Eines der meistüberschätzten IB-Konzepte der letzten zwei Jahre lautet: „strategische Ambiguität“. Es zeugt von einiger institutioneller Naivität, Putin, der uns wie ein offenes Buch liest, könne man irgendwie in Unklarheit lassen, was unvermeidlich folgen wird: Gespräche. Für einen Teil der transatlantischen IB-Szene wird es in nächster Zeit unangenehme Einsichten geben. Dass optimistische Erfolgserwartungen militärischer Putinbezwingung aussichtslos waren, man auch Fassade halten wollte und (mit neuester Entwicklung) ganz anderes Szenarien nahen.

Herrn Ischingers „Überflüssig!“ ist noch die freundlichere Standardarroganz, die Habermas aus dem politisch-akademischen Komplex die Woche erhielt. Es gibt eine regelrechte Verengung und Abwehr des Denkens, die jeden Umweg, jede Elaboration, jede Skepsis im Keim ersticken will.

https://twitter.com/ischinger/status/1625897302517854209

Habermas Text ist im Wesentlichen ein Vortragen von Überlegungen, fast ein wirklicher ,Vortrag‘, wie man ihn besuchen kann, wenn man den Horizont weiten möchte, etwas mehr hören und lesen, das Krieg in Form und Folgen durchaus ,für den Kopf‘ etwas breiter beleuchtet und ordnet.

Eigentlich war russ. Deserteuren Schutz garantiert, aber nun sollen die, die vor Einzug in D ankamen zurückgewiesen werden, da man ihre Einziehung militärisch für „nicht beachtlich wahrscheinlich“ hält. Die Realität: gerade sie werden an Front verheizt — Bürokratieselbstblockade. Gerade so junge Russen wie im Clip sind halbe Kinder. Traumatisiert, von ihren Eltern bei Nacht und Nebel ins Ausland geschickt zu sein, sollen sie nun in das Land zurück, aus dem sie flohen, wissend, was ihnen erst recht jetzt bevorsteht. Ganzer Bericht:

In Vorbereitung auf Staffel 4 von „Borgen“ mit der Staffel 3 wieder eingestiegen, annehmend sie wohl damals nicht mehr gesehen zu haben, dann erkannt, dass ich sie bereits kannte, aber nicht mehr so gut, dass ich sie nicht nochmal sehen wollte, weshalb ich genau das abermals tue. Wer Borgen, was vor 10 Jahren im Dänischen Fernsehen lief, noch nicht kennt: der inoffizielle sehr erfolgreiche Vorläufer von Netflix’ House of Cards. Arte hat die ersten 3 Staffeln frei in Mediathek (GEZ liebt euch). Lohnt immer noch einzusteigen. arte.tv/de/videos/RC-0…

Wenn man sich anschaut, wie bereits jetzt schlimmste Kriegsverbrechen begangen wurden und begangen werden und darüber alles Material auch ungefiltert öffentlich wird, kann man einen Eindruck kriegen, wie schnell sich etwas Grausames normalisiert und man es wie gelähmt hinnimmt. Das Schlimmste an diesen Entwicklungen: Man lernt mehr und besser mit ihnen zu leben, als man selbst wahrhaben wird. Im Zweifel gibt es dann auch die entsprechenden Abwehrationalitäten der Art: Tja, was soll man auch noch tun, so ist es nun halt, am besten kapitulieren sie halt.

Ich will gar nicht ausschließen, dass Gesellschaft insgesamt durch Debatte und Streit sogar lernen und weiterkommen kann, auch weil darauf oft formale Anpassungen (insbes. neue Rechtsnormen) folgen. Wichtig scheint mir aber zu sein, dass dem ,Lernen‘ einige Hürden entgegenstehen. Wenn man z. B. alles zu Klima und Energie gründlich durchprüfen und nach plausibler Evidenz entscheiden will, braucht man dafür ungemein viel Disziplin und Aufmerksamkeit von Seiten Einzelner/Privater. Tempo und Aufgliederung dieser Gesellschaft blockieren das weitgehend.

Die spannendsten ,Real-/Sozialexperimente‘ sind die, bei denen eine recht einheitliche formale Ordnung, ein regulatorisches Regime, in lokale und letztlich höchst individuelle Ordnungen überführt wird bzw. darin aufgeht, wie das nun die Realität der weiteren Coronapolitik ist. Man kann beobachten wie unterschiedlich die Akzeptanz der neuen und vor allem auch der Verlust der alten Ordnung erfahren und bewältigt werden. Besonders ist der Wechsel auch deshalb, da konkurrierende Regimeansätze (zentrale vs. individuale Lösung) in einen verschmolzen werden.

Wenn die Leute Anschuldigungen gemacht haben, die durch keine Beweise zu decken sind, sollten sie sich nicht noch mehr reinreiten, sondern sagen, dass sie da wohl geistig umnachtet waren, damit man die Sache ruhen lassen kann. Schwamm drüber. So klug muss man aber erstmal sein. Dass man ggf. Dinge gesehen und erlebt haben will, die sich für Außenstehende nicht erschließen lassen, ist so selten nicht. Menschen können wirklich glauben, ihnen sei etwas widerfahren, weil Eindrücke zur Realität geworden sind. Sie selbst wollen das natürlich so nicht sehen.

Les wieder sehr schlaue Tweets über die böse DB und ihre Störungen im Norden. Mancherorts sind 10cm tiefnasser Pappschnee gefallen. Dadurch gibts schnell Schneebruch und Strecken werden für ein, zwei Stunden unpassierbar. Dann fällt mal ein Zug aus. Niemand kann sowas vermeiden. Wenn man auf der Autobahn Unfälle und Stau hat, sei es durch Witterung wie aktuell, muss man auch mal warten. Bei einem frühen oder späten Wintereinbruch sollte man am Reisetag lieber was mehr Zeit einplanen. Der nächste Zug fährt ja meist schon wieder. Natürlich ist das unschön.

Ein paar Organisation-bezogene Gedanken zum Wannsee-Komplex gestern im ZDF. Das für viele Betrachter der #Wannseekonferenz -Filme (es gibt ja Filme und Dokus zuvor) Erschreckende oder tief Irritierende liegt ja keineswegs daran, dass diese Konstellation einem so völlig fremd sei. Sondern, im Gegenteil, in der Vertrautheit. Präziser ist es der Kontrast von Fremdheit und Vertrautheit in einem. Solche Lenkungs- und Leitungskreise findet man abseits des Inhalts bis heute in den Führungsstrukturen von Staat und Wirtschaft.

War die Kritik an der FDP nach Regierungseintritt so absehbar? Absolut. Ich wusste, dass es genau so kommen wird. Wie es viele andere wussten. Denn so kommt es immer. Wenn der Liberalismus koaliert, kommen sie alle angelaufen und rufen Verrat. Die ewige Last dieser Partei. Dabei geht es aber nicht nur um Aktuelles, sondern Prinzipien. Für große Teile der FDP ist die SPD-Kanzlerschaft ganz in Ordnung. Aber bestimmte Teile sehen die Wahl von Merz und die CDU, schmollen und schmachten. Sie wollen es nicht wahrhaben, dass die Ampel da ist und bleibt.

Eine freie Gesellschaft wird ständig die Sorge umtreiben, ob sie nicht doch unfrei sei. Man muss sehen, dass diese steigende Selbstirritation nicht mit Politik und Pathos zu klären ist, sondern, kühl betrachtet, schlicht die geradezu logische Folge allen Fortschritts darstellt. Schon der Begriff „Freiheit“ kann unter Bedingungen einer sich frei voraussetzenden Welt (bzw. eines Teils davon), fast nur noch mit engen Vorstellungen des individuellen verbunden werden. So angegangen, ist „freies Leben“ unter komplexen Bedingungen freilich permanent gefährdet.

Gesellschaft ist heute, kurz gesagt, eigentlich dauerverstrickt in das Problem, ihre immer mehr gesteigerte Selbstkritik, -dramatisierung und -skandalisierung nur noch schwer abkühlen oder disziplinieren zu können, da auch diese Versuche sich direkt wieder moralisieren lassen. Man kann das auch als Verarbeitungsfolge immer höherer Emanzipation/Liberalisierung betrachten. Kurioserweise steigert man mit Freizügigkeiten auch das Potenzial zur Ent-/Antidifferenzierung, weil nun die Ordnung anderer beobachtet und als Differenz problematisiert werden kann.

Heute hatte ich ein interessantes Gespräch indirekt um #Fridays4Future. Eine Ringeltaube hat direkt am Haus ein Nest gebaut. Also rief ich aufs Umweltamt an, was zu tun sei. Schnell war klar, dass es vorerst erhalten bleiben muss. Wie es so kam, ging der Dialog weiter. 1/ Der sehr freundliche Amtsmann erklärte, wie die Taubenproblematik in der Stadt sich mit der Zeit entwickelt hat. Dazu muss man sagen, dass unsere Stadt im Außenbild von einem sehr "grünen" Image profitiert. Ökologie/Park/Wasser etc. stehen immer groß auf der Agenda. 2/