Immer wenn man denkt, Günter Verheugen könne sich nicht mehr blamieren, beweist er das Gegenteil. Von der @welt wird er mit seiner Mitherausgeberin Petra Erler zu ihrem Buch interviewt. Fast jede Antwort ein ideologischer Offenbarungseid.
Einige Auszüge 1/ welt.de/politik/auslan…
Ziemlich irre ist schon, dass beide die internationalen Beziehungen mit dem Beispiel eines Nachbarschaftsstreits erklären wollen. Mir fällt auch kaum ein Krieg aus der jüngeren Geschichte ein, bei dem Schuld und Unschuld so klar sind. Außer man ist ideologisch völlig verbohrt. 2/
Verheugen/Erler denken in Kategorien einer Sandkasten-Keilerei und wärmen die Mär vom "Betrug" an Russland auf (das damals zwar noch die SU war und nicht betrogen wurde - aber Fakten sind ihnen egal, lieber unterstellen sie einer Historikerin, keine Archive besucht zu haben. 3/
Frau Erler argumentiert in der Art von Holocaust-Relativierern, die auf Vergehen ganz anderer Qualität verweisen. In der Nacht des Rechtsnihilismus sind alle Katzen grau. 4/
Die @welt konfrontiert sie mit diesen Unterschieden - doch Erler reagiert mit der Präventivkriegsthese, die so auch vom Kreml verbreitet wird: Die UA als eine Art "Anti-Russland", das die USA benutzen, um die Weltherrschaft zu erlangen. Fehlt nur noch der Begriff "Ostküste"... 5/
@welt Hier hätten die Journalisten mal fragen können, wieso die USA dann bis 2014 zugelassen haben, dass NATO-Staaten Großwaffen (Mistral etc.) an Russland verkauft haben (nur wegen der russ Invasion nicht ausgeliefert) - und nicht an die UA. Leider fehlt dieser Hinweis immer.
6/
@welt Aus der *Fehlkalkulation* Putins, die Ukraine mit weniger als 200.000 niederringen zu können, schließt Erler retrospektiv, er habe das nicht gewollt. Dabei hat sich P. nur am Irak-Krieg orientiert, bei dem die USA mit so viel Mann aufmarschiert sind :-) 7/ de.wikipedia.org/wiki/Irakkrieg…
@welt Der Höhepunkt ist dieser Dialog, der an "Das Leben des Brian" erinnert: "Okay, okay - die Russen morden, vergewaltigen, entführen systematisch - aber das ist doch kein Genozid!"
In einem Punkt ist Erler wenigstens ehrlich: Eine "Geschichtsspezialistin" ist sie wirklich nicht. 8/
@welt Verheugen schaltet sich ausgerechnet an diesem Punkt in die Debatte mit der Bemerkung ein, dass Russland sich "gut aufgehoben" fühlen soll.
Er selbst fühlt sich offensichtlich selbst nicht mehr. 9/
@welt Erler wiederum relativiert die Furcht der Nachbarstaaten Russlands vor einem neuerlichen Angriff Moskau mit dem Verweis auf die deutsche Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Sie erkennt zwar, dass unsere westlichen Nachbar keine Angst mehr vor uns Deutschen haben, übersieht aber, 10/
@welt dass Balten, Polen ebenfalls in einem Bündnis mit uns sind - und auf unseren Schutz vertrauen wollen. Während der Kreml klar macht: er will sein Imperium wiederhaben. Erler ist kurz davor zu verstehen, dass die NATO schützt, weil sie "eine harte militärische Struktur" ist, 11/
@welt doch ebenso wie Verheugen, der noch angesichts der Großinvasion und Annexionen von Teilen der Ukraine durch den Kreml leugnet, dass Moskau eine "Einflusssphäre" haben will, befinden sich bei ihr die ideologischen Scheuklappen vor und nicht neben dem Gesicht. 12/
@welt Verheugen kommt jedenfalls mit dem Klassiker, der "gefühlten Bedrohung", die unseren "potentiellen Partner" - also die Eroberer, Mörder und Entführer tausender Kinder - spüren. Er könnte auch mal überlegen, wie sich Russland "geschichtsbedingt" bis an die Weichsel ausdehnte. 13/
@welt Auf was soll man von diesem Mann erwarten, der allen Ernstes den winzigen Vorstoß der Ukrainer in der Region Kursk mit den Invasionen Napoleons 1812 und Deutschlands 1941 gleichsetzt? 14/
@welt Entscheidend für diese beiden ist ohnehin nicht die Ukraine: Notgedrungen gestehen sie ihr zu, dass sie das Recht habe, sich zu verteidigen - suggerieren aber, dass dieses Land sich doch besser opfern solle.
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Dieses Interview von @moritzkuepper mit dem russischen Botschafter ist kein journalistisches Versagen mehr, sondern eine Selbstaufgabe und sollte von der Redaktion des @DLF … nun, ernsthaft besprochen werden. Schon dass Küpper zur Audienz in die Botschaft geht und ein Foto 1/
davon publiziert (nach dem Motto: schaut mal, wo ich war!), ist ein Zeichen der Unterwerfung. Entsprechend devot lässt sich Küpper vom Botschafter in den Stiefel stellen: 2/
Kein Wunder: Küppers scheint im russischen Chefpropagandisten in Deutschland eine Art Elder Statesman zu sehen, dem er zugesteht, „BEDRÜCKT“ auf den Zustand der deutsch-russ Beziehungen zu schauen. Das Wort „Angriffskrieg“ fällt im Interview übrigens nicht ein einziges Mal. 3/
Wolfgang Richter hat für die @FES_ROCPE argumentiert, die neuen US-#Tomahawk in D erhöhten die Gefahr eines Atomkrieges. Auch in diesem Interview mit führt der Sicherheitsexperte seine festsitzenden Scheuklappen und Logikfehler vor.
Einige Anmerkungen. 1/ macroskop.eu
Wie Masala treffend fragt, stellt sich die Frage, warum die Russen wochenlang um Kyjiw gekämpft haben, wenn sie es gar nicht einnehmen wollten. Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang, dass Richter seine Einschätzung ausgerechnet auf den Text des Istanbul-Kommuniqués stützt. 2/
Das ist bestenfalls naiv. Die Russen hätten alles in diesen Text hineingeschrieben, was den Westen abhielte, mehr Waffen an die UA zu liefern. Es funktioniert bis heute. Dass es um die Existenz der Ukraine geht, ignorieren Richter & Co: dann müsste man ja entsprechend handeln.
3/
Prof. Alfred Nordmann meint in der @faznet allen Ernstes, er stehe der russischen Zivilgesellschaft bei, wenn er mit weiterhin mit dortigen Kollegen kooperiere. Wohlgemerkt: es handelt sich dabei um Philosophen an *staatlichen* Unis.
Er gesteht zwar 1/
ein, sein Verhalten könne man als naiv ansehen. Das Ausmaß seiner Naivität aber ist ihm offenkundig nicht bewusst, wenn er irritiert von den „merkwürdigen“ antiwestlichen Ressentiments eines Kollegen schreibt. Diese richten sich ja nicht zuletzt gegen ihn - verkörpert er doch 2/
mit seiner Bereitschaft zu Toleranz und Selbstkritik jene Tugenden, die als westliche Dekadenz im putinschen Russland verachtet werden. Das „vage vorherrschendes Narrativ“ ist der Kern der imperialen Propaganda, die Nordmann mit seiner bloßen Anwesenheit kontern will. 3/
Im Gespräch mit Moritz Küppers durfte #Wagenknecht im @DLF heute früh unwidersprochen ihre #Präventivkriegsthese ausbreiten. Sie sagte: „ In den letzten Jahren ist die Ukraine massiv hochgerüstet worden, und es sind ja auch US-Soldaten dort stationiert gewesen, insgesamt 4000 1/
NATO-Soldaten, es gab zwölf Militärbasen der #CIA; also - die USA waren sehr tätig in der Ukraine […] es war nicht die Wehrlosigkeit, sondern es war gerade die zunehmende Integration [der Ukraine] in die Strukturen der #NATO, die zu diesem Krieg geführt hat. das sagen ja auch
2/
alle Geheimdienstler, selbst der jetzige Chef des US-Geheimdienstes Burns.“
Schon allein die Lüge von der „Stationierung“ ist so dreist, dass man ihr hätte ins Wort fallen müssen. Sie stellt die Ukraine als Aufmarschbasis für einen zweiten Barbarossa-Feldzug gegen Moskau dar.
3/
#Wagenknecht ist eine würdige Statthalterin Putins in Deutschland: Auch sie hat die #Eskalationsdominanz aufgrund ihrer Skrupellosigkeit, in Talkshows jegliche Regeln zu missachten, zu lügen, zu manipulieren, zu überschreien. Das ist alles bekannt - dass man sie dennoch weiter 1/
einlädt, verdeutlicht das strukturelle Problem dieses TV-Formats in D, das wirkmächtiger ist, als alle sozialen Medien: Schon vor 20 J hat Sabine Christiansen ihre Talkshow zu einer publizistischen Gladiatorenarena verkommen lassen, in der Manipulatoren wie Wagenknecht,
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Dampfplauderer wie Steingart und neoliberale Ideologen wie Merz alle vernünftigen Studiogäste zur Staffage gerieten, deren Anwesenheit bloß ein Alibi waren, um die wahren Showmaster umso heller in ihrer Aggressivität strahlen zu lassen.
Mit Blick auf den Krieg gegen die
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Wer einen kurzen, plastischen Eindruck von der militärischen Bedrohung gewinnen möchte, die von #Russland für uns ausgeht, braucht nur einen Blick auf die Satellitenbilder des #Kaliningrad|er Gebiets zu werfen. Rechts: die Innenstadt von Kaliningrad. Und was sieht man links 1/
oben im Foto? Eine riesige Militäranlage, ca. 2,5 km lang (der Durchmesser der Innenstadt beträgt etwas über 3 km). Ich bin kein Militärexperte, aber die Anlage hat sehr große Ähnlichkeit mit den sowjetischen Raketenabschuss-Einrichtungen, die man in den brandenburgischen 2/
Wäldern rings um Berlin finden kann: Große Bunker (Grundfläche ca 60x60 m), keine Startbahn, dafür Betonflächen, von denen aus Raketen von mobilen Abschussrampen aus abgefeuert werden können. 3/