückbekommt. Das heißt, wenn wir endlich genau wissen, wo so ein Kipppunkt ist, können wir ihn nicht mehr beeinflussen.
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