Thread: #MeinungvsFakten
In einem Leserbrief zu meinem Essay in der ZEIT wurde mir Unwissenschaftlichkeit vorgeworfen. Mein Text ist ein persönlicher Erfahrungsbericht mit vielen offenen Fragen, nicht mehr, nicht weniger. Aber darf ich das als Wissenschaftsjournalistin? (1/5)
Auch in #maiLab Videos teile ich manchmal meine Meinung - deutlich als solche von den Fakten abgesetzt. In den Kommentaren löst das Reaktionen aus wie “Bleib bitte bei den Fakten und behalte deine Meinung für dich.” Interessantes Reasoning. (2/5)
Die Öffentlichkeit ist voll von Menschen, die nicht nur ihre Meinung sagen, sondern sie mit Fakten vermischen, ja sogar als Fakten verkaufen. Darunter Menschen in machtvollen Positionen. Ich bin für klare Trennung zwischen Meinungen und Fakten, und das setze ich auch um. (3/5)
Doch es gelten, so scheint es mir, verschiedene Standards: Wenn eine Wissenschaftsjournalistin etwas Persönliches teilt, ist das unsachlich, aber wenn ein Politiker uns mit Bullshit überschwemmt, dann ist das halt normal. (4/5)
Wer denkt, Wissenschaftler/innen und Wissenschaftsjournalist/innen sollen ihre Meinung für sich behalten, alles andere sei unwissenschaftlich, sollte mal über diesen #doublestandard reflektieren.
ACHTUNG: Meine Meinung, keine Forschung. (5/5)
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
Tiere töten für wissenschaftlichen Fortschritt?
Eine Mehrheit ist dagegen.
(Genaue Zahlen variieren je nach Umfrage)
Tiere töten, weil sie lecker schmecken?
Geht klar für die 92% der Deutschen, die Fleisch essen.
(Laut BMEL-Ernährungsreport)
Ein Erklärungsversuch:
Tierversuchsgegner haben recht erfolgreich eine Behauptung etabliert: Tierversuche seien wissenschaftlicher Unsinn und nicht notwendig für die Forschung. Klar, würde das stimmen, müsste man Tierversuche sofort abschaffen. Nur stimmt das nicht.
Die Bedeutung von Tierversuchen für die Forschung ist unumstritten. Würden wir auf Tierversuche verzichten, müssten wir in Kauf nehmen, dass wir z.B. in der Alzheimer- oder Krebsforschung den Fortschritt signifikant verlangsamen oder sogar ganz stoppen würden.
Unser Wissenschaftssystem ist seit Langem krank und braucht dringend eine Generalüberholung. Obwohl seit über 2 Jahren gefühlt täglich über Wissenschaft geredet wird, hat kaum jemand die leiseste Ahnung, was in den Laboren und Bibs dieses Landes so alles abgeht.
Wem #ichbinhanna oder #WissZeitVG was sagt, ist entweder selbst betroffen oder hält es für Akademiker-Mimimi. Die Mehrheit hat noch nie davon gehört. So kriegt auch niemand mit, wieviel der 34 Milliarden € Steuergeld für Forschung eigentlich systematisch verplempert werden.
Das Thema "Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft" geht tatsächlich jeden einzelnen von uns an, aber es ist komplex. In 30 Minuten Sendezeit konnten wir bei #maithinkX nur die Basics behandeln. Aber immerhin haben wir das Thema überhaupt ins TV bekommen. maithinkx.de/folge11
Da @hendrikstreeck und ich gestern bei #Lanz vom Sendungsende unterbrochen wurden, hier mein Versuch, die Sterblichkeit von Gangelt / Heinsberg wirklich zu verstehen. Thread:
1) Im April 2020 wurden die ersten Ergebnisse der Heinsberg-Studie von Prof. Streeck in derselben PK kommuniziert, in der @ArminLaschet Öffnungen forderte. Message im Grunde: Dunkelziffer von COVID-19 in Gangelt höher als gedacht, daher Sterblichkeit niedriger als gedacht.
2) Mit Sterblichkeit ist hier die Infection Fatality Rate IFR gemeint.
IFR = Anzahl der Todesfälle / Anzahl aller Infizierten
Die später veröffentlichte Studie kam auf:
IFR = 7 / 1892 = 0,37% nature.com/articles/s4146…
"Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit" - daran habe ich über ein Jahr lang gearbeitet, mein bisher größtes Herzensprojekt. (Und der Grund, warum ich ein paar Monate lang vom Bildschirm verschwunden war.)
Es geht nicht nur um Wissenschaft, sondern auch um Debattenkultur. Über wissenschaftliche Fakten zu Viren wollen wir mit Experten verhandeln, aber an persönlichen Meinungen übers Gendern halten wir fest wie an Naturgesetzen.
Letztes Jahr haben mich die destruktiven politischen Debatten so frustriert, dass ich Talkshows kaum noch sehen konnte. TV-Anfragen habe ich irgendwann alle nur noch abgesagt, weil ich nicht zu Kontroversen beitragen wollte. (And don’t even get me started with Twitter…)
Ich kann beim Auftakt der #FactoryWisskomm leider nicht dabei sein, ich wünsche allen eine produktive Sitzung! 💪
Wenn wir mehr und gute #Wisskomm haben wollen, müssen wir Wissenschaftskommunikation neu denken - 5 Gedanken im Thread:
1) Wissenschaftskommunikation ist nicht einfach "reden". Gute Wisskomm braucht Training und Ausbildung. Dafür braucht es Zeit und Ressourcen.
2) Wissenschaftskommunikation muss dieselben inhaltlichen Qualitätsstandards erfüllen wie Forschung.
Was ist das Wisskomm-Äquivalent zu bspw. Peer Review?
Und wie geht man mit Wissenschaftler*innen um, die nachweislich Desinformationen verbreiten?
Die F.A.S. nahm den Muttertag zum Anlass, einen kritischen Kommentar über ein überholtes Mutterbild zu drucken. Aufhänger waren diese Illustrationen.
Die Autorin findet diese Käferchen “richtig schlimm”, sie hätten nichts mit ihrem Selbstverständnis als Mutter zu tun. Dasselbe könnte allerdings auch Illustratorin Claire Lenkova sagen, aus deren Feder die Käferchen stammen - welche die F.A.S. bei ihr in Auftrag gab.
Claire Lenkova, selbst moderne Mutter, die gegen Rollenbilder kämpft, kannte weder Text noch Kontext für die bestellten Käferchen und findet es nun ziemlich doof, als Zeichnerin eines überholten Mutterbildes dazustehen.