wenn ihr euch zum Thema Gewalt an Frauen, Missbrauch, #MeToo, #Lindemannn etc. äußert und uns wissen lasst: "Ich schäme mich für meine Geschlechtsgenossen. Ich verurteile das sehr", ist das nett gemeint, aber schlecht gemacht.
Es ist nicht genug!
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Wir brauchen kein Mitleid.
Wir brauchen eine Veränderung.
Wir brauchen euren Trost nicht.
Wir brauchen eure Stimmen. Laut und deutlich.
Wann immer Missbrauch stattfindet, sexualisierte Gewalt stattfindet, sexuelle Belästigung stattfindet: Seid laut! Seid deutlich!
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Wir brauchen eure Rache nicht.
Wir brauchen eurer Beispiel.
Behandelt Frauen mit Respekt. Immer. Die anziehenden. Die für euch unattraktiven. Die selbstbewussten. Die schüchternen. Und, natürlich, gerade die naiven. Egal.
Achtet unsere Grenzen.Und, bitte,denkt über eure
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Privilegien nach.
Wir brauchen euren Stolz nicht.
Hört auf, Frauen als schmückendes Beiwerk zu betrachten oder diese Betrachtungsweise zu tolerieren. Unsere Körper sind nicht dazu bestimmt, euch stolz zu machen. Unsere Körper gehören uns.
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Wir brauchen euren Schutz nicht.
Wir brauchen euer Komplizentum. Steht fest an unserer Seite. Gleichberechtigt. Wir wollen nicht gerettet werden. Wir wollen Menschlichkeit.
Wir brauchen eure Stereotypen nicht. Unsere Welt besteht nicht aus Kosmetik.
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Wir brauchen übrigens auch eure Bewertungen nicht. Es interessiert uns einen feuchten Dreck, ob ihr uns gern flachlegen würdet, wie müde aussehen, euch offene Haare besser gefallen, unser Hintern zu breit oder unser Lächeln zu selten ist.
Behaltet es für euch.
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Und dann noch Mental Load:
Ihr seid nicht der Ernährer. Wir sind nicht eure Mamis. Ihr seid nicht der Beschützer. Wir sind nicht eure Sekretärinnen. Ihr seid nicht der Boss. Wir auch nicht.
Macht uns nicht zu Opfern.
Seht nicht zu, wenn andere es tun.
Als ich in der 5./6. Klasse war, hatten wir diesen Lehrer. Sport/Englisch. Es gingen Gerüchte um, dass er im Sportunterricht gerne Hilfestellungen leistet, die über das erforderliche Maß hinausgingen. Alles sprach darüber, nichts passierte.
Im Englischunterricht war ich sein
Liebling. Natürlich wegen meiner guten Leistung. Nicht etwa, weil ich aus einem desolaten Elternhaus stammte und das perfekte Missbrauchsopfer war:
Von den Eltern nicht gut behandelt, arm, von den anderen Schülern nicht gemocht, weil seltsam angezogen und
auch sonst eher nerdig, war ich dankbar für seine Aufmerksamkeit. Kleine, am Rande des Geschehens zugeworfene Bemerkungen, über mein souveränes Englisch, meine Intelligenz, meine schöne Schrift. Atem in meinem Ohr, wenn er sichergehen wollte, dass ich auch alles verstanden habe.
Ich hab drei kleine Mädchen. Sie sind mein ein und alles.
Meine Mädchen vertrauen mir. Die bleiben zuhause, weil ich gesagt habe, dass das wichtig ist.
Sie waren seit Wochen auf keinem Spielplatz, in keinem Schwimmbad oder Zoo. Klaglos.
Sie haben seit Wochen ihre Oma nicht mehr besucht. Seit Wochen kein Geschäft mehr von innen gesehen. Keinen Pudding ausgesucht, kein Fangen mit Freunden gespielt. Klaglos.
Meine Mädchen vertrauen mir.
Sie würden wieder in die Schule und den Kindergarten gehen, wenn ich sage, dass das richtig ist. Sie würden versuchen, Abstand zu halten von denen, die sie so lange vermisst haben. Ihre Hände waschen, noch öfter als jetzt.
Mein Mann arbeitet im Einzelhandel. Vermehrt hört man Menschen darüber sprechen, wie tapfer sie doch alle seien, die da bei Lidl, Aldi, Rewe & Co. an der Kasse sitzen oder die Regale auffüllen. Ich verrate euch was:
Sie sind es nicht.
THREAD
Zunächst einmal: In der öffentlichen Wahrnehmung reden wir hier von der „Kassiererin bei Aldi“ oder dem „Kassierer im Rewe“, dem „Mann an der Fleischtheke“ oder der „Käseverkäuferin“.
Niemand sieht mehr den Menschen, nur noch seine Funktion.
Würde man einen Blick hinter die Namensschildchen werfen, träfe man Monika, Sabine, Sven, Achmed, Fatima oder Nurhan. Man sähe Alleinerziehende, die irgendwie versuchen, alles unter einen Hut zu bringen oder Frührentner, die dringend dazuverdienen müssen.