#music Möglichkeiten und Grenzen:
Macht Mozart-Musik schlau?
Der „Mozart-Effekt“ beschreibt die Idee, dass das Hören klassischer Musik (Mozart insbesondere) die Intelligenz erhöht, vor allem wenn sie schon im Kleinkindalter gehört wird. (1/n)
Wie alles begann:
1993 fand ein Team um Francis Rauscher in einer Studie mit 36 (!) Studierenden heraus, dass die Studierenden bessere Leistungen in einem Intelligenz-Subtest zum räumlichen Denken erzielten, wenn sie zuvor 10 Minuten der Mozart Sonate KV 448 hörten (2/n)
als wenn sie eine Entspannungsanweisung oder „Stille“ hörten. In der Studie selbst wurde übrigens schon berichtet, dass diese „musik-induzierte Leistungssteigerung“ bereits nach 10-15 Minuten NICHT mehr zu beobachten war. (3/n) nature.com/articles/36561…
Das haben aber wohl viele überlesen, denn offensichtlich ging das damals ziemlich groß durch die Medien und es kam sogar dazu, dass im US-Bundesstaat Giorgia jede Familie eines Neugeborenen eine kostenlose CD mit Mozart-Musik bekommen sollte – nice! (4/n)
Eine Übersichtsarbeit aus 2010 schlussfolgerte, dass es nur wenig Evidenz für einen spezifischen Mozart-Effekt gibt, einen auffälligen Publikationsbias und dass das Hören anderer Musik ebenfalls kurzfristig und in geringem Ausmaß das kognitive Leistungen steigern könnte. (5/n)
Auch hier scheint die Musikpräferenz entscheiden #nosurprise und erklärt wird der Effekt damit, dass Musik unser Erregungsniveau modulieren kann (hier wären wir wieder beim Thema Entspannung und Anregung), was kurzfristig zu besseren kognitiven Leistungen führen könnte. (6/n)
Wenn ihr also gerade jetzt im Nachmittagstief angekommen seid und noch ein bisschen arbeiten müsst (und dabei vor allem geometrische Figuren vor eurem inneren Auge drehen wollt),
vielleicht hilft Musik euch ja etwas…
kann – muss aber nicht – Mozart sein!
(8/n)
#FUNFACT des Abends:
Die #Tanzwut auch #Tanzplage, Tarantismus oder Veitstanz genannt war ein gesellschaftliches Phänomen etwa im Mittelalter, das vor allem im Rhein-Mosel-Maas-Gebiet auftrat, z.B. in Aachen, Eifelgebiet, auch Straßburg (1/4)
Diese "Tanz-Epidemie" wurde als massenhysterisches Phänomen beschrieben. Große Gruppen von Menschen tanzten offensichtlich unaufhörlich und unfreiwillig, bis sie erschöpft zusammenbrachen oder gar starben (2/4)
In der Limburger Chronik (von Wolfhagen, 1378-1402) heißt es: "Zu mitten Sommer 1374 da erhob sich ein wunderlich ding auf Erdreich, und sonderlich in Teutschen Landen, auf dem Rhein und auf der Mosel, also dass Leut anhuben zu danzen und zu rasen ... (3a/4)
Hier unten ⬇️ hatte ich schon einen kurzen Einblick in unsere Alltagsstudien zu den Auswirkungen von #Musikhören im Alltag auf unser #Stresslevel gegeben 📲🎵🧠🎶
Wie ist das nun, wenn wir gerade in einer akuten Stresssituation stecken? (1/n)
Psychobiologisch muss man unterscheiden zwischen Musikeffekten (a) auf basale Stresswerte - also die ganz normale Tagesaktivität unserer Stress-Systeme und (b) in akuten Stressreaktionen, hier fahren unsere Stress-Systeme ganz besonders hoch. (2/n)
Im Alltag sind wir immer wieder kleineren Stresssituationen ausgesetzt - #workoverload, #Stau oder #Busverpasst obwohl man schon zu spät zum nächsten Termin dran ist, #Konflikte auf der Arbeit oder familiär... sog. Alltagsstressoren (3/n)
Mit diesem Thema werden Bücher gefüllt - ich fokussiere hier nur auf ein paar Bereiche - weiter unten gibt's vertiefende Literatur für alle, die mehr Wissen wollen :) (1/n)
Beim Musikhören ist nicht nur der Bereich im Gehirn besonders aktiv, der für das „Hören“ zuständig ist sondern viele weitere Strukturen beider Gehirnhälften, die mit der Ver- und Bearbeitung von Emotionen, Erinnerungen und der Steuerung unserer Stress-Systeme zu tun haben. (2/n)
Strukturelle Merkmale der Musik wie die Klangfarbe, Intensität (laut, leise), Rhythmus werden vermutlich schon sehr früh analysiert im Hirnstamm, der u.a. mit der Kontrolle des Autonomen Nervensystems (ANS) beauftragt ist (3/n)
🥁🥁🥁Tadaaaa:
Aktivierung auf Platz#1 aber ganz dicht gefolgt von Entspannung - und viele von Euch haben noch zusätzliche Angaben gemacht - wie "als Hintergrundmusik" also zur Begleitung einer anderen Tätigkeit wie Autofahren, putzen,... (1/8)
zur "besseren Konzentration bei der Arbeit", "der Musik wegen, weil es einfach Freude macht" uvm (2/8)
In unseren Studien setzen wir regelmäßig einen Fragebogen ein, der solch "habituelles Musikhörverhalten" abfragt.
Auch in unseren Forschungsumfragen sind "Aktivierung" und "Entspannung" immer ganz vorne mit dabei :) (3/8)
Guten Abend an alle!
Heute habe ich schon kurz erklärt, dass (1) Musikhören möglicherweise vermittelt über unsere Stress-Systeme zur Verbesserung unserer Gesundheit beitragen kann und (2) wir Smartphones und Apps nutzen um dies tatsächlich im realen Alltag zu untersuchen (1/n)
Daher ist es jetzt Zeit für #ScienceInAction und einen Überblick bisheriger Alltagsbefunde: (1) Gründe des Musikhörens
In einer ersten wichtigen Studie mit gesunden Studierenden fand meine frühere Kollegin, die wunderbare @AlexandraWuttke, dass sciencedirect.com/science/articl…
(2/n)
Musikhören im Alltag mit geringerem subjektiven Stresserleben einherging - vor allem wenn mit dem Ziel der Entspannung Musik gehört wurde, denn dann zeigten sich zusätzlich geringere Werte des Stresshormons #Kortisol im Speichel (3/n)
Bevor ich später noch was zu einigen Ergebnissen unser Alltagsstudien zum #Musikhören berichte, hier noch der #FUNFACT des Tages: (1/4) 💡💡💡
Der sogenannte "Stereobelt" (dt. Stereogürtel) wurde 1977 von Andreas Pavel erstmals zum Patent angemeldet - BEVOR Sony seinen #walkman auf den Markt brachte (1979) (2/4)
Hier ein paar Bilder:
Den Stereobelt war eine Möglichkeit, "to add a soundtrack to real life. ... It was an incredible feeling, to realize that I now had the means to multiply the aesthetic potential of any situation."
sagte Pavel in einem Interview (3/4)(nytimes.com/2005/12/17/wor…)