Der Wiener Bürgermeister hat im Ö1-Mittagsjournal drei konkrete Vorschläge zu Mindestsicherung und Arbeitsmarkt gemacht und mit einem möchte ich mich in einigen Tweets näher auseinandersetzen: Arbeitsfähige Sozialhilfe-BezieherInnen sollen komplett zum AMS.
#sozialhilfe #wien
Zunächst einmal das Grundsätzliche: Arbeitsmarktpolitik liegt in Österreich in der Verantwortung des Bundesministers für Arbeit. Das Arbeitsmarktservice (AMS) setzt die Arbeitsmarktpolitik des Bundes um. Und was macht in Wien dann eigentlich der WAFF?
#sozialhilfe #wien
Der Wiener ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds ergänzt die Arbeitsmarktpolitik des Bundes in Abstimmung mit dem AMS Wien und den SozialpartnerInnen. Das heißt, wir können durch Qualifizierung vor Jobverlust bewahren, oder Umstieg/Aufstieg ermöglichen.
#sozialhilfe #wien
Die klassische Job-Vermittlung, an die wir denken, wenn wir AMS oder Arbeitslosigkeit hören, ist aber reine Bundessache. So viel zum Kompetenz-Dschungel. Schauen wir uns jetzt die Mindestsicherung ein wenig genauer an.
#sozialhilfe #wien
Der Vorschlag von @bgmludwig wäre: Die arbeitsfähigen Mindestsicherungs-BezieherInnen, die dem Arbeitsmarkt tatsächlich zur Verfügung stehen, werden in Zukunft unmittelbar über das AMS betreut und fallen nicht mehr in die Zuständigkeit der Sozialhilfe-Behörde.
#sozialhilfe #wien
Das bedeutet auch, dass etwaige finanzielle Unterstützungsleistungen, die sich an der Höhe der bestehenden Sozialhilfe orientieren könnten, nicht mehr durch die Sozialhilfe-Behörde sondern direkt durch das AMS abgewickelt werden.
#sozialhilfe #wien
Ein Hinweis: In den vergangenen Wochen haben sich alle möglichen Leute an einem Extrembeispiel abgearbeitet, aber es gibt zum Glück eine Sozialhilfe-Statistik, die genau aufdröselt, wieviel Sozialhilfe je nach Haushaltskonstellation, real ausbezahlt wurde.
#sozialhilfe #wien
Und siehe da: Wien liegt in manchen Konstellationen sogar unter dem Österreich-Schnitt und bei manchen knapp darüber. Man hätte nur einen Blick hineinwerfen müssen.
#sozialhilfe #wien
Warum es da Unterschiede gibt? In Salzburg werden zB die Wohnkosten höher berücksichtigt oder in Vorarlberg gibt es für Kinder mehr. Deshalb gibt es im Sozialhilfe-Grundsatzgesetz einen gewissen Spielraum, um auf regionale Gegebenheiten eingehen zu können. #sozialhilfe #wien
Die Idee von @bgmludwig ist ein Vorschlag, dem auch die Wiener AMS-Chefin Petra Draxl durchaus etwas abgewinnen kann. Das hat sie zB im Interview mit @ASzigetvari vergangene Woche sogar ausdrücklich erwähnt. Online hier nachzulesen:
#sozialhilfe #wien derstandard.at/story/30000002…
Wieviele beträfe das? Per Juli 2024 wären es exakt 55.466 Personen von insgesamt 142.149 BezieherInnen. Alle anderen? Alle anderen sind entweder bereits berufstätig (10.867) und müssen aufstocken oder sind nicht arbeitsfähig (75.816) v.a. weil es Kinder sind.
#sozialhilfe #wien
Das ermöglicht eine intensivere Betreuung der arbeitsfähigen Mindestsicherungs-BezieherInnen durch das AMS und verstärkt auch die Zusammenarbeit der arbeitsfähigen Mindestsicherungs-BezieherInnen mit dem AMS.
#sozialhilfe #wien
Bei Nicht-Kooperation würde eine Sanktionierung umgehend durch das AMS erfolgen. Insgesamt soll die Arbeitsmarkt-Integration einfacher, unbürokratischer und zielgerichteter sein. Das AMS wird dafür zusätzliche finanzielle und personelle Ressourcen brauchen.
#sozialhilfe #wien
Um mit einem weiteren Mythos aufzuräumen: Man kann sich nicht zwischen Job und Mindestsicherung "entscheiden". Es gibt eine gesetzliche Mitwirkungspflicht. Wenn ich nicht mitmache, verliere ich nach einem Monat 25%, nach einem weiteren 50% und zuletzt 100%.
#sozialhilfe #wien
Von 1.1.2023 bis Ende Juni 2024 hat die Stadt Wien insgesamt 20.812 Mal sanktioniert, weil mit dem AMS nicht kooperiert wurde. Alleine 2024 war das genau 6.827 Mal der Fall. Und: Man kann sich nicht einmal das Stundenausmaß der Beschäftigung frei aussuchen.
#sozialhilfe #wien
Wer zB nur 12 Stunden arbeitet und Mindestsicherung bezieht, muss trotzdem beim AMS mitwirken, bis ein Beschäftigungsausmaß von mindestens 21 Stunden vorliegt, wobei das Ziel der AMS-Maßnahmen immer eine 40-Stunden-Vollbeschäftigung ist.
#sozialhilfe #wien
Wenn wir uns die letztverfügbare Jahresstatistik in der Mindestsicherung ansehen, dann sehen wir dort auch: 74.449 Personen (2022) beziehen neben der Mindestsicherung ein Einkommen. Das kann zB ein Erwerbseinkommen sein oder auch eine AMS-Leistung.
#sozialhilfe #wien
Sie machen 55% (2022) aller Mindestsicherungs-BezieherInnen aus. 28.936 Personen (2022) aus dieser Gruppe beziehen ein AMS-Einkommen (Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe). Die Voraussetzung dafür ist, davor sechs Monate durchgehend beschäftigt gewesen zu sein. #sozialhilfe #wien
Diese Personen haben bereits ins Sozialsystem eingezahlt. Das sind rund 39% (2022) der BezieherInnen mit einem Einkommen. Die klassische Sozialhilfe würde dann vor allem jene 67.835 Personen (2022) umfassen, die dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen. #sozialhilfe #wien
Warum? Weil sie im Pensionsalter, Kinder, erkrankt sind oder Kinderbetreuungspflichten ausüben müssen. Die größte Gruppe dieser Personen wären vor allem Kinder im Alter von 0 bis 14 Jahren. Das waren 2022 exakt 38.458 Personen. #sozialhilfe #wien
Das Ziel dieses Vorschlags wäre also, einen One-Stop-Shop im AMS zu errichten, der sich voll und ganz der Arbeitsmarkt-Vermittlung von Sozialhilfe-BezieherInnen widmet. Eine mögliche Vorlage wäre auch das U25 in Wien, das super läuft oder das Jugendcollege. #sozialhilfe #wien
Ziel muss sein, Menschen, die in die Sozialhilfe hineinkommen, raschestmöglich wieder rauszubekommen. Weil jeden Monat, den sie länger dort bleiben, die Wahrscheinlichkeit rauszukommen, sinkt. So kriegen wir die Menschen nachhaltig raus und alle profitieren. #sozialhilfe #wien
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Die @Stadt_Wien organisiert im Rahmen der Frauenwoche 2024 Impfangebote, die von allen Wienerinnen und Wienern in Anspruch genommen werden können. Zum Einsatz kommen dabei die neuen mobilen Impfbusse des Stadtgesundheitsamts.
#gesundheit #wien
Ihr erinnert euch: Das ist der Bus in der Mitte. Eine Neuerung, die wir mit der Eröffnung des neuen Stadtgesundheitsamt auch angekündigt haben. Mobile Gesundheitsdienstleistungen regional stärker einsetzen. Diese Woche ist ihr erster Großeinsatz.
#gesundheit #wien
1. HPV-Impfung am Internationalen HPV-Tag
Wann? 4. März 2024, 09:00 bis 16:00 Uhr
Wo? Universität Wien (Vor dem Haupteingang)
- Kostenlose HPV-Impfung für alle vom 9. Geburtstag bis zum 21. Geburtstag
#gesundheit #wien
Weil das Thema Bezahlkarte für AsylwerberInnen gerade aktuell ist. Ein paar Fakten zur besseren Einordnung. Grundsätzlich (weil es oft und gerne absichtlich vermischt wird): AsylwerberInnen sind von der Mindestsicherung in ganz Österreich generell ausgeschlossen.
#asyl #wien
AsylwerberInnen fallen in die so genannte Grundversorgung, die wiederum Sache des Innenministeriums und keine Ländersache ist. Sie bestimmen sämtliche Rahmenbedingungen, eben auch wieviel Geld AsylwerberInnen in der Grundversorgung erhalten.
#asyl #wien
Wieviel kriegen AsylwerberInnen eigentlich? Wenn sie in einer organisierten Unterkunft leben, genau 40 Euro pro Monat (!). Zur Sicherheit: Nicht pro Woche, pro Monat! Was könnte man mit dieser Karte bezwecken wollen?
#asyl #wien
Ein kleiner Einblick in meine tägliche Arbeit: Normalerweise ignoriere ich solche Pressemitteilungen, weil mir meine Zeit dafür eigentlich zu schade ist, aber das ist so offensichtlich gelogen, dass ich das leider öffentlich korrigieren muss. #energiebonus#wien
Da behauptet die ÖVP Wien, als Rückfragehinweis steht @PeterSverak, man kann den Energiebonus nur online beantragen. Das ist falsch. Ein Klick - das hätte dich nur eine Sekunde gekostet - hätte gereicht: Es gibt 83 physische Antragsstelen in der ganzen Stadt. #energiebonus#wien
Es steht literally auf der Website und natürlich auch im Brief, den alle nach Hause geschickt bekommen haben. 83 physische Stellen in der ganzen Stadt, wo man den Brief mitnehmen und den Antrag vor Ort stellen kann. Aber hey, war sicher nur "ein Versehen". #energiebonus#wien
(Thread) Abwassermonitoring wird in der Surveillance von Erkrankungen eine immer größere Rolle spielen. Im April 2020 haben wir in Wien mit dem Projekt "CSI Abwasser" begonnen - logischerweise mit dem Fokus auf SARS-CoV-2. Nach 3 Jahren sind wir sehr zufrieden. #abwasser#wien
Schon im Jahr 2022 war klar: Das weiten wir auf weitere saisonale Erkrankungen aus. Und die vergangene Herbst-/Wintersaison war auch die erste Saison, in der wir auch Influenza und RSV über das Abwasser gemonitored haben. wien.orf.at/stories/320464… #abwasser#wien
Die Pandemie hat uns gezeigt, dass ein präzises und umfassendes Monitoring des Infektionsgeschehens eine wesentliche Grundlage für gesundheitspolitische Entscheidungen ist – ohne davon abhängig zu sein, wie viele Personen sich testen lassen. #abwasser#wien
(Thread) Am frühen Nachmittag ist die ExpertInnenrunde von @BgmLudwig zu Ende gegangen und ich möchte hier in aller Kürze (das wird am Ende wohl leider nicht gestimmt haben) ein wenig zu den Regelungen und Hintergründen berichten. #CoronavirusAT#wien
Die Vorgeschichte: Der Bund hat vor rund 2 Wochen angekündigt, seine COVID-19-Basismaßnahmenverordnung von 28. Februar bis inkl. 30. April zu verlängern. Damit bleibt einmal definitiv ein gewisser Grundstock an Maßnahmen bis dahin österreichweit bestehen. #CoronavirusAT#wien
Diese sind in erster Linie:
– FFP2-Maskenpflicht in bettenführenden Krankenanstalten (also Spitälern)
– FFP2-Maskenpflicht in Alten- und Pflegewohnhäusern
– FFP2-Maskenpflicht in den Ordinationen des niedergelassenen Bereichs
(Thread) Das wird jetzt technisch. Es geht um Gesundheitsfinanzierung/Gesundheitsplanung. Der Wiener Gesundheitsfonds hat heute eine Stellungnahme veröffentlich. Es geht um Geburten in Wien. Da wurde am Wochenende ja einiges an Verunsicherung erzeugt. #geburten#wien#gesundheit
Einige werden fragen: Was ist der Wiener Gesundheitsfonds?! Gleich zu Beginn: Es ist nicht der Wiener Gesundheitsverbund gemeint. Die Landesgesundheitsfonds sind öffentlich-rechtliche Fonds zur Finanzierung öffentlicher gemeinnütziger Krankenanstalten #geburten#wien#gesundheit
Wieso es den gibt? Zur FInanzierung des Gesundheitswesens gibt es ja 15a-Vereinbarungen zwischen Bund und Ländern. Was mit diesem Geld passiert, wird in Rahmenplänen, den so genannten Regionale Strukturpläne Gesundheit (RSG) festgelegt. #geburten#wien#gesundheit