1/25 🧵 @mariangrunden ist CvD und Reporter bei @welt-TV „Du hast nochmal dir das angeschaut“, sagt die Moderatorin und übergibt an Grunden. Was dann folgt ist Desinformation at it’s best. Ich möchte es deshalb nicht unkommentiert lassen. Ein Thread 👇🏽 welt.de/politik/auslan…
2/25 🧵 „Die Zahlen sind aktuell auf Höchststand“, behauptet Grunden. Das ist falsch! Tatsächlich liegen wir weit hinter den Höchstständen von 2015 und 2016. Auch im Vergleich zu den vergangenen Monate kann die aktuelle Situation seriös nicht als „Höchststand“ bezeichnet werden.
3/25🧵 Schon die desorientierende Einleitung des TV-Beitrags wird bei Zuschauer*innen Besorgnis auslösen. Statt über Ursachen der aktuellen Situation zu sprechen gehts um 🥁: #Seenotrettung! Warum? Was hat Seenotrettung mit der Zahl der Asylanträge in Deutschland zu tun @welt?
@welt 4/25🧵 Hier schon mal die Auflösung vorab, weil Grunden noch genug Fake News übrig lässt. Deutsche Seenotrettungsorganisationen sind für weniger als 2% der Ankünfte Schutzsuchender in Italien verantwortlich. Ist Ihnen dieser bemerkenswerte Fakt bekannt @welt?
@welt @ispionline 5/25🧵 Hier die wesentlichen Falschaussagen von Grunden: „Hinter dieser 12 Seemeilen Zone, da sind dann oft Seenotretter“. Mit dieser Grafik erweckt @welt den Eindruck, dass unsere Schiffe wie an einer Perlenkette an der 12 Seemeilenzone warten. Das ist falsch.
@welt @ispionline 6/25🧵Seenotfälle ereignen sich in einem riesigen Seegebiet von Lampedusa bis nach Kreta. In der Regel weit mehr als 12 Seemeilen von der libyschen Küste entfernt. Das System, dass Marian Grunden hier zu veranschaulichen und beschreiben versucht, existiert einfach nicht.
@welt @ispionline 7/25🧵Deshalb fordere ich @Welt Redaktion dazu auf diese Behauptungen anhand konkreter Daten zu beweisen und durch eine tiefgründigere Recherche zu zeigen, wo sich Seenotfälle ereigneten und Rettungen stattfanden. Die Italienische Küstenwache dürfte Ihnen weiterhelfen können.
@welt @ispionline 8/25🧵„Diese Seenotretter werden von den Schleppern z.B. geortet“ und weiter „diese Schiffe werden dann von den Schleppern direkt angesteuert“. Wo sind die Quellen und Beweise für solche Behauptungen @welt?
@welt @ispionline 9/25🧵Zu den Fakten: Schlauchboote oder Holzboote können pro Stunde max. 3 bis 4 Seemeilen pro Stunde zurücklegen. Unsere Rettungsschiffe legen in der Regel 6 bis 8 Seemeilen pro Stunde zurück und halten einen Abstand von mindestens 25 Seemeilen. Meistens eher 30-50 NM.
@welt @ispionline 10/25🧵 Warum? Die Nähe zur Küste ist wegen bewaffneter, libyscher Milizen gefährlich für Seenotretter*innen. Und wir müssen auch schnell einen nördlicheren Unglücksort erreichen können. Denn nicht alle Unglücke geschehen direkt vor der Küste Libyens.
@welt @ispionline 11/25🧵Ohne nautische Kenntnisse und Ausrüstungen ist es faktisch unmöglich für Menschen auf Schlauch- o. Holzbooten ein sich bewegendes Ziel auf dem Meer anzusteuern. @welt sollte darüber mit einem Lehrstuhl für Nautik sprechen. Wir helfen gern weiter mit Adressen.
@welt @ispionline 12/25🧵Menschen in Seenot werden in der Regel nur deshalb gefunden, weil sie mit einem GPS fähigen Telefon bei staatlichen Rettungsleitstellen oder beim @alarm_phone Hilfe rufen. In weniger als 10% der Fälle handelt es sich um Sichtungen, z.B. mit einem Fernglas oder dem Radar.
@welt @ispionline @alarm_phone 13/25🧵Menschen rufen nach unserer Erfahrung erst dann Hilfe, wenn sie sich weit von der libyschen Küste entfernt haben, aus Angst vor der sog. Libyschen Küstenwache. Oder sie tun es weil der Motor ausfällt, sie die Orientierung verloren haben, oder das Boot beschädigt wurde.
@welt @ispionline @alarm_phone 14/25🧵 Durch die Zusammenarbeit der EU-Staaten mit der sog. Libyschen Küstenwache, ist die Flucht über das Mittelmeer noch gefährlicher geworden. Für fliehende Menschen, aber auch für Seenotretter*innen. Denn die sog. Libysche Küstenwache ist ein Netzwerk bewaffneter Milizen.
@welt @ispionline @alarm_phone 15/25🧵 Das von Marian Grunden beschriebene Verhalten ist nautisch unter den örtlichen Bedingungen und Umständen unmöglich. Es ist einfach unverantwortlich solche unbelegten Falschinformationen zu verbreiten! Doch es geht noch absurder.
@welt @ispionline @alarm_phone 16/25🧵„Ein weiteres Szenario ist auch, dass eben dann diese Schiffe nachts beleuchtet sind“ und weiter, dass man dann „auf das Licht zusteuert und da dann eben an Bord geht“. Auch hier liefert @Welt keine Beweise oder Belege für eine so steile und verheerende Behauptung.
@welt @ispionline @alarm_phone 17/25🧵 Verheerend deshalb, weil nicht gesagt wird, dass es so sein könnte. Es wird der Eindruck erweckt, dass es sich genau so bei Nacht an der 12 Seemeilengrenze vor Libyen abspielt. Und das ist eine Lüge! Es gibt keine einzige Seenotrettungsorganisation, die so agiert.
@welt @ispionline @alarm_phone 18/25🧵 Gäbe es Beweise, hätte @welt sie doch präsentiert? Fakt ist, dass die Schiffsbeleuchtung eines Rettungsschiffes, dass sich 30 bis 50 Seemeilen vor der Küste Libyens aufhält, definitiv keinen Orientierungspunkt für Menschen auf einem Schlauchboot liefern kann.
@welt @ispionline @alarm_phone 19/25🧵 Die Sichtweite der Menschen auf einem Boot ist sehr eingeschränkt, weil sie sich nahe der Wasserlinie befinden. Doch diese Vorwürfe wurden 2017 schon einmal u.a. von Thomas de Maizière formuliert. Sie wurden nie bewiesen und müssen deshalb als Fake News bezeichnet werden.
@welt @ispionline @alarm_phone 20/25🧵Mir ist keine einzige Organisation bekannt, die ihre Schiffe nachts an der 12 Seemeilenzone Libyens positioniert. Das wäre wegen der bewaffneten, libyschen Milizen, d.h. wegen sog. Libyschen Küstenwache viel zu gefährlich für unsere Besatzungen.
@welt @ispionline @alarm_phone 21/25🧵Man muss das, was Marian Grunden hier beschreibt entschieden zurückweisen und so lange als Lüge bezeichnen, bis @welt Beweise vorlegt, die zeigen, dass sich Seenotrettungsorganisationen tatsächlich so verhalten.
@welt @ispionline @alarm_phone 22/25🧵Zum Ende dann eine Aufnahme, die zeigt wie ein größeres Boot ein kleineres Boot auf dem Meer aussetzt. Frontex kann bestätigen, dass solche Ereignisse nur ein kleines Puzzleteil in den Strategien der Schlepper darstellen. Sie sind verstörend, weil menschenverachtend.
@welt @ispionline @alarm_phone 23/25🧵 Die Aufnahmen stehen aber in keinem Kontext zur Seenotrettung oder zur Zahl von Asylanträgen in Deutschland. Sie zeigen nur das Agieren Krimineller und beweisen, dass Frontex sehr gut informiert ist. Warum also müssen dennoch so viele Menschen im Mittelmeer ertrinken?
@welt @ispionline @alarm_phone 24/25🧵 Was Grunden zu zeigen verpasst hat ist, dass die Anwesenheit von Seenotrettungsorganisationen keinen Einfluss auf das Flucht- oder Migrationsverhalten von Menschen hat. Denn dieser Umstand ist bewiesen und der @Welt Redaktion durchaus bekannt. zdf.de/nachrichten/po…
@welt @ispionline @alarm_phone 25/25🧵 Warum also liefert @welt so eine Sammlung polarisierender Fake News ohne Beweise und Quellenangaben ab? Was ist das Ziel solcher Berichterstattung? Ist das noch Journalismus? Wenn man Menschen wütend auf Seenotretter*innen machen will, hat Grunden gezeigt wie das geht.
@welt @ispionline @alarm_phone P.S. Notiz an die @welt. Sprechen Sie mit Menschen, die über das Mittelmeer fliehen mussten. Sie werden mehr erfahren, als wenn sich @mariangrunden mal „was ansieht“. Es würde auch Ihren Zuschauer*innen helfen zu verstehen, was bei Tag und Nacht auf dem Mittelmeer geschieht.
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1/11🧵Nach zwei verheerenden Schiffsunglücken vor #Lampedusa, mit mehr als 600 Todesopfern im Oktober 2013, initiierte die italienische Regierung die Marine Operation #MareNostrum. Vom 13.10.13 bis 31.10.14 retteten Italiens Marine und Küstenwache rund 100.000 Menschenleben (!)
2/11🧵#MareNostrum war eine wertebasierte, politische Reaktion auf eine humanitäre Katastrophe. Italien setzte Landungsschiffe, Fregatten, Korvetten, Flugzeuge u. Transportschiffe ein, um möglichst viele Menschenleben zu retten. Es war ein unvergleichbarer Akt der Menschlichkeit.
3/11🧵Italien setzte durchschnittlich 4 Schiffe ein und finanzierte die Mission allein mit 9.3 Mio. Euro monatlich. Insgesamt kostete #MareNostrum rund 120 Mio. Euro. (Randnotiz: Im August 2023 zahlte ein deutscher Sportverein 100 Mio. Euro, um einen Fußballer zu verpflichten).
1/6🧵Eine Spender*in von @seaeyeorg schrieb mir heute Abend, dass sie kein Verständnis dafür habe, warum nicht genau erklärt wird, wer die #Spenden in der aktuellen #Verdoppelungsaktion an Sea-Eye e.V. verdoppelt. Die Antwort darauf ist möglicherweise für Viele interessant.
2/6🧵 Wir leben in einer Zeit, in der Spender*innen der #Seenotrettung Angst vor Anfeindungen oder sogar Gewalt gegen sich und ihre Familie haben, wenn bekannt wird, dass sie Organisationen wie @seaeyeorg mit substanziellen Spenden unterstützen. Ihr haltet das für übertrieben?
@seaeyeorg 3/6🧵 2019 wurde mir von einem Mann, den die Bremer Staatsanwaltschaft der Reichsbürgerszene zuordnete, ein Kopfschuss angedroht, weil ich Crewmitglied auf dem Rettungsschiff Alan Kurdi war. Die Ermittlungen verliefen bis heute ergebnislos, obwohl der Name bekannt ist.
🧵Heute Morgen bei meiner Seediensttauglichkeitsuntersuchung beim Sozialmedizinischen Dienst der Knappschaft-Bahn-See in #Hamburg.
Ärzt*in: Auf was für Schiffen leisten Sie denn ihren Dienst?
Ich: Auf Rettungsschiffen.
Ärzt*in: Auf Rettungsschiffen?
Ich: Ja.
1/7
Ärzt*in: Ehrenamtlich?
Ich: Ja.
Ärzt*in: Wo denn?
Ich: Auf dem Zentralen Mittelmeer.
Ärzt*in (hadert kurz): Also ich will ja jetzt nicht politisch werden Herr Isler, #aber darf ich Sie mal was Ernstes fragen?
Ich: Ja, klar.
2/7
Ärzt:in: Finden Sie es denn richtig, was Sie da tun?
Ich: Ich finde es richtig und wichtig.
Ärzt*in: Aber sehen Sie denn nicht, dass Sie dadurch nur noch mehr Anreize schaffen?
Ich: Nein.
„Ich will ja jetzt nicht politisch werden“, sagte sie und wurde was?
3/7
Als Mitglied von @Die_Gruenen hatte ich große Hoffnungen mit der Regierungsbeteiligung in einer Ampelkoalition verbunden. Doch mit Blick auf die anhaltende Krise des Flüchtlingsschutzes an Europas Grenzen bin ich irritiert und zutiefst enttäuscht @BriHasselmann & @katdro 1/7
Glaubt denn wirklich jemand von uns Grünen, dass uns SPD und FDP die Koalition aufkündigen, wenn wir uns kompromisslos für die Rechte schutzsuchender Menschen einsetzen? Wenn wir die Gleichbehandlung aller Schutzsuchenden einfordern? 2/7
Glaubt denn wirklich jemand, dass Scholz vor die Presse tritt und so etwas sagt wie: „Mit unseren europäischen Partnern wollen wir weiter Menschen ertrinken lassen. Mit den Grünen geht das nicht mehr und deshalb machen wir mit der CDU/CSU weiter. Mit denen ging das sehr gut“? 3/7