Also gut, da behinderte Menschen mal wieder in die Unterwürfigkeit gedrängt werden, weil sie dankbar für jedes bißchen Teilhabe sein sollen, hier noch ein paar Aspekte, die mir in dem Zusammenhang ebenfalls aufstoßen
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1. Jedesmal, wenn wir über Inklusion reden, wird argumentiert, dass ja alle davon profitieren würden. Das mag in einzelnen Fällen so sein, aber es sollte nicht der ausschlaggebende Punkt sein, um Inklusion umzusetzen. In erster Linie gehts um Teilhabe behinderter Menschen,
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und es ist völlig unerheblich, ob wer anderes dadurch ebenfalls in den Genuss von Barrierefreiheit kommt.
2. Etliche Menschen/Institutionen, die Barrierefreiheit umsetzen, wollen sich gerne dafür feiern lassen (hängt mit Dankbarkeit zusammen). So nach dem Motto:
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Tu Gutes und sprich darüber und zeige damit allen, was für ein toller Mensch du doch bist. Generiere Aufmerksamkeit auf dem Rücken behinderter Menschen, die man stellenweise auch noch in Szene setzt. Nicht umsonst gibt es unzählige Videos auf diversen Plattformen,
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bei denen man beispielsweise eine rührselige Szene sieht, während eine behinderte Person tatsächlich mal teilhaben kann.
Ehrlich, mir wäre diese Form der Aufmerksamkeit total unangenehm und ich würde mich auch sehr gedemütigt fühlen.
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3. Eng damit zusammen hängt das Verhalten von Menschen, die Behinderte gerne zu ihrem Sozialprojekt machen. Das dient ebenfalls der Aufmerksamkeit (sieht man zb auch sehr gut, wenn Eltern zb in den sozialen Netzwerken ganz stolz erzählen, dass ihr Kind mit einem
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behinderten Kind gespielt hat). Dafür bekommt man immer sehr aufmunternde Kommentare, wie toll man doch sein Kind erzogen hat.
4. Nichtbehinderte Kinder können ja so viel vom behinderten Kindern lernen, wird gerne argumentiert.
Ehrlich, es geht nicht darum,
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dass andere Kinder was lernen. Behinderte Kinder sind doch kein Übungsfeld, und sie sind nicht dazu da, damit andere Kinder ihre soziale Entwicklung voranbringen können.
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Nahezu immer, wenn wir über #Inklusion und #Teilhabe reden, muss es anscheinend irgendeinen
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Benefit für den Rest der Gesellschaft geben. Man muss Inklusion offensichtlich schmackhaft machen und manche schlagen eindeutig für sich Vorteile aus diesen Aspekten.
Es wirkt so, als könne es die Mehrheitsgesellschaft nicht ertragen, dass es ausnahmsweise nicht um sie geht,
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Und dass ausschließlich eine marginalisierte Gruppe von etwas profitiert, was eine Selbstverständlichkeit sein sollte.
So gut wie nie gibt es tatsächliche Augenhöhe, es geht nahezu immer um Machtverhältnisse und oft genug ist das Ziel nicht ausschließlich Teilhabe,
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sondern auch die Aufrechterhaltung dieser Strukturen. Es gibt absolut nichts, wofür man sich abfeiern muss und es gibt auch keinen Grund, genervt zu reagieren, wenn man auf fehlende Barrierefreiheit hinweist. Was wirklich nervt und sogar traumatisierend sein kann,
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Ist fehlende Inklusion, Diskriminierung, strukturelle Gewalt. Jede Person kann froh sein, sich diesen Strukturen nicht aussetzen zu müssen. Wenn überhaupt jemand dankbar sein muss, dann sind es diejenigen, die sich nicht den lieben langen Tag darüber Sorgen machen müssen.
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„Kein Wunder, dass du krank bist, bei deiner ungesunden
Lebensweise“
Ok, ja, meine Lebensweise ist nicht die Beste. Das hängt vor allem aber mit meinen Diagnosen zusammen. Meine Lebensweise wird nämlich andersherum von meinen Diagnosen beeinflusst.
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Darunter fallen Dinge wie
Ernährung: Vor und nach jeder Migräne Attacke habe ich extremen Heißhunger, und das durch chronische Migräne nahezu täglich.
Viel trinken: ich spüre keinen Durst und vergesse zu trinken. In dem Bereich ist meine Wahrnehmung unglaublich schlecht
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Bewegung: Durch die Fatigue und Probleme mit der Exekutiven Dysfunktion schaffe ich es kaum, regelmäßige Angebote wahrzunehmen oder eigenverantwortlich zu gestalten.
Mehr Aktivität allgemein: meine Angststörung ist immer präsent, jede Aktivität draußen,
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Personen, die aus welchen Gründen auch immer einen unerfüllten Kinderwunsch haben (Fehlgeburten, es klappt einfach nicht, gesundheitliche Probleme), müssen sich immer wieder den Vorwurf anhören, sie wären neidisch
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auf (werdende) Eltern, wenn ihre Reaktionen auf eine Schwangerschaft oder Geburt etwas „gedrückt“ ausfallen.
Ich weiß selbst, wie sich das anfühlt, weil ich aus gesundheitlichen Gründen die Entscheidungen getroffen habe, kein zweites Kind zu bekommen.
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Das war ein äußerst schmerzhafter Prozess, der mich viel Kraft und Tränen gekostet hat.
Natürlich erlebte ich in dieser Zeit immer wieder diese Momente, dass im Familien- oder Freundeskreis Schwangerschaften ein Thema waren.
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Ein großes Problem bei #NoABA ist, dass viele Eltern immer wieder total verunsichert sind, weil sie nicht wissen, ob jemand vllt doch nach ABA oder einem der vielen „Ableger“ arbeitet. Sie sind vielleicht gerade durch den Austausch in Selbsthilfegruppen
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oder auf Blogs verunsichert. Sie wissen, um die Kritik rund um ABA, aber sie trauen sich eben nicht immer zu, zu erkennen, wer danach arbeitet.
Leider geben sich etliche Anbieter•innen nicht sofort entsprechend zu erkennen, indem sie beispielsweise die Webseite
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transparent gestalten. Häufig werden Inhalte auf Webseiten sehr schwammig formuliert und helfen nicht unbedingt dabei, Klarheit rein zu bringen.
Ich persönlich schaue mir die Webseiten immer ganz genau an. Ich gebe bestimmte Schlagworte in die Suche ein:
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#Meltdown|s bei autistischen Kindern sind kein (!) Erziehungsfehler, sie sind keine Trotzreaktion und es ist auch keine Bockigkeit. Autistische Kinder setzten Meltdowns nicht ein, um ihrem Willen durchzusetzen. Man muss sie nicht ständig in Situationen bringen,
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in denen sie lernen müssen, was auszuhalten, um sie dahingehend abzuhärten. Man muss sie also nicht ständig als erzieherische Maßnahme antriggern.
Meltdowns sind das Ergebnis von Reizüberflutung und Überforderung. Kinder brauchen dann Hilfe und keine Erwachsenen, 2/
die sie zusätzlich stressen u. den Meltdown vielleicht sogar noch anheizen.
Rückzug, reizarme Umgebung, das Kind und ggf andere schützen, erreichbar sein, aber möglichst wenig reden u. anfassen.
Eltern brauchen Bestärkung u. keine Pädagog•innen, die sie belehren.3/3 #Autismus