1/ Wie ist die Stimmung in der ukrainischen Bevölkerung? Dazu habe ich den erfahrenen Kiewer Politologen Fesenko befragt. Und mir die 3 jüngsten Meinungsumfragen genau angeschaut: KMIS und Rating (beide im Februar durchgeführt) und Razumkov (im März) 👇 stern.de/politik/auslan…
2/ Der Glaube an den "Sieg" ist weiterhin hoch, allerdings ist der Anteil derer, die eindeutig mit Ja antworten, deutlich gesunken, auf 59,5 Prozent. Zusammen mit den 23,4 Prozent, die "eher ja" antworten, kommt man aber weiterhin auf deutlich über 80 Prozent. (Razumkov)
3/ Warum der Frust seit Herbst 2023 so groß ist, erklärt ein Blick auf eine andere Frage: Im Februar/März 23 glaubten fast 50 Prozent der Ukrainer, die Ukraine werde den Sieg "bis Ende des Jahres" erlangen. Im März 24 glauben daran noch 21,9 Prozent (Razumkov)
4/ Wie stehen die Ukrainer zu Friedensverhandlungen? Die Antwort, wie es Fesenko im Gespräch sagt, hängt stark davon ab, wie man die Frage formuliert. Tut man es sehr neutral und offen, wie in diesem Fall KMIS, zeigen sich 72 Prozent der Ukrainer offen für "auch" Verhandlungen.
5/ "Rating" fragt: "Welche Grenzen wird die U. am Ende des Kriegs haben"? Noch 45% glauben, dass es Grenzen von 1991 sein werden, 46% gehen von anderen Grenzen aus (7% mit Donbas, ohne Krim, 7% mit Krim, ohne Donbas, 16% Grenzen von 24.2.22, 16% "verliert irgendwelche Gebiete")
6/ Etwas anders gefragt kommt KMIS zu diesem Ergebnis, bei dem ein Drittel den Verlust bestimmter Gebiete für realistisch hält. Allerdings ist auch hier eine deutliche Tendenz erkennbar.
7/ Etwas überraschend: Auf die Frage, welches das wichtigste Kriegsziel sei, tritt gerade die Altersgruppe der 18-35-Jährigen mit 29 % für ein Einfrieren des Konfliktes ein, (21 % bei Altersgruppe 36-50, 12% bei 51+). (Rating)
8/ Erstmals seit Kriegsbeginn ist Zahl derer, die der Meinung sind, das Land entwickle sich in die falsche Richtung, in der Mehrheit (38,7 ggü. 37,7 %) Im Dezember 21 waren übrigens 65,5% der Meinung, es gehe in die falsche Richtung. Also gewissermaßen "back to normal" (Razumkov)
9/ Überraschend, dass die meisten Ukrainer (51 %) als wichtigste "Bedrohung für die Entwicklung der Ukraine" die Korruption in den staatlichen Institutionen sehen, erst auf Platz 2 die militärische Aggression Russlands. (Rating)
10/ Ungebrochen ist das Vertrauen der Ukrainer zur Armee, andere Institutionen lassen zum Teil deutlich Federn. "Rating" fragt: Inwieweit stimmen Sie der Tätigkeit von Präsident Selenskyj zu? Im Februar 24 stimmen 22 % "vollkommen", 41 "eher" zu, 18 eher nicht, 15 überhaupt nicht
11/ Auch bei den anderen Umfragen kommt Selenskyj in diesem Februar/März auf Werte um die 60 Prozent. Immer noch gut, aber Tendenz ist eindeutig. Fesenko sagt: Vertrauen gegenüber allen staatlichen Institutionen war besonders im Frühjahr 2023 anormal hoch.
12/ Ein Wort zu den Beziehungen der Ukrainer zum Ausland: 4/2022 sagte nur ein Prozent der Ukrainer, D. sei das Land, das der Ukraine die meiste Unterstützung gebe, jetzt sind es 45 %, nur getoppt von den USA mit 68%. Die dt. Unterstützung wird in der Ukraine wertgeschätzt.
1/ Dieses Interview hat Spaß gemacht! Da sitzt dieser energiegeladene polnische Selfmade-Milliardär, der in den 90ern seine ersten Penunzen als Gärtnergehilfe bei Leverkusen verdient hat und liest ein Vierteljahrhundert später den Deutschen die Leviten.stern.de/politik/auslan…
2/ Ich würde mich freuen, wenn @_FriedrichMerz und die neue Bundesregierung mit diesem Spirit in die nächsten vier Jahre gehen. Der Blick auf das bisherige Kabinett stimmt mich da übrigens optimistisch.
3/ Was wir uns bei den Polen abschauen können, ist allem voran: Agilität. Brzoska sagt diesen schönen Satz: "Deutschland hat einfach zu viel Angst vor dem offenen Meer." In Polen macht man seit 3 Jahrzehnten nichts anderes als ins offene Meer zu segeln, weil es anders nicht geht.
1/ Die Vehemenz, mit der als Antwort auf meinen Tweet versucht wird, mich persönlich zu diskreditieren, ist beeindruckend. In Dutzenden Tweets wird mir in unterschiedlich höflicher Form die Verbreitung russischer Propaganda vorgeworfen.
2/ Ich will deshalb gerne konkretisieren, worum es mir geht. Darüber, wer diesen Krieg begonnen hat und wer für ihn verantwortlich ist, müssen wir uns hier nicht unterhalten. Aber ...
3/ ... für mich als Journalist ist es ganz grundsätzlich, ein möglichst umfassendes Bild der Vorkommnisse in diesem Krieg zu vermitteln. Dazu gehören neben den unzähligen von Russland getöteten Zivilisten auch Fälle, in denen die Ukraine den Tod von Zivilisten verursacht.
1/ Land oder Leute?
Möglicherweise wird die ukrainische Regierung nach dem Ende der Gegenoffensive diese Frage diskutieren müssen. Darüber habe ich für den aktuellen Stern geschrieben. stern.de/politik/ukrain…
2/ Anderthalb Jahre Verteidigung gegen Russland haben die Ukrainer gestärkt,aber der Krieg lässt das Land langsam ausbluten.Laut US-Schätzung hat allein die Armee bislang 70.000 getötete Soldaten zu verzeichnen,dazu zwischen 100.000 und 120.000 Verletzte. nytimes.com/2023/08/18/us/…
3/ Das waren Menschen, vor allem Männer, im arbeitsfähigen Alter, die in der Nachkriegsukraine beim Wiederaufbau fehlen werden. Das vor dem Hintergrund, dass die ukrainische Demographie schon vor dem Krieg katastrophal war. faz.net/aktuell/wirtsc…
1/ Sonst ignoriere ich diese Leute, aber in diesem Fall will ich mal darauf eingehen: Gestern wurde das Hotel "Reikartz" am Dnipro-Ufer in Saporischschja von einer russischen Rakete getroffen, mindestens ein Mensch starb, 16 wurden verletzt.
2/ Besonders auf Twitter behaupten jetzt wieder Trolle und Überzeugungstäter jeglicher Couleur, dort seien in Wirklichkeit westliche Söldner, Nazis usw. getroffen worden. Woher sie das haben: natürlich aus den russischen Propaganda-Kanälen wie - s. Screenshot - von Wladimir Rogow
3/ dem von Russland eingesetzten "Gouverneur" des russisch besetzten Teils des Gebiets Saporischschja.
1/ In der aktuellen Ausgabe des Cicero habe ich mich mit einem etwas unterbelichteten Thema beschäftigt: der ukrainischen Innenpolitik. Könnte die #Ukraine im Zuge des Krieges in den Autoritarismus rutschen? cicero.de/aussenpolitik/…
2/ Im Schatten des Krieges versucht die Präsidentenpartei ihre Stellung zu festigen,auch mit unlauteren Methoden:In Tschernihiw wurde der beliebte Bürgermeister Atroschenko, der während der Einkesselung in der Stadt geblieben war,mit einem "bestellten" Gerichtsurteil kaltgestellt
3/ Sein Problem: Atroschenko ist Mitstreiter Klitschkos. Und den versuchte Zelenskyj schon vor dem Krieg kaltzustellen. Die Konfliktlinie ist inzwischen klar: Jene Bürgermeister, die sich Zelenskyj nicht unterordnen wollen, gg. Präsidialverwaltung, die über die Stränge schlägt.
Interessante Nachrichten aus #Kherson. Worüber ich nicht nachgedacht habe, weil alle davon ausgehen, dass🇺🇦Gegenoffensive südöstlich von Saporischschja Richtung Asowsches Meer gehen wird. Dort aber (s. Bild) sehr starke Verteidigungslinien.Was, wenn sie es bei Cherson versuchen?