Anke DomscheitBerg @ankedb@linke.social Profile picture
Publizistin, Netzaktivistin u Bundestagsabgeordnete (MP) für DIE LINKE. Weil digitale Revolution eine soziale Revolution braucht ❤️✊❤️

Jul 19, 2022, 30 tweets

meinen Thread zu Tag 4 der Delegationsreise des Ausschusses für Entwicklungszusammenarbeit nach Malawi u Südafrika gibts hier am Stück: threadreaderapp.com/thread/1548554…

Der Thread zu Tag 5 beginnt mit diesem Tweet. Um Verwirrung zu verhindern, nummeriere ich mit /5-1
#btAWZMalawiSA

Wir fahren von Pretoria Richtung Nordosten, in die Provinz Limpopo, nach Elandsdoorn, Distrikt Sekhukune. Es ist eine strukturschwache Region, dünn besiedelt. Unser Ziel: ein Forschungs- u Gesundheitszentrum der NGO Ndlovu Health Group.
/5-2 #btAWSMalawiSA

Vertreter:innen der Ndlovu Health Gr. berichten von Engagement in d. Bereichen: Kinderbetreuung + Jugendarbeit, Wasserzugang u Hygiene, Forschung, Gesundheitsservice rund um Covid19, HIV + TBC, insb. um vulnerable Gruppen zu erreichen.
/5-3 #btAWSMalawiSA

Die Ndlovu Health Group hat ü 70 Wasserprojekte umgesetzt, die meisten mit Solarenergieversorgung, um Zugang zu sauberem Wasser auch in armen Regionen Südafrikas sicherzustellen, u 30 Childcare Zentren gebaut, um Müttern den Zugang zu Arbeit zu erleichtern.
/5-4 #btAWSMalawiSA

Die Ndlovu Health Group befaßt sich außerdem mit Forschung zur Bekämpfung von HIV-AIDS u Covid19, aber immer mit dem Fokus auf Public Health (also nicht auf Gewinnmaximierung). Sie war an diversen internat. klinischen Tests von Covid-19 Impfstoffen beteiligt.
/5-5 #btAWSMalawiSA

Ein bes. Schwerpunkt ist die prakt. Unterstützung der Covid-19 Impfkampagne - 100.000 Menschen hat die Ndlovu Health Group in der Region geimpft + über 40.000 mediz. Fachkräfte. Gut 60% ist die Impfquote in S.A., in der Region liegt sie bei 45% Erwachsener.
/5-6 #btAWSMalawiSA

Viele Impfungen finden in dem dünn besiedelten Gebiet mit Impfmobilen statt, man geht auch von Tür zu Tür, spricht Menschen auf d Weg zur Arbeit an, adressiert undokumentierte Immigrant:innen, Saisonarbeitende, Sexworkerinnen, Drogenabhängige.
/5-7 #btAWSMalawiSA

DE unterstützt mit @giz_gmbh u @KfW_FZ die Arbeit der Ndlovu Health Group, vor allem bei der Bekämpfung der Pandemie. Beim Rundgang durch d Laborbereich können wir das Ergebnis davon sehen, denn auch 1 PCR Gerät u 1 Gen-Sequenzierer gehören dazu.
/5-8 #btAWSMalawiSA

so sieht es aus, das Sequenziergerät, das über die dt. Entwickungszusammenarbeit bereitgestellt wurde. Wir hätten es gern in Aktion gesehen, Doktorand C J bedauerte sehr, dass die vorbereitete Demo von einem Software Update verhindert wurde (wir auch).
/5-9 #btAWSMalawiSA

5% aller positiven Covid-19 Tests werden hier sequenziert, das finde ich sehr bemerkenswert, in DE sind wir davon (soweit ich weiß) weit entfernt. Eine neue Variante wurde übrigens in der letzten Zeit nicht dort entdeckt (wir haben natürlich gefragt).
/5-10 #btAWSMalawiSA

Und so siehts im Kühlbereich der Ndlovu Health Group aus: riesige Kühlschränke, in denen bei -80 o. sogar -140 Grad z.B. Samples von jedem pos. Covid-19 Test liegen, was auch retrograde Forschung ermöglicht, z.B. um d Ausbreitung von Omikron nachzuvollziehen.
/5-11 #btAWSMalawiSA

Die Zus.arbeit von DE mit Südafrika rund um Covid-19 ist vielfältig. DE stellte 51 Mio € bereit, für Impfkampagnen u für Ausbau regionaler Impfstoff-Produktionskapazitäten, denn nur 1% der in Afrika verimpften Dosen wurden auf in Afrika hergestellt!
/5-12 #btAWSMalawiSA

DE unterstützt damit u.a. Fachkräftequalifizierung in der Biotechnologie, Aufbau von Pilotanlagen für Impfstoffproduktion, Stärkung der nat. Regulierungsbehörde (Impfstoffe sollen ja international anerkannt werden), Digitalisierung u. Kühlketten.
/5-13 #btAWSMalawiSA

Am Rande erfahren wir von Seiteneffekten der C19 Pandemie. So gibt es mehr verwaiste Kinder, + viel mehr fortgeschrittene HIV Erkrankungen, wie man sie dort seit 15 J nicht sah. Die Verbreitung von AIDS nahm wieder stark zu, denn alles fokussierte auf C19.
/5-14 #btAWSMalawiSA

Von der Provinz Limpopo führt unsere nä. Fahrt nach eMalahleni, Provinz Mpumalanga, östlich von Pretoria. Die Region ist ein Zentrum des Kohlebergbaus. Kohle ist in Südafrika die Basis für 80% der Stromerzeugung. Just Transition ist daher wichtiges Thema.
/5-15 #btAWZMalawiSA.

Wir treffen in eMalahleni diverse Vertreter:innen der Region, von Eskom - dem staatl. Energieversorger, der Green Cluster Agency, Bürgermeister:innen, die Landrätin u weitere, um uns über Energiewende auszutauschen. Mpumalanga ist etwa 10 mal die Lausitz.
/5-16 #btAWZMalawiSA

Die Region hat nur die Kohle, zigtausende Arbeiter:innen hängen direkt davon ab. Aber Südafrika ist einer der Top 20 Treibhausgas Emittenten der Welt. Die Energiewende ist ein Muß. Das Land will unbedingt seinen Beitrag zum 1,5 Grad Ziel leisten.
/5-17 #btAWZMalawiSA

Aber Just Transition - die sozial gerechte Energiewende - ist hier sehr ernst gemeint. Zur Energiewende kommt also auch die Herausforderung, die Region Mpumalanga neu zu erfinden u niemanden zurückzulassen. Plus: das Energiedefizit von ca. 6.000 MW zu decken.
/5-18 #btAWZMalawiSA

Die Lage wird erschwert, weil der Energieversorger hoch verschuldet u die Kraftwerke marode sind. Allein in Mpumalange stehen 5 große Kohlekraftwerke. Die Just Energy Transition Partnership (JETP) soll helfen, neben DE u. SA sind EU, USA, GB u FR beteiligt.
/5-19 #btAWZMalawiSA

Wir erfahren, dass der Präsident Südafrikas eine „Presidential Commission on Climate Change“ berief, dass zZ ein Klimawandel-Gesetz im Parlament verhandelt wird, das mit dem 1,5 Grad-Ziel tatsächlich kompatibel ist. Es umzusetzen, wird ein enormer Kraftakt.
/5-20 #btAWZMalawiSA

Man möchte die Bevölkerung der Kohleregion unbedingt an der Gestaltung der Just Transition beteiligen, es gibt etliche partizipative Formate u öffentliche Events, wo Bürger:innen debattieren, wie sie sich eine sozial gerechte Energiewende vorstellen.
/5-21 #btAWZMalawiSA

Außerdem wurde im Mai 2022 eine Green Cluster Agency gegründet, die unterschiedliche Akteure bündelt, von Staat über Zivilgesellschaft bis Wirtschaft. Es geht nicht nur um Energie, auch um Wasserknappheit, Kreislaufwirtschaft u nachhaltige Landwirtschaft.
/5-22 #btAWZMalawiSA

In Mpumalanga könnte die 1. Sonderwirtschaftszone Südafrikas für erneuerbare Energien entstehen. Das weckt schon jetzt Interesse privater Investoren aus aller Welt, die in Wind u Sonne investieren wollen. Von 4 bill. Rand (235 Mrd€) Invest. ist die Rede.
/5-23 #btAWZMalawiSA

Die Bürgermeisterin von eMalahleni sorgt sich: wie umgehen mit Tausenden verlorener Jobs? Was ist mit den indirekten Jobs, zB denen die Mittagsimbiß an Bergarbeiter verkaufen? was mit älteren Arbeitern? Wie kann man sie umschulen? Neue Firmen ansiedeln?
/5-24 #btAWZMalawiSA

Wir erzählen vom Ruhrgebiet u der Lausitz, ich erzähle auch von der schmerzhaften Transformation im Osten nach der Wende, die bis heute nachwirkt, von Fehlern, die man nicht wiederholen sollte. Auf beiden Seiten haben wir noch mehr Fragen als Antworten.
/5-25 #btAWZMalawiSA

Die Entschlossenheit, mit der man die Energiewende u ihre sozial gerechte Gestaltung angeht (zumindest erscheint sie mir so), ist beeindruckend, denn Südafrika 🇿🇦ist ein ungleich ärmeres Land. Ich bin gespannt, wie es sich weiterentwickelt!
/5-26 #btAWZMalawiSA

Übrigens hatte @KathrinAnna von @GrueneBundestag das Thema auf die Tagesordnung der Delegationsreise gesetzt, leider musste sie wg Krankheit ihre Teilnahme absagen (gute Besserung!). Ihre Expertise wäre sicher eine Bereicherung gewesen.
/5-27 #btAWZMalawiSA

Nach längerer Fahrt erreichen wir am Abend wieder Pretoria, wo wir zum 1. Mal einen freien Abend haben. Wir MdB verbringen ihn trotzdem gemeinsam u unterhalten uns viel. Man lernt sich parteiübergreifend ganz anders kennen auf solchen Reisen!
/5-28 #btAWZMalawiSA.

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