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Weil #Turbokrebs nach Impfung mal wieder durch die siffigeren Orte von Twitter rauscht, hier eine kurze Betrachtung aus Sicht des Onkologen.

Der Begriff Turbokrebs existiert in der Medizin nicht. Gemeint ist wohl ein besonders aggressiver Verlauf einer Krebserkrankung.
Tatsächlich wachsen in Realität Tumore unterschiedliche rasch. Die sogenannten Proliferationsrate lässt sich sogar immunhistochemisch angefärbt unter dem Mikroskop auszählen. Ein gängiger Marker ist das ki-67.
Berechtigt ist die Frage tatsächlich, ob nach einer Covid-19-Erkrankung oder nach einer Impfung ein erhöhtes Krebsrisiko besteht? Bei Arzneimittelzulassungen (und auch bei Impfstoffen) muss immer die Frage nach Kanzerogenität beantwortet werden.
Bislang gibt es aber hierfür weder pathophysiologisch, tierexperimentell, im Rahmen der Zulassungsstudien oder auch nach vielen Milliarden verabreichter Impfstoffdosen weltweit einen Anhalt.

Würde denn ein Anstieg von Krebsfällen überhaupt auffallen?
Krebserkrankung werden an unterschiedlichen Stellen ausgewertet. Als einzelner Onkologe sehe ich meine tägliche Routine. Das könnte unter Umständen auch täuschen. Krebszentren sehen viel mehr Fälle. Fachgesellschaften sind übergreifend vernetzt.
Krankenkassen müssen für Behandlungen aufkommen und sammeln Fälle. Pharmafirmen stellen Medikamente her, meist angepasst an eine bestimmte Nachfrage. Es gibt nationale und internationale Krebsregister (die allerdings häufig Daten erst mit Verzug veröffentlichen).
Zusätzlich sammeln Gesundheitsbehörden auf der ganzen Welt Daten zu Impfnebenwirkungen. Ärzte tauschen sich auf nationalen und internationalen Kongressen aus. Gerade läuft der @ASCO, der größte und wichtigste Krebskongress weltweit.
Und nirgendwo, wirklich nirgendwo ist #Turbokrebs ein Thema. Außer bei obskuren Accounts auf Twitter, Telegram, Facebook und Co., die meist eine gemeinsame Nähe zu rechter Politik, Russlandliebe und Fremdenfeindlichkeit teilen.

Fazit: Turbokrebs ist Quatsch.

DocOnco out. 🦇

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Jun 1
Entgegen vieler lauter Stimmen bin ich aktuell sowohl mit meiner Arbeit, meiner Work-Life-Balance und meinem Verdienst recht zufrieden. Und dem großen Teil meines ärztlichen Umfelds geht es ebenso.

Das hat allerdings auch eine Weile gedauert und die Welt der 24-Stundendienste,
der ewigen Überstunden, der schlechten Organisation und der Wochenendvisiten wünsche ich mir nicht zurück.

Ich bin gerne Arzt und würde auch sofort wieder Medizin studieren. Zu meinem Vorteil bin ich ab dem zweiten Assistenzarztjahr Vater geworden.
Außerdem ist meine Frau selbst Ärztin und wollte schnell wieder gleichberechtigt arbeiten.

Daher war es häufig eine Notwendigkeit, pünktlich zu gehen und Dienstpläne abzustimmen und irgendwann den Absprung in die Praxis zu schaffen.

Das hat mich retrospektiv vor zu viel
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May 12
#OnkoABC - "P" wie Polycythemia vera.

Eine 53-jährige Patientin stellt sich wegen Juckreiz beim Duschen bei einem Hautarzt vor. Dieser nimmt Blut ab und stellt fest, dass die Zahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) deutlich zu hoch ist.
Mit der Diagnose "aquagener Pruritus" erfolgt dann eine Überweisungen zum Hämatologen.

Die Patientin wirkt sportlich, berichtet aber, anderthalb Jahre zuvor einen Schlaganfall unklarer Ursache erlitten zu haben. Zum Glück sind nur wenige Einschränkungen zurückgeblieben.
Der Verdacht liegt nahe, dass es eine Erklärung für all diese seltsamen Befunde gibt und so ist es auch. Als erster Schritt wird eine molekulargenetische Analyse auf eine sogenannte JAK2-Mutation durchgeführt.

Es findet sich eine klassische V617F-Mutation.
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Feb 21
Ein Patient erhält aufgrund einer metastasierten Darmkrebserkrankung mit einer sogenannten Mikrosatelliteninstabilität (MSI high) eine Immuntherapie mit dem Checkpoint-Inhibitor Pembrolizumab.
Nach 4 Pembrolizumab-Infusionen muss die Behandlung wegen ausgeprägter Nebenwirkungen abgebrochen werden. Eine überschießende Immunreaktion führt zu schweren entzündlichen Hautveränderungen der Hände und Füße. Zusätzlich kommt es zu einer Schilddrüsenunterfunktion.
Erst hochdosiertes Kortison schafft es, dass Immunsystem zu bändigen und die Haut bessert sich langsam.

Trotz der nur kurzen Therapiedauer bilden sich die Metastasen fast vollständig zurück. Und dieses Ansprechen ist bei dem Patienten von Dauer.
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Feb 14
Bei Frau A. wurde vor einem Vierteljahr Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert. Leider hatte der Tumor schon in Lunge und Knochen gestreut.

Beim Erstgespräch sagte Frau A. sehr bestimmt, dass Lebensqualität und nicht mehr Lebenszeit für sie wichtig wäre.
Zu diesem Zeitpunkt standen Schmerzen durch eine Wirbelkörpermetastase im Vordergrund. Mit einem starken Opiatmedikament und einer Bestrahlung wurden die Schmerzen im Verlaufe einiger Wochen deutlich besser.
Wir begannen eine palliative Chemotherapie mit zwei Medikamenten (Gemcitabin und nab-Paclitaxel). Übelkeit und Verstopfung waren ein großes Problem. Bei jedem Besuch hatte Herr A., der seine Frau stets begleitet, ein lange Liste mit vielen Fragen dabei.
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Nov 25, 2022
Ein 71-kähriger Mann bemerkt schon eine ganze Weile Veränderungen beim Stuhlgang. Schließlich wird eine Enddarmspiegelung (Rektoskopie) vorgenommen und ein Enddarmkrebs fast am Schließmuskel diagnostiziert. Ein sogenanntes Rektumkarzinom.
In den weiteren Untersuchungen scheinen auch die umgebenden Lymphknoten befallen zu sein. Eine Metastasierung in andere Organe ist aber nicht nachweisbar. Nach interdisziplinärer Besprechung in der Tumorkonferenz empfiehlt man der Patientin eine "totale neoadjuvante Therapie".
Über 4,5 Monate erhält die Patientin eine Chemotherapie (9x FOLFOX). Danach wird das Rektumkarzinom. bestrahlt (5x5 Gy).

Normalerweise würde sich in dieser Situation eine Operation anschließen und angesichts der Beteiligung ein künstlicher Darmausgang (Stoma) notwendig werden.
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Nov 13, 2022
Lust auf trojanische Pferde?

Die klassische Chemotherapie unterscheidet nicht zwischen gesunden und Krebszellen. Entscheidend für die Wirkung ist die gesteigerte Zellteilung bei Tumoren. Daher ist die Medikamentendosis limitiert. Ansonsten werden Nebenwirkungen zu stark. Image
Paul Ehrlich hat im Jahr 1900 den Begriff "Zauberkugel" für Medikamente geprägt, die Krankheitserreger im Menschen abtöten, ohne ihm zu schaden. Ähnliche Zauberkugeln wären auch in der Onkologie wünschenswert. Image
Das Paradebeispiel ist das Philadelphia-Chromosom bei der chronischen myeloischen Leukämie (CML). Hier bildet sich durch Chromosomenumlagerung (Translokation) das neue Gen bcr-abl, welches eine unkontrollierte Zellteilung bewirkt. Image
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