Es ist einfach zu krass! Ich bin einiges an Abgründigkeiten aus der Kritischen Männlichkeit-Szene gewöhnt, aber was Donat Blum, Mit-Herausgeber*in von #OhBoy in diesen neuen Interview zur Verteidigung von Valentin Moritz / dem Buch raushaut, ist schlicht misogyn & antifeminisisch
Neben dem lächerlichen Verweis auf die "Literarität" des Falls, beschwert sich Blum vor allem, darüber, dass die Betroffene ja anonym geblieben sei und es offiziell rechtlich gar nicht um eine Straftat gehandelt hat. Das ist so abseits jeglicher feministischer Standards...
Welcher Mensch, der "queer-feministische Solidarität" ernst nimmt, hält das deutsche Strafrecht für einen Maßstab, ob ein Übergriff begangen wurde?!
Der vage Verweis auf die Beziehungsvorgeschichte und das man ja nicht alles wisse, ist niederträchtig & einfach Rape Culture 101
Selbst in Zeiten des Rammsteinskandals ist sich Blum nicht zu schade, die Unschuldsvermutung zu beschwören. Es ist alles nur noch zum Schreien
Das Abgefahrene ist: Ich glaube Blum sogar, dass es *ens nicht (mehr) um Fame & Geld geht. Blum könnte, wie der Verlag, Moritz als Bauernopfer fallen lassen und versuchen den Rest vom Buch zu retten. Hier spricht ehrliche Wut & Empörung - was alles nur viel schlimmer macht
Denn was Blum demonstriert ist: Wenn *ens unglaublich wichtige Kritische Männlichkeit-Arbeit von Feminist*innen nicht richtig gewertschätzt wird, ist das unsolidarisch, infam, intrigant und destruktiv. Man kann nur erahnen, welch riesiges Entitlement hinter diesen Ausfällen steht
Zum Schluss kann ich Donat Blum nur beruhigen: Nicht ALLE hassen *ens. Aber, ich tue es. Zumindest in diesem Moment, denn es IST hassenswert, was Blum hier für einen niederträchtigen, widerwärtigen, antifeministischen Müll veröffentlicht hat.
Ah ja, hier die Quelle:
und hier noch ein Artikel darüber warum Literarität/Fiktionalität keine Ausrede ist - selbst wenn man ignoriert, dass Moritz selbst schrieb, dass es einen realen Fall gibt, auf den er sich bezieht. tagesanzeiger.ch/interview-zu-d… taz.de/Oh-Boy-und-kri…
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Für alle die einen ausführlicheren Einblick haben wollen, wie katastrophal schlecht und täterschützend Valentin Moritz Text in #OhBoy auch unabhängig von dem Skandal um ihn ist: Hier eine eine kleine kommentierte Rekonstruktion mit Screenshots
Auf den ersten 7 von 16 Seiten geht gar nicht um Täterschaft. Einstieg und Rahmung des ganzen Textes ist: Valentin Moritz ist ein eher gehemmter, ernsthafter und an sich zweifelnder Mensch/Mann. Glücklich/Frei fühlt er sich fast nur beim Frisbeespielen mit seinem Freund Jan
Die nächsten Seiten handeln von einem Urlaub auf Usedom und der jungenhaften Freude die Moritz da mit Jan erlebt hat. Es gibt ein Frisbeetournier und die Abgrenzungsfigur eines Mackers/toxischen Mannes wird eingeführt: "Torsten".
Gibt ja einiges dazu DASS Transfeindlichkeit oft Überschneidungen mit Antisemitismus hat, aber kennt ihr was dazu, WARUM es den Zusammenhang gibt?
Naheliegend fände ich Transfeindlichkeit als konfromistische und regressive "Kritik" des Geschlechterverhältnis
Also so wie das Ressentiment gegen das Abstrakte, das Künstliche und Widersprüchliche von Staat und Kapital oft im Antisemitismus aufgespalten wird in personalisiert Böses und natürlich Gutes, wird Trans als verderbende Verkünstelung verstanden
Allein durchgeführt von einer Menschengruppe, die mehr oder weniger allein Schuld sein soll, an den widersprüchliche Tendenzen und Zumutungen des Geschlechterverhältnis heute (Gleichzeitig z.B. Schuld an Flexibilisierungsanforderungen UND konservativen Gender Stereotypen)
Viele cis Männer werden trans Frauen nie verzeihen, dass sie das patriarchale Erbe der phallischen Macht nicht antreten.
Irgendwas muss gruselig falsch sein mit jenen, die qua Penis zu geschlechtlicher Dominanz bestimmt sein sollen, aber sie einfach nicht "wollen"
"Wollen" in Anführungszeichen, weil es um keine souveräne Entscheidung geht. Sehr wohl aber um Fragen der Identifizierung, der Lust und des Begehrens.
Die Existenz von trans Frauen denaturalisiert den Phallus und legt den Finger in die Wunde der eigenen Identifikation mit ihm
Das wird dann abgewehrt. Weil wo kommen wir sonst hin, wenn der Penis patriarchale Macht nicht mehr garantiert (klassisch reaktionär) oder weil Mann nicht will, dass die eigene männliche Dominanz mehr ist als gesellschaftlich determinierte Biologie (pseudo-radikal-feministisch)
Denke, was "Gender Critical" Feminismus für cis Frauen so attraktiv macht, ist dass sie ihre Unterdrückung komplett objektivieren und externalisieren können.
Sie haben ausschließlich eine von außen kommende Geschlechterrolle, keine Geschlechtsidentität, die sie affiziert hat
Denn es stimmt natürlich, dass das Patriarchat nach dem Begriff "Frauen = potentiell gebärfähige Menschen mit Vulva" operiert und daraus zentral Unterdrückung entsteht, aber es wird einfach so getan als ob das glatt aufgehen würde und den Menschen rein äußerlich wäre
Alle Widersprüche, all das schmerzhafte und komplzierte Geschlecht-Werden gegenüber dieser Zurrichtung die sich wegen und trotz des eigenen Körpers entwickelt, wird vereindeutigt in ein: "Ich bin einfach ein Mensch bzw. eine biologische Kategorie, alles andere ist Patriarchat"
Aber für die es interessiert, teile ich jetzt mal ein paar feministisch-marxistische Thesen zum bürgerlichen Recht und der Frage, warum solche Urteile seiner inneren Logik nach kein Unfall, sondern nur konsequent sind:
Die erste Bedingung, um im Kapitalismus als Subjekt gelten und handeln zu können, ist, sich selbst und den eigenen Körper "zu besitzen" willentlich kontrollieren zu können. Der Körper ist Besitz vor jedem Besitz. Der Wille Gesetz vor jedem Gesetz.
Der klassisch-liberalen Rechtsphilosophie ist der Körper deshalb heilig, weil er die Substanz der Person und ihres Willens ist. Den Körper eines Menschen zu verletzen oder zu nutzen ist gleichbedeutend mit einer Verletzung seiner Person und deshalb unzulässig.
[Thread]
Es ist schon eine besondere Ironie der Geschichte, dass einer der Lieblingsbegriffe des liberalen Feminismus heute aus der esoterischen Männerbewegung der 80er stammt.
"Toxische Männlichkeit" ist eigentlich ein maskulinistischer Begriff (1/7)
Die "Mythopoeten" wollten eine ausgeglichene, in sich ruhende Männlichkeit frei legen, die sie "Deep Masculinity" nennen. (Männliche) Gewalt und Misogynie entstehen für sie nur, weil Männer von ihrer Männlichkeit entfremdet sind. Das ist "Toxic Masculinity" (2/7)
Wer Schuld an dieser Entfremdung hat? Mythopoet Frank Pittmann meinte, es liegt daran, dass Jungen zu sehr von ihrer Mutter abhängig sind und insgesamt Frauen viel zu viel Macht über die Männlichkeit von Männern haben (3/7)