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Jul 14, 2022, 25 tweets

Update #Ukraine .
Im Überblick:
- ukr. Truppen setzen schwere HIMARS-Angriffe fort, RUS bereitet Kontermaßnahmen vor;
- Iran soll angeblich "Hunderte" Drohnen an russische Truppen liefern;
- die EU gibt im Streit um die Kaliningrad-Transitsperre nach.
Neuer Thread 👇
(1/25)

Ukrainische Truppen setzen ihre schweren HIMARS-Angriffe auf russische Positionen entlang der gesamten Frontlinie weiter fort.
In der Nacht zum Dienstag trafen HIMARS-Raketen ein Depot in Nova Kachovka und provozierten eine gewaltige Explosion.
#Ukraine
(2/25)

Was genau getroffen wurde, war zunächst umstritten.
Manche Quellen sprachen von einem Munitionsdepot, andere von "Salpeter-Lager", also im Prinzip Dünger.
Dass auch Dünger eine gewaltige Explosion verursachen kann, war bsp. in Beirut zu beobachten.
Manche vermuten beides zusammen

In der Nacht zum Mittwoch attackierten ukr.Truppen dann eine Basis der Flugabwehr bei Luhansk und richteten schwere Schäden an.
Wie man an der Tendenz schon erkennt, finden die Angriffe täglich und meistens nachts statt...vermutlich um das Risiko eines Gegenschlags zu minimieren.

Nach russ.Darstellung werden die Angriffe geballt mit Uragan-, Totschka-U- und HIMARS-Raketen ausgeführt, was die Flugabwehr rein quantitativ überwältigt.
Die "Uragan" sorgen dafür, dass die Flugabwehr ihre gesamte Munition verbraucht, die HIMARS sorgen dann für Präzisionstreffer

Man sieht auch seit Tagen, dass die Frontlinie weitgehend stehen geblieben ist.
Russische Quellen bezeichnen dies als eine "operative Pause", um den Sturm auf Slavjansk-Kramatorsk vorzubereiten.
Ukrainische Quellen sehen darin dagegen die Folge der schweren HIMARS-Angriffe
(6/25)

Um die HIMARS auszuschalten, scheint der russ.Generalstab derzeit auf 2 Kontermittel zu setzen.
Zum einen werden derzeit massiv Totschka-U-Raketen an verschiedene Stellen der Front gebracht.
Russ.Kriegsreporter vermuten, dass man damit die "Jagd auf die HIMARS" machen will
(7/25)

Demnach sollen die "Totschkas" an verschiedenen Stellen der Front permanent im Wartemodus aufgebaut werden und mit ihrer 120-km-Reichweite so ziemlich die gesamte Frontlinie abdecken.
Sobald ein HIMARS-Abschuss registriert wird, würden die "Totschkas" darauf abgefeuert.
(8/25)

Inwiefern die Überlegung stimmt bzw. ob der Plan so aufgehen kann, werden wir vermutlich schon bald sehen.
Die zweite Kontermaßnahme in der "Jagd auf die Chimären", wie es ironisch genannt wird, scheint der massive Ausbau der Flotte von Kriegsdrohnen über dem Schlachtfeld zu sein

Laut dem US-Sicherheitsberater Sullivan hat das Pentagon Hinweise bekommen, dass der #Iran die Lieferung von "Hunderten" Kriegsdrohnen an Russland vorbereitet.
Auch die Ausbildung von russischen Offizieren an den iranischen Drohnen solle begonnen werden.
(10/25)

Sowohl Moskau als auch Teheran haben die Meldungen dementiert, so ganz unplausibel klingen sie trotzdem nicht.
Russische Truppen und Kriegsreporter beklagen seit Wochen einen gravierenden Mangel an Drohnen, sei es nun schwere Angriffsdrohnen oder kleine Aufklärungscopter.
(11/25)

Zuletzt hatten sogar Vertreter der russischen Regierung offen zugegeben, dass die Front nicht ausreichend mit Drohnen ausgestattet sei.
Eigentlich hat Russland die gesamte Palette von Drohnen - von Aufklärungs- über Kamikaze- bis hin zu schweren Angriffsdrohnen...
(12/25)

...aber die Quantität stellte sich im #Ukrainekrieg als absolut unzureichend heraus.
Russische Drohnenproduktion wurde nach russ.Medienberichten bereits auf 3-Schicht-Produktion (also quasi 24h rund um die Uhr) umgestellt, kann die Bedürfnisse der Front aber trotzdem nicht decken

Unter solchen Umständen scheint es plausibel, dass man diese Lücke einfach über eine Großlieferung aus dem befreundeten #Iran decken will - zumal der Iran über die gesamte Palette von Kriegsdrohnen verfügt, die sehr gute technische Charakteristika aufweisen.
(14/25)

Viele der iranischen Drohnen wurden durch Reverse Engineering der US-amerikanischen Maschinen entwickelt, die über dem Land abstürzten oder abgeschossen wurden.
Man rechnet damit, dass Teheran eine der größten (vielleicht DIE größte) Drohnen-Flotten in Nahost unterhält.
(15/25)

Auch wäre es recht logisch, dass der Kreml die Drohnen-Anschaffung beim #Iran nicht öffentlich bekannt geben will.
Denn im Prinzip wäre es ein Eingeständnis, dass:
a) man den Umfang der Kampfhandlungen unterschätzte,
b) die eigene Drohnenproduktion nicht hinterherkommt.
(16/25)

Wie dem auch sei.
Der #Iran wittert derzeit seine Chance, ausgiebiges politisches Kapital aus dem #Ukrainekrieg bzw. aus dem begleitenden russisch-westlichen-Kräftemessen zu schlagen.
Am 19. Juli sollen in Teheran russisch-türkisch-iranische Verhandlungen stattfinden.
(17/25)

Der Iran scheint auf eine Position als neues Drehkreuz für den Handel zwischen Nord und Süd hinzuarbeiten.
u.A. werden im Vorfeld des Gipfels Karten verbreitet, die eine neue Handelsroute zwischen RUS und Indien präsentieren.
Iran wäre bei diesem Korridor das wichtigste Land.
18/

Aber auch die Türkei hat sich natürlich schon seit Längerem (geopolitisch gesehen) recht geschickt in dem Konflikt positioniert und profitiert nun ausgiebig von guten Beziehungen sowohl nach Moskau als auch nach Kiew sowie agiert als Vermittler zwischen den beiden Seiten.
(19/25)

Allein schon beim nun beschlossenen NATO-Beitritt von Schweden und Finnland konnte Ankara für sich ausgiebige Zugeständnisse herauspokern...ganz zum Entsetzen der kurdischen Diaspora in Skandinavien.
Mehr dazu hier👇
(20/25)

Auch in der Kaliningrad-Frage gibt es Neues.
Zur Erinnerung:
Ende Juni eskalierte die Lage im Baltikum, als Litauen (nach entsprechender Abstimmung mit Brüssel) eine de-facto Halb-Blockade der russischen Exklave #Kaliningrad verhängte.
Hier mehr 👇
(21/25)

Russland reagierte scharf und drohte mit radikalen Gegenmaßnahmen.
Was für Maßnahmen das wären, blieb unklar. Vermutet wurde eine "Gegenblockade" der baltischen Staaten, die fast komplett von RUS und BEL umschlossen sind.
Teilweise wurden auch militärische Szenarien diskutiert.

Die russische Zeitung "Izwestia" berichtete nun mit Verweis auf einen hochrangingen russischen Beamten, dass die EU in der Frage de facto nachgegeben hat.
Die Kaliningrad-Blockade sei vom Tisch.
Die Transitsperre werde aufgehoben.
(23/25)
iz.ru/1363841/elnar-…

Kurze Zeit später meldete sich die EU-Kommission und erklärte die Berichte.
Straßentransporte bleiben gesperrt.
Bahntransite werden dagegen für alle zivilen Waren, auch die sanktionierten, wieder aufgemacht.
Eine Versorgungsblockade ist somit vom Tisch.
#Kaliningrad
(24/25)

Die Entscheidung hat sich schon seit Wochen angedeutet. Bereits Ende Juni wurde berichtet, dass ein "Deal" im Kommen sei.
Litauen erklärte damals, dass der Kompromiss eine "Niederlage" für die EU sei und sprach ihre Enttäuschung aus.
(25/25)
spiegel.de/ausland/russla…

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