klar, ‚gute Kita‘ und ‚starke Familien‘ aktiviert, wie alle Sprache, Frames. Ohne Interpretationsrahmen (Frames) stellt sich für Wörter nun einmal keine Be-Deutung im Kopf ein. ‚Zitrone‘ aktiviert einen Frame: gelb, sauer, Vitamin C. ‚Restaurant‘ aktiviert einen Frame:
Speisekarte, Küche, Kellner. ‚Wald‘ aktiviert einen Frame: Bäume, Laub, Sonntagsspaziergang. Allerdings sind ‚Gute-Kita-‘ und ‚Starke-Familien-Gesetz‘ tatsächlich politisches Marketing und nicht das, was man klassisch als Politisches Framing bezeichnet.
Dort geht es prinzipiell um sprachliche Transparenz über die eigene (politisch-ideologische) Bewertung von Dingen. Steuern: Last (#Steuerlast) oder Verantwortung (#Steuerverantwortung)? Klimaveränderung: ein Wandel des Ist-Zustands zum Guten oder Schlechten (#Klimawandel) oder
eine krisenhafte Verschlechterung (#Klimakrise)? Spielregeln für Markt, Arbeit, Umwelt: Regulierung wirtschaftlicher Akteure in einem ‚freien’ Markt (#Regulierung) oder Schutz von Arbeitenden, Konsumenten, Natur (#Schutz)? Gewalt gegen Frauen:
‚starke Familien‘ dienen nicht dazu, den Blick auf eine (von mehreren und oft widersprüchlichen) Interpretationen eines Sachverhalts offenzulegen und sind daher tatsächlich kein klassisches Politisches Framing sondern politisches Marketing. Und ja, Marketing, Werbung,
Unternehmensführung, Familienstreit, Lernen, künstliche Intelligenz, etc. — das funktioniert alles nur über Frames, denn ohne Interpretationsrahmen kann der Mensch (oder die Maschine) Wörtern nun einmal keine Be-Deutung geben. Wer nochmal nachlesen mag
zur Natur politisch-ideologischer vs. anderer Frames, ich hab mich an einem kleinen, schnellen Überblick versucht in Politisches Framing (2016, v. Halem), Kapitel 2: "Zwei Goldhamster niesen auf die Blaubeere".
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das irreführenden Zerrbild vom „Framing vs. Fakten“ oder Framing als „Emotion vs. Fakt“ nicht weiter zu propagieren wäre ein großer Gewinn für unsre kritischen Diskurse! Framing ist das (sprachliche) Setzen von Interpretationsrahmen für Fakten. @Floskelwolke@NDMedienmacher (1)
Framing ist jedem Diskurs inhärent, in dem frei und demokratisch über unterschiedliche Bewertungen von Fakten gestritten wird: Klimawandel oder Klimakrise? Arbeitnehmer oder Arbeitsleistende? Strafsteuer oder CO2-Steuer? Erneuerbare Energien oder saubere Energien? (2)
#Frames machen Fakten überhaupt erst interpretierbar. Deshalb ist zB Künstliche Intelligenz ‚nichts weiter’ als Frames in Maschinen einzuspeisen (Marvin Minsky). Deshalb basieren Gesetzestexte auf Frames (Steven Winter). Deshalb können wir Literatur nur verstehen, indem unser (3)
danke fürs Geraderücken — es ist so wichtig, dass Meinungsbildner bei diesem Thema nicht länger medialen Zerrbildern aufsitzen, sondern sich über die Wissenschaft informieren. Fakten zur Framing-Forschung sind wirklich schnell nachgelesen bei Google Scholar & in (1/5)
Büchern wie zB von Nobelpreisträger Daniel Kahnemann (Thinking Fast and Slow), Umberto Eco (Lector in Fabula), George Lakoff (Don’t Think of an Elephant) oder auch mir (Politisches Framing). Schnelles Beispiel von Kahnemann: Wird zu einer OP eine 10% Sterbe- vs. 90% (2/5)
Überlebenschance angegeben, entscheiden sich Probanden bei Option 1 gegen den Eingriff. Die Fakten ergeben ohne Referenzenrahmen (Frame) keinen Sinn — man muss zwischen ‚Sterben’ und ‚Leben’ als Bezugsrahmen entscheiden. Frames sind zunächst einfach nur unterschiedliche, (3/5)
Wörter nun einmal keine Be-Deutung im Kopf ein. ‚Zitrone‘ aktiviert einen Frame: gelb, sauer, Vitamin C. ‚Restaurant‘ aktiviert einen Frame: Speisekarte, Küche, Kellner. ‚Wald‘ aktiviert einen Frame: Bäume, Laub, Sonntagsspaziergang. Allerdings sind ‚Gute-Kita-‘ und
‚Starke-Familien-Gesetz‘ tatsächlich politisches Marketing und nicht das, was man klassisch als Politisches Framing bezeichnet. Dort geht es prinzipiell um sprachliche Transparenz über die eigene (politisch-ideologische) Bewertung von Dingen. Steuern: Last (#Steuerlast) oder