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Apr 4, 2022, 25 tweets

Update #Ukraine .
In diesem Thread soll es vertieft um zwei Themen gehen:
- die massiven westlichen Waffenlieferungen für Hunderte Millionen € an die ukrainischen Truppen seit Ende März;
- wie die Bilder aus Butscha die politische und diplomatische Lage verändern
Thread👇
(1/25)

Seit einigen Tagen ist die zweite große Welle von westlichen Waffenlieferungen an die #Ukraine angelaufen.
Am weitesten will UK gehen.
Johnson erklärte bereits vor Tagen, verschiedenste Waffensysteme an ukr.Truppen liefern zu wollen, darunter Artillerie, Angriffsdrohnen etc
(2/25

Zudem haben britische Truppen schon vor Tagen angekündigt, über 80.000 Helme an die Ukrainer zu "spenden".
Britische Soldaten hätten sich "tagelang" mit dem Packen der Helme beschäftigt.
Ein Vorteil sei, dass die Ukrainer "die britischen Helme schon kennen".
(3/25)

Auch Deutschland machte Ende März/Anfang April den Weg für weitere umfangreiche Waffenlieferungen frei.
Die BuReg genehmigte die Lieferung von Schützenpanzern an die ukrainische Armee. Es handle sich dabei um DDR-Bestände, die sich derzeit in Tschechien befinden würden.
(4/25)

Insgesamt seien es 58 Panzerkampfwagen vom Typ „PbV-501“ (damals als BMP-1 bekannt).
Nach der Wiedervereinigung gelangten sie zur Bundeswehr und wurden später an Schweden und weiter an Tschechien übergeben.
Die Lieferung an Drittländer musste trotzdem von Berlin genehmigt werden.

Die Vorbereitungen für die nächste Waffenlieferung an die #Ukraine begannen bereits im März.
Darunter sind Panzerfäuste, Drohnen, Mörser.
Insgesamt ist es eine Liste von Rüstungsgütern im Wert von 300 Millionen Euro vor, die "kurzfristig an die Ukraine" geliefert werden sollten.

Es heißt in diesem Zusammenhang auch, dass die #Ukraine über 5000 Panzerabwehrwaffen „Matador“ in Deutschland eingekauft habe.
Rund die Hälfte davon wurde bereits im März geliefert.
Der Rest sollte "in den kommenden Wochen" folgen.
Die Kosten trägt die ukrainische Regierung.
(7/)

NICHT geliefert werden dagegen Schützenpanzer vom Typ Marder.
#Kiew hatte rund 100 Stück davon sowie andere schwere Waffen angefragt und bekam zunächst eine Ablehnung.
Alle deutschen "Marder" seien "in Nato-Verpflichtungen gebunden".
Vielleicht ändert sich das nach Butscha
(8/25)

Des Weiteren erklärten Ende März/Anfang April auch Kanada, Dänemark und Norwegen, dass sie demnächst weitere Raketenwerfer und Panzerabwehrwaffen an die #Ukraine liefern werden.
Die Rede ist von insg. fast 9000 Stück der M72 LAW, die sich gegen Panzer und Gebäude einsetzen lassen

Anfang April erklärte auch Spanien, man habe bereits 10 schwere Transportflugzeuge mit Rüstungsgütern an die #Ukraine geschickt.
An Bord seien "offensive Materialien".
So wolle man "maximal dem ukrainischen Volk" helfen.
(10/25)

Schließlich erklärten auch die USA bereits Ende März, ihre Waffenlieferungen an die #Ukraine deutlich auszuweiten.
Unter anderem wolle man sogenannte "Kamikaze"-Drohnen an die ukrainischen Truppen schicken.
Vermutlich vom Typ "Switchblades".
Zudem noch weitere Raketen etc.
(11/25

Zu bedenken.
All diese Waffenlieferungen wurden bereits Ende März/Anfang April beschlossen, hängten mit Butscha also NICHT zusammen.
Die verheerende Bilder aus der Ortschaft werden die Waffenlieferungen vermutlich nun um ein Vielfaches ankurbeln.
(12/25)

Was passiert war.
Nachdem russ.Truppen die Ortschaft Butscha bei Kiew räumten, kamen ungefähr seit Samstag Abend verheerende Bilder:
Eine komplett verwüstete Ortschaft. Dutzende Leichen von Zivilisten, die mitten in Straßen lagen.
Die Bilder sorgten weltweit für Entsetzen
(13/25)

Auf die Gefahr hin, gleichzeitig als "Westler-Troll", "Putin-Troll" und "Bandera-Troll" bezeichnet zu werden (ja, alle "Bezeichnungen" schon gehört, obwohl eigentlich komplett widersprechend), gebe ich in den folgenden Tweets die Positionen aller relevanten Akteure wieder...
(14/

Westliche Position:
Russische Truppen hätten beim Abzug aus der Stadt offensichtlich wahllos auf Zivilisten in den Straßen geschossen.
Laut Reuters sei es in vielen Fällen nicht sofort festzustellen, ob die Menschen "durch Splitter, Explosion oder Kugeln" getötet wurden.
(15/25)

Bei anderen habe es sich dagegen wohl eindeutig um Exekutionen gehandelt. Menschen hätten hinterm Rücken gebundene Hände und Schüsse in den Hinterkopf gehabt.
Hinzu kämen andere Fälle von Kriegsverbrechen wie Plünderung, Raub und gezielte Brandstiftung, so der Westen.
(16/25)

Ukrainische Position:
Ähnelt der westlichen, geht aber weiter.
Es seien keine Verbrechen einzelner Einheiten, sondern eine systematische Vernichtung.
Einige ukr.Vertreter sprachen von "Völkermord" bzw "Genozid".
In anderen Landesteilen seien ähnliche Zustände zu befürchten.
17/25

Russische Position:
Moskau dementierte die Verantwortung für die getöteten und exekutierten Zivilisten.
Russ.Truppen hätten die Ortschaft bereits am 30.März vollständig verlassen.
Danach seien dort ukr.Verbände eingerückt.
Erst nach 4 Tagen hätte Kiew dann die Bilder verbreitet.

Bei vielen der Getöteten seien zudem weiße Binden zu sehen - das (pro-)russ. Erkennungszeichen.
Offensichtlich hätten ukr."Territorialmilzen" beim Einrücken in der Stadt wahllos auf Alle mit weißen Binden geschossen oder sie später als "Kollaborateure" exekutiert, so Moskau.
(19/

UNO:
Man könne sich noch nicht zu den genauen Ursachen und Umständen äußern.
Die Bilder deuten aber auf "Kriegsverbrechen und Verletzungen des Völkerrechts" hin.
Guterres kündigte "eine unabhängige Untersuchung" an, die zu "effektiver Rechenschaft" führen werde.
(20/25)

Umso wichtiger sei es jetzt , "alle Leichen zu exhumieren und zu identifizieren".
Unter den in Massengräbern Beigesetzten könnte es auch ukrainische und russische Soldaten geben.
Die Exhumierung sei notwendig, um die genaue Todesursache und die Verantwortlichen festzustellen.
21/

Der Fall von Butscha wird nun dauerhaft (womöglich Jahre oder gar Jahrzehnte) die Internationalen Gerichte und Menschenrechtsorganisationen beschäftigen.
EU erklärte bereits, man sammle verifizierbare Beweise und werde sie gebündelt den entsprechenden Gerichten vorlegen.
(22/25)

Human Right Watch kündigte eine umfassende Untersuchung an.
Beweise werden gesammelt "und als Kriegsverbrechen untersucht" werden.
Man rief zudem Moskau dazu auf, die mutmaßlichen Verbrechen seiner Soldaten und insbesondere der lokalen Feldkommandeure öffentl. zu untersuchen
(23/

Die juristischen Folgen werden Jahre dauern.
Deutlich kurzfristiger sind dagegen die politischen Reaktionen.
Als Reaktion auf Butscha fordern westl. Politiker eine massive Ausweitung der Sanktionen sowie die deutliche Ankurbelung von Waffenlieferungen an die #Ukraine .
(24/25)

Auch jegliche Art von Friedenskompromiss ist vom Tisch.
Westl. Politiker erklärten, es dürften jetzt keine Zugeständnisse durch Verhandlungen mehr gemacht werden.
Auch ukrainische Politiker wiesen ab nun jede Art von Zugeständnissen bei Friedensverhandlungen ab.
(25/25)

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