Banken vermarkten ein Finanzprodukt als “nachhaltig”, ohne sicherzustellen, dass Mittel der Kund*innen nach grünen Kriterien eingesetzt werden - Realität bei vielen “grünen” Zertifikaten von Sparkassen & Genossenschaftsbanken. Wie kann dieses #Greenwashing funktionieren? 🧵👇
Das erste Kriterium für ein solches grünes Zertifikat ist, dass die ausgebende Bank selbst nachhaltig ist. Praktisch, dass #DekaBank, #LBBW und DZ-Bank – alle sehr aktiv im Zertifikategeschäft – diesen Standard für sich selbst definiert haben.\2
Sie haben 1. festgelegt, dass ein Nachhaltigkeitsrating von A des Anbieters MSCI genügt, um sich selbst nachhaltig zu nennen. Dabei ist A bei MSCI eigentlich nur Durchschnitt. Vorreiter erhalten ein AA oder AAA.\3
2. muss die Bank den UN Global Compact unterschrieben haben. Das erfüllen eh alle deutschen Banken. Dieser Standard für Menschen- und Arbeitsrechte ist aber nicht sonderlich streng. Harte Sanktionen bei Verstößen gibt es nicht. Damit ist die Bank selbst schon mal “nachhaltig”.\4
Oft haben Zertifikate einen Basiswert. Das kann z.B. der Kurs einer Aktie sein, auf den mit dem Zertifikat spekuliert wird. Auch dieser muss die beiden “nachhaltigen” Anforderungen erfüllen. Zusätzlich sind problematische Branchen wie Tabak oder Waffen ausgeschlossen.\5
Erfüllen also ausgebende Bank und Basiswert diese Kriterien, kann die Bank das Zertifikat laut ihren eigenen Regeln als “grünes” Finanzprodukt an Kund*innen vermarkten, die sich für nachhaltige Geldanlagen interessieren.\6
Die denken dann vielleicht, sie investieren mit ihrer Geldanlage in umweltfreundliche Unternehmen. So ist es aber nicht. Die Bank kann mit solchen Zertifikaten ihr ganz normales Geschäft finanzieren. Also z.B. auch Ölkonzerne oder Massentierhaltung. #Greenwashing also! \7
Manche Zertifikate haben keinen Basiswert – sog. Zinszertifikate. Die sind eine Art Anleihe der Bank. Mit den Kriterien für grüne Zertifikate können Banken einfach alle ihre Zinszertifikate als “grün” deklarieren. Einfach, weil sie sich selbst für nachhaltig erklärt haben.\8
Die involvierten Banken haben so ein Finanzprodukt geschaffen, das sie als “nachhaltig” vermarkten, ohne dass es EU-Regeln für nachhaltige Finanzen erfüllen muss. Das ist besonders lukrativ, weil die Nachfrage nach grünen Geldanlagen groß ist.\9
Wir finden: Statt normale Finanzprodukte als “grün” zu vermarkten, sollten Sparkassen & Co. lieber den sozial-ökologischen Umbau von Unternehmen finanzieren und Kund*innen daran mit echten grünen Finanzprodukten beteiligen.\10
Mehr zu angeblich grünen Zertifikaten und wie diese entstehen in unserem Bericht “Grüne Zertifikate als Geldanlage: Nachhaltigkeit oder Mogelpackung” - recherchiert von @alison_schul und @magdalena_senn.👉 \11finanzwende-recherche.de/unsere-themen/…
Zertifikate sind übrigens meist auch aus Verbrauchersicht nachteilig: Sie gelten als riskant, teuer und renditearm. \12test.de/Zertifikate-Wa…
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Das ist absurd! Wir wollten die Lobbytermine von @OlafScholz wissen. Und jetzt schiebt das Finanzministerium erneut eine fadenscheinige Ablehnungsbegründung vor. Mehr dazu im #Thread 1/8
Mit einer Informationsfreiheitsanfrage wollten wir herausfinden, welche Banken, Versicherer und Fondsgesellschaften Olaf #Scholz als Bundesfinanzminister getroffen hat und wie häufig. Nach dem Inhalt der Gespräche wurde nicht einmal gefragt. 2/8
Doch das Ministerium mauerte und erklärte, die Informationen lägen nicht vor – ganz so als hätten Minister keine Terminkalender. Es wurde sogar behauptet, eine Beantwortung der Anfrage würde künftiges Regierungshandeln erschweren. 3/8